17
Feb
2018

Tag 85 Top Wairoa Hut bis Porters Creek Hut (17 Kilometer)

Regen, Sonne, Wolken, Wind… abgesehen von Schnee war heute alles dabei bei meinem Weg über den Mount Ellis und die Hunters Hut zur Porters Creek Hut. Und das war durchaus wieder anspruchsvoll: in den Richmond Ranges hat jeder Tag deutlich über die 1.000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg. Heute waren es abermals knapp 1.500 Höhenmeter rauf und ebenso viele wieder runter. Und da war da noch etwas, mit dem ich in den Richmond Ranges schon gar nicht mehr gerechnet hatte: Schlamm…

Endlich mal eine ruhige Nacht. In der Hütte hatte keiner geschnarcht und ich hab so seelenruhig geschlafen. Um 8 Uhr hatte ich alle meine Sachen gepackt und machte mich auf den Trail. Ich schätze, das wird wohl zu meiner ungefähren Startzeit am Morgen hier auf der Südinsel.

Von der auf 842 Metern gelegenen Top Wairoa Hut ging es zunächst in offenem felsigen Terrain steil hinauf einen Sattel auf 1.374 Metern. Der Weg führte damit hinein in die Red Hill Mountains, die ihren Namen vermutlich den vielen rötlich gefärbten Gesteinen verdanken, die hier zu finden sind. Ich querte und balancierte im Aufstieg über ganze Blockfelder davon.

Während es bei meinem Aufbruch noch sonnig war, zog es sich von hinter dem Bergsattel kurze Zeit später zu und das Wetter schlug um. Dunkle Wolken tauchten am Himmel auf, es begann zu regnen und ein starker Wind wehte bereits in der Bergflanke. Nicht gerade optimal für die Besteigung des Mount Ellis mit seinen 1.615 Metern. Aber ich war mir sicher, sollte es tatsächlich null Sicht oben auf dem schmalen Grat geben, das händeln zu können. Ich würde halt nur langsamer unterwegs sein.

Als ich den Sattel erreichte, hatte es aufgehört zu regnen, aber der Wind wurde hier oben immer heftiger. Gegen die Böen musste ich mich regelrecht anstemmen. Ich lief daher die meiste Zeit auf dem Grat etwas unterhalb des Tracks, damit mich eine heftige Böe nicht noch vom Grat runterwehte. Ich hatte es einmal in Schottland erlebt, dass die Windböen so heftig waren, dass es mich von einem Moment auf den anderen ein paar Meter zur Seite wehte. Das wollte ich hier auf dem ausgesetzten Grat, der neben dem Abgrund zur anderen Seite verlief, nicht riskieren.

Ab und an gaben die Wolken die bedrohlich wirkende Spitze des Mount Ellis aus seinem schwarzem Gestein frei und gewährten einen Blick auf den zu erklimmenden Gipfel. Dann die Überraschung: der Track machte eine Biegung und verlief in einem schräg im Hang abfallenden Schuttfeld 70 bis 80 Meter unterhalb des wieder dicht in Wolken gehüllten Gipfels. Damit konnte ich heute leben. Sicht hätte es von oben ohnehin keine gehabt.

Der Abstieg, der mich auch aus dem Wind brachte, erfolgte dann über einen breiten Grat des Berges zunächst in offenem Gelände. Ich fühlte mich gut und da es nicht so steil war, begann ich das erste Stück des Abstiegs bis zur Baumgrenze zu laufen. Dort verlief der Track dann nochmals in einem dieser spooky anmutenden Wälder mit seinen bemoosten dünnen Bäumen.

Der größte Teil des Abstiegs erfolgte jedoch erst nach dem Wald wieder in offenem felsigen Gelände. Es ging steil über loses Geröll den Berg hinab hinunter in ein von einem Fluss durchzogenen Tal. Dort bot sich bei nun wieder scheinender Sonne eine ziemlich triste Landschaft: viel Geröll, weitestgehend nur strauchige Vegetation. Irgendwie erschien mir das mit dem vielen Gestein, dass hier in allen möglichen Farben zu existieren schien, schon wie eine Steinwüste.

