30
Jan
2018

Tag 67 Wellington (Zeroday)

Ein Zeroday in Wellington nach dem gestrigen Abschluss der Nordinsel. An sich wollte ich neben den Vorbereitungen für die Südinsel etwas ausspannen in dieser tollen Stadt, aber es war heute bis zum frühen Abend nochmal richtig stressig. Ich hatte für 26 Tage Essen zu organisieren und abgesehen von dem Essen für die ersten bis zu fünf Tage auf dem Queen Charlottes Track, den ich morgen beginne, all meine Vorräte dann per Post auf den vor mir liegenden Trail zu schicken. Was für ein Wahnsinnseinkauf. Daneben waren die beiden Fähren zum Trailstart auf der Südinsel zu organisieren, ich brauchte neue Schuhe und und und…

Am Morgen bin ich nach dem Bier und Wein am Vorabend doch sehr gerädert aufgestanden. Es war bereits 8 Uhr. Ich hatte am Vorabend in der Jugendherberge noch lange mit Dylan gequatscht und viel Wein getrunken. Erst um 1 Uhr bin ich schließlich ins Bett gekommen.

Dylan hatte eine ziemliche Leidenszeit hinter sich, denn er hatte sich auf dem Ninenty-Mile-Beach wenige Tage nach Trailstart einen Ermüdungsbruch im Fuß zugezogen. Das war natürlich nicht auf die seinerzeit nur vier Tage Te Araroa zurückzuführen. Er hatte vor dem Trailstart schon einiges gemacht und die einseitige Belastung auf dem Ninety-Mile-Beach gab seinem schon lädierten Knochen im Fuß dann offensichtlich den Rest. So musste er ganze sieben Wochen Pause einlegen, während der er in einem Hostel in Whangarei arbeitete. Vom weiteren Trail auf der Nordinsel konnte er nur die Whanganui River Journey machen. Doch seit heute morgen befindet er sich auf dem Weg auf die Südinsel und ist sicher heilfroh hier wieder auf den Trail kommen zu können.

Für mich stand heute nach einem Flat White Kaffee und einem Cream & Cheese Bagel im Café der Jugendherberge zunächst die Resupply-Planung für die Südinsel an. Der Te Araroa passiert auf der Südinsel nur sehr wenige kleine Dörfer mit noch kleineren Einkaufsmöglichkeiten und ich würde mir Pakete mit Essen packen und auf den Trail schicken müssen. Vor allem, sofern ich nicht wieder einen solch massiven Gewichtsverlust wie in den ersten Wochen des Trails erleiden wollte 😉

Das Ganze war wahnsinnig zeitaufwendig. Es gab so eine Vielzahl an Fragen zu klären. Wo benötige ich einen Resupply und eine Resupplybox? Wo könnte ich notfalls darauf verzichten und in die nächste Stadt trampen? Wo kann ich meinen Resupply hinschicken? Was kostet dies? Was benötige ich alles an Lebensmitteln und sonstigen Dingen?

Ich studierte zunächst die Trailmaps für die kommenden Wochen und las die Trailbeschreibungen und Infos zu etwaigen Resupplymöglichkeiten nah oder auch weit entfernt vom Trail. Tobias hatte mir seine Planung für den Resupply dagelassen, so dass ich ein paar erste Anhaltspunkte hatte. Letztlich entschloss ich mich aber dazu, meine Boxen etwas anders als Tobias zu platzieren, da ich nicht knappe 100 Kilometer vom Trail in eine größere Stadt zum Supermarkt trampen wollte, um dann mit vollen Einkaufstaschen wieder in die Wildnis zurückzutrampen. Die einzige Ausnahme würde für mich wohl ein längerer Hitch nach Christchurch in etwa einem Monat darstellen. Die Stadt will ich Stand jetzt aber ohnehin sehen.

Ich entschied mich dazu, insgesamt drei Boxen mit Verpflegung auf den Trail zu senden. Eine Box nach St. Arnaud mit Essen für acht Tage für die Sektion über den Waiau Pass, eine weitere Box nach Boyle mit Vorräten für acht Tage für die Sektion bis zum Arthur’s Pass und eine letzte Box zum Arthur’s Pass mit Essen für fünf Tage für den Trailabschnitt bis zum Raikaia River.

