1
Feb
2018

Tag 69 Tawa Saddle bis Big Bay (13 Kilometer)

Hier war er nun, der eigentlich für Wellington geplante (Beinahe-)Restday. Die Reste des Zyklons hatten die Marlborough Sounds erreicht und so legte ich heute den irgendwie schon erwarteten, wetterbedingten Day Off ein. Kein hundertprozentiger, schließlich bin ich noch etwas gelaufen heute, aber es war entspannt. Während es am Morgen noch ganz gut aussah, fing es kurze Zeit später an zu stürmen und heftige Regenfälle ergossen sich in den Marlborough Sounds. Wie gut, dass kurz nach Start die Furneaux Lodge am Rande des Tracks lag und eine mehr als willkommene Zuflucht bot. Ein Kaminfeuer, Kaffee, ein Chocolate Brownie, später dann Pommes und Coke, freies WLAN… Der Übergang von der Nordinsel mit ihren vielen Gelegenheiten zur Einkehr bis in die Wildnis der Südinsel vollzieht sich damit für mich gerade noch sanft 😉

Am Vorabend hatte ich bei einigen heftigen Windböen, die an meinem Zelt zerrten, noch das heruntergeladene Grüselhörspiel mit dem Titel „Die Angst fraß meine Seele auf“ gehört. Nach den eher mäßig gruseligen Hörspielen, die ich auf der Nordinsel gehört hatte, war dieses auf meiner persönlichen Gruselskala doch tatsächlich etwas höher anzusiedeln. Cool, ich hatte meinen Spaß 🙂

Gegen Mitternacht bin ich dann eingeschlafen. Um kurz nach 2 Uhr klingelte dann mitten in der Nacht der Wecker meines Smartphones. Ich war gespannt, ob Karima und mir ein Blick auf die Superblutmondfinsternis vergönnt und ein möglichst sternenklarer Himmel zu sehen war. Und tatsächlich: als ich meinen Kopf aus dem Zelt steckte waren neben einigen Wolken auch einige Sterne zu sehen. Die Chancen standen gut, irgendwo am Nachthimmel im Verlaufe der Mondfinsternis den gerade vermutlich noch von Wolken verdeckten Mond zu entdecken.

Es regnete nicht. Lediglich einige starke Windböen wehten als die Wolken dann tatsächlich ab und an den Blick auf den im Schatten der Erde nur noch schwach leuchtenden, orangerot gefärbten Blutmond freigaben, den wir in einer schmalen Lücke zwischen zwei Baumkronen entdeckten. Zwar wurde der Mond immer wieder von Wolken verdeckt und stand auch nicht wie erhofft über der Bucht, auf die wir von unserer Campsite hinunterblicken konnten, aber wir hatten immer mal wieder Sicht. Toll!

Wir saßen knapp anderthalb Stunden draußen auf einem Picknicktisch hier auf dem Sattel der Hügelkette, auf dem wir unsere Zelte aufgeschlagen hatten, und schauten in die Sterne und auf den Mond während das Gruselhörspiel, welches ich wenige Stunden zuvor gehört hatte, nochmal lief. Dreimal erblickte ich währenddessen Sternschnuppen am Nachthimmel.

Ein Foto vom Blutmond ist mir wie erhofft leider nicht gelungen, da ich ihn nur durch die schmale Lücke in den Bäumen sehen, meine Kamera aber nicht für eine Langzeitbelichtung verwacklungssicher positionieren und den Mond nicht richtig scharf stellen konnte. Ich habe nur dieses eine nicht wirklich gelungene Bild und dieses zweite mit der Aussicht von unserer Campsite auf die davor liegende Bucht.

Nach den anderthalb Stunden draußen in der Nacht bin ich am Morgen erst um 8 Uhr aufgestanden. Es hatte keinen Regen in der Nacht gegeben und so konnte ich mein Zelt direkt trocken abbauen. Yippiiiiiie! Aber dunkle schnell ziehende Wolken über uns und einige Windböen kündigten vom nahenden Regen.

Beinahe hätte es bei einer der Windböen mein Innenzelt vom Sattel der Hügelkette in die unten liegende Bucht geweht. Kurz vorm Abgrund konnte ich es noch abfangen. Glück gehabt! Und gut, dass ich diese Erfahrung gemacht hab, denn das passiert mir nicht nochmal.

Pünktlich zum Frühstück setzte dann der Regen ein. Nochmals Glück. Wir hatten erst alles abgebaut. Ich zumindest frühstückte bislang meist immer vor dem Zeltabbau, aber heute erschien mir das zu risikoreich.

Um 9 Uhr sind wir dann losgelaufen, weiter an der Küste mit teils sehr schöner Aussicht entlang und durch den Wald. Die Ausläufer des herabgestuften Zyklons waren kurze Zeit später da. Der Wind wurde immer stärker mit teils heftigen Böen, es regnete unentwegt.

