31
Jan
2018

Tag 68 Ship Cove bis Tawa Saddle (7 Kilometer)

Ich habe heute Kilometer ohne Ende gemacht… mit der Fähre 😉 Und natürlich waren es auch keine Trailkilometer. Aber ich bin nach der Fährpassage hinüber nach Picton auf die Südinsel und dem Ausflugsschiff durch den Queen Charlotte Sound bis Ship Cove nun bis zum Trailstart des bereits anfangs wahnsinnig schönen Queen Charlotte Tracks angelangt. Abenteuer Südinsel! Abenteuer Wildnis! Ich bin bereit! Es kann losgehen…

Der Tag begann früh für mich. Der Wecker meines Smartphones – jahaaaaa, tatsächlich bin ich heut mit Wecker aufgestanden, grässliche aber nützliche Erfindung – klingelte um 6 Uhr. Ich sprang aus dem Bett, nahm eine kalte Dusche, packte dann in Windeseile meine Sachen und meinen Rucksack und genoss dann bis zum Transport zur Fähre ein total gemütliches Frühstück. Woho… nein, das war nur meine Vorstellung. Sorry. Tatsächlich drückte ich zum Leidwesen meiner Mitbewohner in meinem Vierbettzimmer zweimal die Snoozetaste an meinem Smartphone und stand erst um 6.40 Uhr auf…

Ich hatte mich am Vortag so sehr daran gewöhnt, dass es in Wellington stressig ist, da wollte ich unterbewusst im Halbschlaf offenbar an meinem letzten Morgen hier keinen Bruch mit herbeiführen. Um 6.40 Uhr bin ich also raus. Ich verzichtete auf die Dusche – ich hatte am Vorabend ja bereits noch eine gehabt – packte aber dennoch in Windeseile, jedoch etwas unorganisiert meine Sachen. Dann ging ich runter in die Herbergsküche. Am Vorabend hatte ich mir noch ein Baguette und ein Croissant besorgen und das beschmierte ich mir jeweils mit den Resten aus meiner noch vorhandenen Marmelade. Etwas hektisch schlang ich das ganze hinunter, denn bereits um kurz vor 7.30 Uhr stand draußen bereits der Bus für den Transfer zum Fährhafen bereit.

Der Transfer war kurz, immerhin liegt selbst der Fährhafen in Wellington recht zentral nahe der Innenstadt. Und wen trafen wir da im Fährterminal: Axel! Cool, ihn nochmal gesehen zu haben. Er hat die Nordinsel gestern beendet und würde nun an der Küste der Südinsel entlang in den nächsten zwei Wochen bis nach Christchurch laufen, von wo aus am 17. Februar sein Rückflug nach Deutschland abhebt. Den Te Araroa-Part auf der Südinsel will er dann im kommenden Jahr nachholen. Ich werde ihm das in den nächsten Wochen schon mal schmackhaft machen schätze ich 😉 Die Nordinsel war eine tolle Zeit mit Axel. Wir liefen ja doch einen großen Teil des Weges zusammen oder hatten zumindest oftmals dieselben Campsites. Ich werde ihn sicher an der Mosel mal besuchen.

Um 9 Uhr verließ die Interislander Ferry den Hafen Wellingtons und über den Cook Strait – jene windumtoste Meerstraße zwischen der Nord- und Südinsel – gelangte ich hinüber auf die Südinsel.

Als die Küste des südlichen Eilands mit den Marlborough Sounds, einer fantastischen fjordähnlichen Landschaft, in Sicht kam, blickte ich von Deck doch mit verschiedenen Gefühlen darauf. Das war ein wenig wie eine bunte Tüte vom Kiosk, eine Mischung aus Vorfreude, Spannung, Erwartung und vielem mehr. Ich fragte mich nun umso mehr, was wohl die Südinsel für mich bereithalten würde in den nächsten zwei bis zweieinhalb Monaten. Es würde sicher anstrengender werden, vom Terrain deutlich schwieriger und mit vermutlich mehr dem doppelten an Höhenmetern als auf der Nordinsel. Zudem würde das Wetter rauer werden. Ich erwarte daher insgesamt deutlich weniger Kilometer an einem Tag laufen zu können als noch im Schnitt der Nordinsel. Es würde darüber hinaus deutlich weniger besiedelt sein und vermutlich zu jenem werden, weswegen ich mich auch für diesen Trail entschieden habe: ein Wildnisabenteuer. Daneben würde vieles, was auf der Nordinsel schon ein Abenteuer war (wie z.B. die Querung einiger Flüsse und Flussmündungen) hier nun seine Steigerung bis gegebenenfalls hin zur Nichtmachbarkeit finden. Manche Flüsse würde ich womöglich gar nicht erst queren können, nach Umquerungen suchen oder hohe Wasserstände ausharren müssen usw.