Nachdem ich all das ausgelotet hatte und Karima sich entschieden hatte, dieselben Dropoffs für ihren Resupply zu nutzen, telefonierten wir die Optionen ab, zu denen wir die Pakete hinschicken wollten. Das klappte sehr gut. Jeweils zwei Pakete würden wir zum DOC Visitor Centre in St. Arnaud, zum Boyle Village Outdoor Education Centre und zur Mountain Hut Jugendherberge am Arthur’s Pass schicken.

Dann ging es an die Einkaufslisten. Essen für 21 Tage plus weiteres Essen für die ersten Tage auf dem Queen Charlottes Track. Insgesamt also Essen für 26 Tage. Das würde ein Wahnsinnseinkauf werden. Soviel würde ich in Neuseeland vermutlich nicht nochmal einkaufen. Wie gut, dass direkt gegenüber der Jugendherberge ein großer New-World-Supermarkt lag und das Post Office nur einige hundert Meter weiter entfernt war.

Wir leerten unsere Rucksäcke und machten uns auf den Weg zum New World. Eine Stunde später hatte ich Einkäufe im Wert von 390 Neuseeländischen Dollar – das entspricht etwa 235 € – in meinem Einkaufswagen liegen. Das waren knapp 30 Kilogramm an Essen und ehrlich gesagt fragte ich mich, als ich das alles so übers Kassenband laufen sah, wie ich diese Unmengen an Essen in mein Backpack packen und zum Post Office transportieren sollte. Naja, notfalls halt mit Einkaufswagen. Letztlich ging es aber auch ohne.

Insgesamt habe ich tatsächlich 60 Wraps, 7 Gläser Peanutbutter, 4,2 kg Nuss-Frucht-Mischung, 20 Pakete Instantnudeln, 1,2 kg Couscous , 600g Mashed Potatoes, 2 Packungen Uncle Bens Reis, 26 Packungen Thunfisch scharf gewürzt, 4 Packungen Asiasauce, 4 Packungen dehydriertes Suppengemüse, 12 Cupsuppen, 30 Portionen Instant Caramell Latte, 1 Großpackung Proteinpulver mit Vanillegeschmack, 48 Müsliriegel, 2 Packungen Shortbreadkekse, 2 Tafeln Schokolade, 8 Tüten Gummibären, 4 Rollen Toilettenpapier, 1 Packung Sandflieschutz, 1 Tube Sonnencreme LSF 50 und 2 50ml-Packungen Shampoo gekauft.

Nach dem Einkauf befreiten wir alle Lebensmittel von etwaigen Umverpackungen, teilten die gekauften Großpackungen auf, füllten Nüsse und Proteinpulver in verschiedene Ziplockbeutel um und und und. Bis letztlich alles im Rucksack und weiteren Tüten verstaut war dauerte es nochmal über eine dreiviertel Stunde.

Vor dem Post Office breiteten wir dann unsere gesammelten Einkäufe aus und teilten diese nach unseren Listen in die verschiedenen Pakete auf. Irre, alleine hierfür ging nochmal eine Stunde drauf. Letztendlich haben wir unsere Pakete erst um 16 Uhr aufgegeben. Nicht mehr lange und dann hätte das Post Office um 16.30 Uhr geschlossen.

Der Versand der drei Pakete kam für mich übrigens auf weitere 90 Neuseeländische Dollar, das sind ungefähr 55 €.

Boah, was für ein Stress. Es war nun schon später Nachmittag und wir beide hatten nicht damit gerechnet, dass uns die Planung und Organisation des Resupply auf der Südinsel so viel Zeit kosten würde. Zudem knurrten unsere Mägen. Ich hatte bislang nur einen Bagel zum Frühstück gehabt und fühlte ein tiefes schwarzes Loch in meinem Bauch. Also erstmal den nächsten Laden mit Fish and Chips aufgesucht. Wir landeten in Vics Chippery, einer der Topadressen für Fish and Chips in der Stadt.

