27
Jan
2018

Tag 64 Waikanae bis Queen Elizabeth Park (20 Kilometer)

Das war zwar nicht der geplante Zeroday heute, entspannt war der Tag dennoch. Nach dem Ausschlafen bin ich erstmal in aller Ruhe richtig in ein Café frühstücken gegangen, habe dann einen knappen Resupply erledigt und mich dann erst gegen Mittag auf den weiteren Trail begeben. Aber selbst das war entspannt. Am Waikanae River Walk und Estuary Walkway hab ich Unmengen an Brombeeren gepflückt und den anschließenden Beachwalk – ich war endlich wieder am Ozean – hab ich zugunsten von Fish and Chips und einem echt guten WLAN-Netz in einer Strandbar in zwei Abschnitte geteilt. Entspannter Tag also. Gelaufen bin ich letztlich auch nur fünf Stunden…

Nachdem ich gestern abend ja noch bis Mitternacht auf war, bin ich heute erst nach 7 Uhr aufgestanden. Statt meine Sachen einzupacken, knapp was zu frühstücken und mich auf den weiteren Trail zu begeben oder alternativ einen Restday einzulegen, habe ich mich für einen Mix aus Rest- und Hikingday entschieden. Ein entspannter Tag, der zunächst mit einem richtigen Frühstück in einem Café in Waikanae beginnen sollte und an dem ich dann nachmittags in flachem Gelände noch so 15 Kilometer zurückzulege.

Bis auf Michael und Nadine wollten alle anderen einen vollen Restday in Waikanae einlegen, aber ich schätze, dass der ein oder andere sicher die Tage aufholen wird. Karima und Tobias werde ich vielleicht in Wellington wiedersehen, da beide morgen in Neuseelands Hauptstadt trampen und die Kilometer bis dahin überspringen wollen. Ich hoffe, wenn ich Wellington erreiche, sind sie noch da, so dass wir gemeinsam auf das Ende der Nordinsel anstoßen können.

Gegen 9 Uhr ging es gemütlich mit den anderen ins Café. Ich nahm als einziger meinen gepackten Rucksack mit, da ich direkt von dort aus nach einem kurzen Resupply auf den Trail starten wollte. Ich bestellte mir ein Big Breakfast mit Würstchen, Toast, Eiern, Speck, Tomaten und einer Kartoffeltasche. Genau das richtige. Erinnerte mich ein wenig ans Breakfast in Irland und Großbritannien. Dazu gab es einen großen Flat White Kaffee. Der Tag heute nach den Tararuas war zum Genießen 😉 Wobei eigentlich nicht nur der Tag. Ich schätze bis Wellington wird es ein eher gemächliches Finish der Nordinsel, da der Trail einige Küstenorte und kleinere Städte passiert, in denen ich es mir zum Abschluss der Nordinsel und vor der Wildnis der Südinsel nochmal richtig gut gehen lassen werde…

Erst zweieinhalb Stunden später bin ich nach Frühstück und kurzem Resupply – ich benötigte die kommenden Tage ja nicht viel – von Waikanae aus aufgebrochen. Auf dem Weg zum Trailstart des Waikanae River Walk traf ich noch auf Nikki. Sie war trotz fehlender Trekkingstöcke gut aus den Tararua Ranges herausgekommen. Wie gedacht war sie mit Harry und Mary unterwegs gewesen und, was mich überraschte, auch mit Axel. Ich vermutete ihn tatsächlich vor mir, doch offensichtlich war er knapp einen Tag hinter mir, denn Nicki hatte die letzte Bergetappe Richtung Waikanae am Morgen übersprungen und war getrampt.