Ich hoffe ich kann euch bei alledem einigermaßen zeitnah auf Stand halten, denn es wird nun vermehrt lange mehrtägige Tracks geben, an denen ich keinen Handyempfang und somit keine Datenverbindung zum Upload meiner Blogartikel haben werde. Ich sehe aber zu, dass wann immer ich die Möglichkeit habe, ich meinen Blog wieder auf Stand bringe. Nach drei Stunden landete die Fähre am Ende des Queen Charlottes Sound in Picton an, einer kleinen Hafenstadt inmitten der Marlborough Sounds.

Ich verabschiedete mich von Axel, trank noch einen Kaffee mit Karima im Café des Hafenmuseums von Picton und lud mir ein Horrorhörspiel für die erwartete stürmische Nacht herunter. Dann hieß es für uns beide die nächste Passage auf einem Ausflugsschiff erneut den Queens Charlotte Sound entlang Richtung Ship Cove, einer Anlandungsstelle von Kapitän James Cook, der Neuseeland umsegelt und u.a. kartografiert hat, zu nehmen. Von dem Tourorganisator erhielten wir auch die Permit für den Queen Charlotte Track, dessen Begehung einer besonderen Erlaubnis bedarf. Die Fahrt durch den Queen Charlotte Sound war bereits traumhaft schön. An einigen Felsen, auf denen die seltensten Kormorane der Welt brüteten, legten wir einen Zwischenstop ein.

Ich freute mich schon darauf durch diese Landschaft in den nächsten drei, vielleicht auch vier oder fünf Tagen hiken zu können. Sollte das Wetter tatsächlich dermaßen umschlagen wie angekündigt und hiernach sieht es jetzt am Abend aus, würde ich nach wie vor morgen, gegebenenfalls auch übermorgen, einen Day Off einlegen. Genug Essen dafür habe ich dabei.

Um 15.15 Uhr erreichten wir den Strand von Ship Cove. Das Meer lag fantastisch türkisgrün dar. In seinem kristallklares Wasser, welches den Blick bis auf den Grund erlaubte, schwammen Unmengen an Rochen und Fischen. Krebse krabbelten am Meeresgrund entlang.

Das Schiff selbst hielt nur für eine Viertelstunde, in der jeder der Ausflugsgäste das hier am Strand vor dem Dschungel stehende stehende James Cook Memorial ansehen konnte. Dann verließ es ohne uns Ship Cove wieder. Karima und ich machten noch eine Mittagspause und genossen die wahnsinnig schöne Kulisse, die sich uns hier gleich zu Beginn der Südinsel bot. Ein Western Weka, ein seltener, recht großer flugunfähiger Vogel, der ziemlich neugierig und unerschrocken daherkam, suchte währenddessen Teile unseres Essens und unserer Hikingausrüstung zu stiebitzen.

Ich schoss noch Unmengen von Bildern an diesem Traumstrand. Ich konnte mir regelrecht vorstellen wie das Segelschiff von James Cook in der Bucht vor Anker lag und dieser Mann hier am Strand in einem Ruderboot anlandete. Dann liefen wir los. Ich hatte solchen Bock. Die Natur hier war atemberaubend schön.

Nicht nur der Strand in der kleinen Bucht war wunderschön anzusehen, auch der subtropische Dschungel erschien mir so. Er machte auf mich auch einen anderen Eindruck als jener von der Nordinsel ohne, dass ich so richtig festmachen konnte woran das lag. Vielleicht war es der Track, vielleicht eine andere Vegetation, vielleicht lag es aber auch einfach an der Nähe zum Meer und den vielen Buchten hier in den Marlborough Sounds. Unheimlich schön.

Nach zweieinhalb Kilometern und einigem Anstieg erreichten wir einen fantastischen Aussichtspunkt, der auf einer Höhe von 250 Metern lag. Wir genossen einige Zeit lang den Blick über den Wald aufs Meer und in diese Traumlandschaft ehe wir weiterliefen.

Es war schön heute noch etwas zu laufen. Es wehte ein warmer Wind, jedoch war es nicht zu warm. Die Sonne blieb meist hinter schnell dahin ziehenden Wolken versteckt. Das war richtig angenehm nach der Hitze der letzten Tage auf dem Trail. Einfach zum Genießen.

Gegen 18 Uhr, wir waren sieben Kilometer gelaufen, kamen wir zu einem weiteren fantastischen Aussichtspunkt auf dem Tara Saddle. Wir entschieden uns hier unsere Zelte aufzubauen.

Während wir zu Abend aßen und erneut ein Western Weka zwischen unseren Beinen umherstreifte, schickte der angekündigte Sturm mit einigen Windböen und dunklen Wolken einige Vorboten seines Kommens voraus.

Auch wenn es nicht unbedingt so aussah, wir hofften noch immer darauf, dass wir vielleicht Glück hätten und es in der Nacht zur Blutmondfinsternis etwas aufreißen würde… Ob dies geklappt hat, davon berichte ich euch dann morgen. Von heute gibt’s hier noch einen ganzen Schwung Fotos zum Abschluss. Zwar bin ich nur sieben Kilometer gelaufen, aber diese wenigen Kilometer hatten unglaublich viel zu bieten…

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