Man konnte sich hier den Fisch auswählen, die Art der Zubereitung, die Art und den Cut der Pommes, die Sauce und zudem seine Sideorders platzieren. Ich bestellte mir Moki-Fisch, ganz klassisch craft beer battered mit geriffelten Pommes und hausgemachter Tartarsauce. Zudem gab es noch Zwiebelringe. Lecker! Das waren welche der besten Fish and Chips, die ich je hatte. Wenn ihr auch Fish and Chips mögt und mal in Wellington seid, sucht unbedingt diesen Laden auf 😉

Um 17 Uhr sind wir zunächst zurück in die Jugendherberge. Den nun wieder leeren Rucksack loswerden und die beiden Fähren für morgen buchen: zunächst mit einer großen Fähre von Wellington nach Picton auf die Südinsel und dann von dort aus mit nem kleinen Boot weiter bis Ship Cove, wo der Start des Queen Charlotte Track liegt. Um 7.30 Uhr soll es morgen zunächst mit der Abholung von der Jugendherberge losgehen, um 9 Uhr geht dann die erste Fähre. Irgendwann gegen 16 Uhr werden wir vermutlich in Ship Cove sein.

Nun wurde es nochmal richtig stressig. Ich brauchte noch neue Schuhe. Also rein in die Innenstadt gegen 17.45 Uhr. Ich dachte ich werde nicht mehr. Es war wochentags in der Hauptstadt Neuseelands und die Geschäfte in der Innenstadt machten um 17.30 Uhr zu. Nicht ein Laden mit Outdoorequipment hatte noch offen. Doch in zwei Läden war noch jemand drin. Wir klopften, erklärten meine Situation und fragten höflich, ob wir noch schnell ein paar Schuhe besorgen könnten gegen Cashzahlung. Im zweiten Laden wurde ich glücklicherweise fündig. Ich bin nun stolzer Besitzer niegelnagelneuer Trailrunners von Salomon für umgerechnet sehr günstige 130 €. Diesmal in der leicht stabileren Ausführung für die felsigeren, alpineren Tracks der Südinsel. Geil, hatte das also doch noch geklappt. Meine bisherigen Schuhe erleben also kein Zwangsrevival.

Nun endlich durchatmen. Wir hatten fast alles erledigt und gingen hinüber ins Hafenviertel. Erstmal ein Eiskaffee, ein Cider und etwas Blogpflege. Am Abend würde ich nur noch meine Wäsche waschen und trocknen müssen und meine Sachen für den Start morgen packen. Im Café mit guter Musik und schöner Sicht auf Wellington kamen wir endlich etwas runter. Das war viel anstrengender heute als gedacht.

Ich freue mich echt sehr auf Morgen und auf die Südinsel Neuseelands, auch wenn es offenbar mit einer guten Sicht auf die Superblutmondfinsternis nichts werden wird. Für die nächsten Tage ist ab morgen Abend ein schwerer Sturm und Starkregen angekündigt. Der Zyklon wurde zwar herabgestuft, aber dennoch wird heftiges Wetter erwartet. Notfalls plane ich daher auch, auf dem Queen Charlotte Track einen Day Off einzulegen. Der Track soll atemberaubend schön sein und das will ich nicht verpassen nur weil es regnet und stürmt 😉 Das Gute am Regen: ich schätze die Wassersituation in den Hütten und Campsites dürfte das etwas entspannen.

Wenn es die morgige Nacht nicht unentwegt auf mein Zelt prasselt und heftige Windböen dieses nicht wegzureißen versuchen, werde ich natürlich dennoch zwischen 2 und 3 Uhr nachts in den Nachthimmel blicken. Das letzte Mal war eine solche Superblutmondfinsternis, wie es sie hier nun zu sehen gibt, auf der Welt vor knapp 150 Jahren zu sehen. Drückt daher alle die Daumen. Wenn dann noch etwas Glück dazukommt erhasche ich ja vielleicht irgendwo eine Lücke in d dicht erwarteten Wolkendecke und habe so etwas Sicht auf den Mond.

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