Der etwa fünf Kilometer lange River Walk war nett. Nicht mehr und auch nicht weniger. Schöner war da dann schon der anschließende Waikanae Estuary Walkway, der auf weiteren zwei Kilometern entlang der Flussmündung des Waikanae River bis zum Paraparaumu Beach und damit endlich wieder zum Meer führte. Längsseits des Weges gab es Unmengen wilder und vor allem reifer Brombeeren. Ich pflückte unentwegt von den Sträuchern, so dass ich irgendwie gar nicht so recht vorrankam auf diesen zwei Kilometern, aber schlussendlich gelangte ich dann doch am Strand mit Blick auf die der Küste vorgelagerte Kapiti Island heraus.

Endlich wieder Meer. Die Möwen kreischten und es wehte eine erfrischende Brise vom Meer herüber. Ich fragte mich wie lange meine letzten Schritte am Strand her waren? 1.000 Kilometer vielleicht? Damals hatte ich noch ziemlich über das viele Beachwalking geflucht, doch nun freute ich mich drauf acht Kilometer am Strand entlangzulaufen. Und meine Freude wurde selbst dadurch nicht getrübt, dass durch die immer größer werdenden Risse und Löcher im Mesh-Material meiner Trailrunners ständig Sand in diese gelangte.

Der Paraparaumu Beach, der sich entlang der Kapiti Coast von der Flussmündung des Waikanae River südwärts erstreckt, war ziemlich bevölkert am frühen Nachmittag. Unzählige SUV mit Bootsanhängern standen am Strand geparkt und bereit, welche der noch auf dem Meer befindlichen Boote wieder aufzunehmen. Daneben befanden sich unzählige Familien am Strand und gefühlt auch noch mehr Angler.

Hinter der Kapiti Island kam dann auch das erste Mal die Südinsel Neuseelands in Sicht. Deren Berge waren zwar nur als Schemen am Horizont zu sehen, aber dennoch schien mir das gefühlt irgendwie greifbar nah. Nach den ersten fünf Strandkilometern kehrte ich in die Waterfront Bar ein: eine sehr gemütliche Bar mit Blick auf den Strand und Kapiti Island. Ich hatte es schon beim Loslaufen heute Mittag auf dem Schirm, hier vermutlich einen Zwischenstop einzulegen. Ich wollte es ja schließlich gemütlich angehen heute und so bestellte ich ganz gemütlich eine große Portion Fish and Chips und eine Cola.

Anschließend gab es eine große Portion Eiscremé mit Sahne und Schokoladensauce. Ich blieb ziemlich lange. Ich nutzte das gute WLAN hier, um meinen Blog wieder komplett auf Stand zu bringen und das hat tatsächlich auch geklappt.

Erst nach zweieinhalb Stunden bin ich von der Waterfront Bar wieder auf die restlichen drei Strandkilometer bis zum Queen Elizabeth Park aufgebrochen. Letztlich zwang mich die Flut dazu, auf dem letzten Kilometer vom Strand auf die Straße zu wechseln, aber das war okay. Ich gelangte so auch schnell zum Queen Elizabeth Park, einem Regionalpark, der die letzte verbliebende Dünenlandschaft an der Kapiti Coast beinhaltet. Ich lief noch die ersten zwei Kilometer in den Park mit seinen schönen Dünenlandschaften hinein ehe ich für heute stoppte.

Mein Zelt baute ich am Abend etwas abgelegen vom Walkway des Parks in den Dünen auf und genoss die Aussicht auf das Meer und den Sonnenuntergang während unter mir die Meeresbrandung rauschte.

Was gibt es sonst noch zu berichten: ich habe heute viel Zuspruch dafür erhalten, dass ich diesen Trail laufe. Zunächst von zwei Kassierern im Supermarkt, später dann von einem Fischer am Strand, der gerade sein Boot aus dem Wasser holen wollte und mit dem ich ins Gespräch kam. Von ihm hörte ich unter anderem die Worte „i wann be like you“. Das verdeutlichte mir doch nochmal sehr, auf welch einer besonderen Reise ich mich eigentlich befinde. Irgendwie geht das ab und an etwas verloren, da der Trail für mich ja wirklich Alltag und derzeit einfach mein Leben ist. Gut, dass es solche Leute wie den Fischer gibt 😉

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