Nach einigen Kilometern im Tal stieg der Track nach der unkomplizierten Furtung eines breiten Flusses wieder an. Hier im Anstieg erreichte ich zunächst gegen 12.30 Uhr die Hunters Hut. In der schön gelegenen Hütte mit seiner Veranda mit fantastischer Aussicht auf die Berglandschaft machte ich meine Mittagspause und kochte mir eine Packung Instant-Nudeln mit Thunfisch. Ich war auf dem besten Wege die Richmond Ranges innerhalb von fünf Tagen abzuschließen und damit auch die Strecke zwischen Havelock und St. Arnaud statt in zwölf Tagen in acht Tagen zu laufen. Ich konnte also schlemmen aus meinen Vorräten. Wobei „schlemmen“ es irgendwie auch nicht trifft. Ich verzehre mich ehrlich gesagt nach etwas richtigem zu essen. Bis St. Arnaud, einem kleinen Bergdorf, in dem ich vermutlich aufgrund des angekündigten Sturms und Starkregens gleich zwei Pausentage einlegen werde, muss ich wohl aber noch warten. Hier gibt es dann aber wohl gleich ein Café, ein Restaurant und einen Take-Away. Ich hoffe auch eine Bar 😉

Um 13.45 Uhr brach ich wieder auf in Richtung Porters Creek Hut. Der Track stieg zunächst über einige weitere Blockfelder aus diesem rötlichen Gestein weitere hundert Meter an ehe er dann wieder um dieselben hundert Meter in ein Tal hin abfiel. Hier begann es nun zu regnen. Es zog sich recht schnell zu und regnete dicke Tropfen. Da im Track bis zur Porters Creek Hut einige Flussquerungen anstanden, von denen ich nicht wusste wie schwierig sie werden würden, zog ich angesichts des Regens ohne Pause durch.

Der Track stieg dann abermals um hundert Meter an, querte einen Sattel und fiel wieder ab. Hier querte der Track zwei Flüsse, die sich jedoch gut passieren ließen. Schwieriger war da das Gehen im rutschigen Steilhang, da dieser ausschließlich aus losem Geröll und brüchigem Gestein bestand.

Der letzte Anstieg des Tages erfolgte nochmal um 300 Höhenmeter auf eine Höhe von knapp 1.100 Meter durch Wald und weiter oben steil durch eine Landschaft, die abermals nur aus graublauem Geröll bestand, in dem immer wieder rötlichbraune Felsen aufragten. Das erinnerte mich hier irgendwie an das Tongariro Crossing.

Die weiteren Flussquerungen verliefen allesamt problemlos. Aber im Abstieg zur auf 895 Metern liegenden Porters Creek Hut wurde es dann tatsächlich schlammig. Damit hatte ich nun gar nicht mehr gerechnet in den Richmond Ranges. Bislang waren das hier ja schließlich – abgesehen von den Flussquerungen – richtig trockene Tracks.

Da ich Gas gegeben hatte, erreichte ich die Hütte bereits nach zweieinhalb statt den vorgesehenen viereinhalb Stunden. Und kurz bevor ich ankam, kam auch tatsächlich die Sonne wieder heraus, so dass ich meine nassen Sachen doch direkt wieder trocknen konnte.

Für heute steht sonst nicht mehr viel an bei mir. Ich werde vermutlich schon mal die Fotos für meine geschriebenen Blogartikel heraussuchen, damit ich diese vielleicht morgen Abend, wenn ich St. Arnaud erreiche, bereits hochladen kann. Zum Abendessen gibt’s vermutlich eine asiatische Currysuppe sowie Kartoffelbrei mit Thunfisch und dann werde ich mein neuestes und gestern Abend begonnenes Hörbuch, den Klassiker „Die Schatzinsel“ von Robert-Louis Stevenson, weiterhören.

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