1
Jul
2018

Tag 3 Ausangate Circuit – Sidetrip zum Rainbow Mountain!

Heute ging es als Sidetrip vom Ausangate Circuit zum Rainbow Mountain. Das war wie nicht anders zu erwarten richtig kräftezehrend, immerhin querten wir einen Pass von knapp 5.000 Metern und bestiegen einen Gipfel von etwa 5.200 Metern um eine gute Aussicht auf den farbenprächtigen Berg zu erhalten. Aber es hat sich gelohnt. In der zweiten Tageshälfte liefen wir dann zum Ausangate Circuit zurück und bezogen als Camp beim Ausangate Lake an der Südflanke des Berggiganten eine alte Hütte…

Die letzte Nacht war doch tatsächlich noch kälter als die zuvor. Der Inhalt unserer Wasserflaschen war am heutigen Morgen mal fast komplett gefroren. In den Flaschen fand sich fast ein kompletter Eisblock. Dennoch hatten wir die Nacht, so unser beider Gefühl, weniger gefroren als in der ersten. Ich für meinen Teil hab allerdings auch noch ne weitere Lage Klamotten getragen und mich dermaßen in den Schlafsack zurückgezogen, dass aber auch gar nichts mehr von mir herausschaute.

Um 6 Uhr standen wir auf und räumten unsere Sachen zusammen. Wir wollten früh auf den Trek kommen, denn ab 10 Uhr sollte der Rainbow Mountain – eine der Attraktionen um Cusco – recht überlaufen sein. Unzählige Busunternehmen bieten mittlerweile Tagesausflüge zu dem farbigen Berg an und irgendwann so gegen 8.30 Uhr kommen die Busse wohl auf dem Parkplatz am Beginn des knapp anderthalbstündigen Aufstiegs zum Rainbow Mountain an.

Um 7 Uhr waren wir auf dem Trek. An sich hätten wir noch früher losgekonnt, doch ich schnitt mir doch mal direkt bei dem Versuch einen Zelthering aus dem „Nahezu-Permafrostboden“ zu ziehen, richtig schön tief in den Zeigefinger und musste das ganze erstmal desinfizieren und verbinden.

Unser Camp hatte sich ja bereits auf knapp 4.800 Metern befunden. Dennoch stiegen wir noch über eine Stunde teils querfeldein und damit umso steiler bis zur ersten Passhöhe des Tages auf. Diese befand sich irgendwo auf 5.000 bis 5.100 Metern schätze ich.

Moment, nur 200 bis 300 Meter Höhenunterschied? Und dafür über eine ganze Stunde?

Jau, dafür benötigten wir eine ganze Stunde bzw. sogar etwas mehr. In der dünnen Luft hier oben wird jeder Schritt mit Rucksack zur Anstrengung – selbst wenn es nur in ebenem Gelände vorangeht. Im Anstieg selbst hat man das Gefühl um dutzende Jahre gealtert zu sein. Selbst beim Zusammenpacken des Zeltes bekommt man die dünne Höhenluft bereits zu spüren und keucht vor Anstrengung.

Mein Motivator für die Anstrengung im Aufstieg war übrigens der Rocky Filmsoundtrack. Geile Musik! Absolut großartig für sowas 😉

Auf der Passhöhe war auch bereits der Rainbow Mountain in der Ferne zu sehen. Ich schluckte etwas, denn der Berg schien weiter entfernt als gedacht und ich konnte mir kaum vorstellen, dass wir ihn vor 10 Uhr erreichen würden. Denn auf dem Weg zum Berg mussten wir erstmal einige hundert Meter von der Passhöhe durch verharschten Schnee absteigen, um uns dann durch hügeliges Gelände mehrere Kilometer bis zum Berg durchzuschlagen. Dieser bzw. der vorgelagerte Aussichtsberg, dessen Gipfel etwa auf 5.200 Meter liegt, wollte abschließend dann auch noch erklommen werden. Ein straffes Programm für noch knapp anderthalb Stunden…

Der Weg vom Pass hinunter durch den Schnee ließ sich besser laufen als gedacht. Wir erreichten recht zügig zusammen mit dem Amerikaner Luke, den wir gestern am frühen Abend noch kennengelernt hatten, die unterhalb vom Pass gelegene Lagune.

Der weitere Weg führte nun immer wieder steil ansteigend durch eine weite hügelige Landschaft voller großer Felsbrocken sowie an teils gefrorenen Seen vorbei. In der Ferne fiel unser Blick auf die bunten Berge, die es in dieser Region hatte. Dieses Tal mit seinen vielen Farbschattierungen, vor allem in grün und rot, war unheimlich toll anzuschauen. Manches Mal wirkte die Landschaft heute regelrecht wie gemalt. Und so hatte es auch heute abermals eine fantastische Aussicht nach der anderen.

Der letzte Anstieg auf den gelblich gefärbten Aussichtsberg vor dem Rainbow Mountain war noch mal ein wahnsinniges Stück Arbeit. Es ging ab dem Abzweig auf den Aussichtsberg gar nicht mal mehr sonderlich viel höher, vielleicht 80 Meter, doch zehrte die Gesamthöhe von nun knapp 5.200 Metern einfach an der verbliebenen Kraft und Kondition. Ich stoppte in diesem letzten Anstieg bestimmt ganze fünf oder sechs mal, nur um wieder etwas zu Atem kommen zu können.

Christian erreichte den Rainbow Mountain eine Viertelstunde nach mir. Wir hatten es damit geschafft noch vor 10 Uhr den Gipfel zu erreichen. Es war vielleicht Viertel vor. Zwar waren wir nicht alleine hier oben, doch die richtigen Menschenmassen kamen uns erst später beim Abstieg entgegen.