Wir entschieden uns in die nur einige Kilometer vor uns liegende Furneaux Lodge am nach einem der Schiffe von James Cook benannten Endeavour Inlet aufzusuchen und einen Day Off einzulegen. Die Wettervorhersage kündete von einem regelrechten Gewittersturm mit Starkregen und kurze Zeit nachdem wir in die Lodge eingekehrt waren, fing es auch an zu stürmen sowie heftig zu regnen. Später blitzte es vereinzelt. Das Gewitter über uns blieb bislang aber aus.

Einen ersten Kaffee und einen Chocolate Brownie genoss ich mit Karima noch draußen auf der überdachten Terrasse der Lodge während es um uns herum heftig regnete und stürmte. Ich packte mein Tablet aus und fing an meinen Blogartikel vom gestrigen Tag mit Fotos zu versehen, um diesen später hochzuladen. Denn tatsächlich hatte es hier ein ganz passables WLAN. Unterkommen wollte ich nicht in der Lodge. Es handelte sich bei dieser um eine eher noble Adresse und mir persönlich war das zu teuer. Karima schloss sich dem an. Wir entschieden uns dazu den Tag weitestgehend in der Bar der Lodge zu verbringen und am Nachmittag eine Campsite zu suchen.

Als es zu stark stürmte, machte ich mich wie Karima zuvor auf den Weg nach drinnen. Die angeschlossene Bar der Lodge war gemütlich eingerichtet. Leder- und stoffbezogene Sessel, Jagdtrophäen, antike Bilder aus vergangenen Zeiten der Lodge, ein gemütlich schummeriges Licht und ein prasselndes Kaminfeuer. Ich setzte mich in einen der Sessel und bearbeitete meinen Blogartikel zu Ende. Dann bestellte ich mir zum Lunch einen großen Korb knuspriger Pommes mit hausgemachter Aioli nebst einer Coke während es draußen weiter stürmte und blitzte. Hätte nicht gedacht, dass ich es mir auf der Südinsel so gut gehen lasse anfangs 😉

Um 15.30 Uhr – es hatte kurz zuvor aufgehört zu regnen – brachen wir wieder auf. Meine elektronischen Geräte waren geladen, mein Blog auf Stand, meine 600 Megabyte freies WLAN in der Lodge verbraucht und mein Bauch gefüllt. Zudem waren ich und meine Klamotten trocken. So sieht ein Day Off aus!

Wir liefen von der Lodge aus noch sieben Kilometer. Die beiden einfachen privaten Campsites am Weg ließen wir links liegen. Die jeweils 10 bzw. 15 Neuseeländischen Dollar für ein Stück grünen Rasen für unsere Zelte wollten wir uns sparen. Denn mehr als den Rasen für die Zelte und eine einfache Hütte zum Kochen sowie ein Toilette boten uns beide Campsites nicht. Von dem der einen Campsite angeschlossenem Strand würden wir heut abend wohl nicht mehr profitieren und eine quasi Solardusche bekamen wir nun, wo es wieder anfing zu stürmen und zu regnen, ohnehin für lau. Und irgendwie auch ungewollt.

Nach den sieben Kilometern erreichten wir eine kleine flache Stelle mit Picknicktisch oberhalb der Big Bay. Der Boden hier war total lehmig und triefend nass, aber wir entschlossen uns dennoch unsere Zelte hier aufzubauen. Das erinnerte mich irgendwie an meine Wildcampsite im subtropischen Sturm auf dem Timber Trail, zumal es, als ich dort gezeltet hatte, auch unentwegt am stürmen und schütten war.

Nach einer halben Stunde nutzten wir eine kurze Regenpause zum Aufstellen der Zelte. Definitiv ein schöner Platz, wenn auch die Rahmenbedingungen heute nicht stimmten. Es stürmte weiterhin wie verrückt und regnete ununterbrochen. Das wird hier ein Härtetest für die Wasserdichtigkeit meines nun behandelten Zeltbodens und für die Sturmfestigkeit meines Zeltes ohnehin. Wobei ich mir um letzteres weniger Gedanken mache.

Ich zog mich wie Karima erstmal in mein Zelt zurück. Dort machte ich mir einen Wrap mit Thunfisch während der Sturm an meinem Zelt zerrte und der Regen darauf peitschte. Direkt nach dem Wrap schlief ich doch tatsächlich ein. Ich muss hundemüde von den vergangenen Tagen gewesen sein. Erst kurz vor Sonnenuntergang wachte ich nochmal auf, stand auf und machte mir noch etwas warmes zu essen. Es stürmte weiterhin aber wenigstens hatte es aufgehört zu regnen.

Ich hoffe darauf, dass morgen besseres Wetter ist. Wäre schön den Queen Charlotte Sound und Track morgen wie am gestrigen Tag erleben zu dürfen. Das war schlichtweg genial.

Ach ja, hier an der Küste leben tatsächlich Pinguine. Relativ kleine, die in den Hohlräumen unter den großen Wurzeln der Bäume nisten. Bislang habe ich leider keinen gesehen und Karima ebensowenig, aber vielleicht haben wir morgen Glück.

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