Die Aussicht auf den Rainbow Mountain war schon was besonderes, vor allem mit den vielen rot gefärbten Bergen, die sich im Hintergrund zur rechten vom Rainbow Mountain auftun. Das sah schon alles sehr unwirklich und fantastisch aus.

Sieht man den Rainbow Mountain erstmals auf einem Foto – so ging es mir zumindest – glaubt man zunächst gar nicht, dass so ein Ort existiert und wenn doch, dass ordentlich gephotoshopt wurde. Tatsächlich gibt es einige stark gephotoshopte Bilder, doch alles in allem ist der Berg tatsächlich so farbig wie auf vielen Fotos. Schon beeindruckend! Wenngleich wir drei uns auch irgendwie einig waren, dass die Aussicht in die anderen Richtungen, insbesondere zum mächtigen Ausangate mindestens genauso beeindruckend ist wie der farbige Rainbow Mountain 😉

Christian und ich blieben noch eine ganze Weile für einige Fotos auf der Spitze des Aussichtsberges. Erst dann machten wir uns an den Abstieg. Zurück zum Ausangate wollten wir nicht denselben Weg nehmen, den wir gekommen waren. Wir wollten den Ausangate Circuit am Lake Ausangate wieder aufnehmen, indem wir den Rainbow Mountain Hike hinunter in Richtung des Parkplatzes wandern, an dem all die Busse aus Cusco am Morgen angelandet waren und dann über ein Seitental wieder zum Ausangate hinaufhiken. Wir würden damit zwar vom klassischen Ausangate Circuit einen 4.850 Meter hohen Pass umgehen, dafür hatten wir ja aber zwei zusätzliche Pässe nebst einem hohem Gipfel am gestrigen und heutigen Tag bewältigt.

Im Abstieg bekamen wir erst eine Ahnung davon, wie beliebt der Rainbow Mountain tatsächlich ist. Uns kamen doch regelrecht hunderte an Leuten vom Parkplatz aus entgegen. Die meisten versuchten den Anstieg von knapp 700 Metern selbst zu bewältigen, andere ließen sich auf Pferden oder Mulis den Berg hinauftragen.

Nach alledem, was wir heute bereits in den Knochen stecken hatten, waren wir ziemlich platt im Abstieg und fieberten unserer Lunchpause entgegen. Doch legten wir diese erst ein, nachdem wir den Busparkplatz passiert hatten und einige weitere Kilometer durch ein sehr schönes, schmales Tal voller Alpacas, weiter abgestiegen waren.

Christian wollte sich heute mit einer Hühnercreme-Tütensuppe mal als Koch hervortun, doch das ging mal gehörig schief. Die Suppe war dermaßen angebrannt, dass wir sie nur noch wegwerfen konnten. Der zweite Versuch mit einer Hühnernudelsuppe gelang dann. Die Suppe selbst schmeckte nur ziemlich grässlich.. 😉

Nach der Pause machten wir uns daran zum Ausangate, dessen vergletscherte Südflanke bereits erhaben über allen umliegenden Bergen thronte, zurück zu kehren. Etwa fünf Kilometer und 400 Höhenmeter lagen bis zum Lake Ausangate noch vor uns.

Das war noch mal ein wahnsinnig schöner Aufstieg. Auch wenn er die meiste Zeit über eine Sandpiste erfolgte, so war die umliegende Landschaft einmal mehr beeindruckend.

Das Tal, welches wir durchliefen, schien abermals wie gemalt. Ein kleiner Fluss, der seinen Quell am Lake Ausangate hatte, funkelte im Licht der Sonne wie ein Strom flüssigen Silbers. Traumhaft schön anzuschauen.

Die letzten anderthalb Kilometer hinauf zum Ausangate verliefen noch mal auf einem Pfad. Die staubige Straße hatte geendet und wir stiegen nun durch Unmengen von Alpacas über sandige Hänge und grünende Wiesen weiter bergan. Bis wir schließlich wieder auf den Ausangate Circuit trafen.

Auf dem Campground hier oben – nicht mehr als etwas flacher Grund und eine einfache Toilette sowie eine Art Schutzhütte – begrüßte mich auch direkt dieser tierische Geselle, den wir bereits in Upis getroffen hatten.

Ich vermute, dass es der Hund ist, von dem wir gehört haben, dass er sich Ausangate Hikern anschließt und mit ihnen den Circuit läuft. Mal sehen ob er morgen mit uns mitkommt…

Statt unser Zelt hier oben aufzubauen, quartierten wir uns übrigens mit unseren Isomatten und Schlafsäcken in der Schutzhütte ein. Der Tag war echt lang und wir ziemlich froh, in vier wenn auch sehr einfachen Wänden schlafen zu können.

So und dann zum Abschluss noch was zu den kleinen Wehwehchen unterwegs: meine Lippen sind mittlerweile von der Sonne, dem Wind und der Kälte völlig spröde und aufgeplatzt. Seit heute wird das ganze dann doch auch etwas schmerzhaft. Wenn wir in drei Tagen wieder nach Cusco kommen, muss da sicher ne XXL-Packung Lippenbalsam her…

You may also like

Nationalpark Jotunheimen – Trekking im Reich der Riesen
Meine Reise auf Schottlands Cape Wrath Trail als Video
Tag 14 Cape Wrath Trail – Finish im Nebel! Von der Strathchailleach Bothy bis Cape Wrath (10 Kilometer)
Tag 13 Cape Wrath Trail – Auf den letzten Metern ausgebremst! Von Kinlochbervie zur Strathchailleach Bothy (16 Kilometer)

Leave a Reply

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.