27
Dez
2017

Tag 33 Ngaruawhai bis Waipu River (41 Kilometer)

Heute war für mich der bislang längste Tag auf meinem Te Araora-Abenteuer. Einschließlich Pausen war ich von 6:30 Uhr bis 18:30 Uhr ganze zwölf Stunden auf dem Trail. Dabei habe ich auch erstmals die 40-Kilometermarke geknackt. Insgesamt bin ich 41 Kilometer gelaufen. Erstaunlicherweise fühle ich mich aber immer noch gut. Gestoppt habe ich nur wegen der schönen Wildcampsite, die sich am Rande des Trails befand…

Da ich am Vorabend in recht ungünstiger, da einsehbarer Lage am Stadtrand von Ngaruawhai mein Zelt aufgeschlagen hatte, musste ich heute früh aufstehen. Ich bin um 5:30 Uhr knapp vor dem Sonnenaufgang aus dem Zelt und habe meine Sachen gepackt. Noch ein kurzes Frühstück und dann war ich auch schon um 6:30 Uhr auf dem Trail.

Von meiner Campsite aus folgte ich durch das hübsche Ngaruawhai dem Flusslauf des Waikato River stromaufwärts auf dem wirklich sehr schön angelegten Riverside Walk- & Cycleway in Richtung Hamilton. Das Licht der Morgensonne glänzte golden im Fluss während einige Ruderer ihre Bahnen stromaufwärts zogen. Sie taten dies nahezu im gleichen Tempo, in dem im mich auf dem Walkway bewegte. So wanderte ich die erste Stunde des Tages schon mal nicht ganz allein.

Ich folgte dem Riverside Way aus Ngaruawhai heraus durch offene Feldlandschaften in Richtung Hamilton. Unterwegs plauderte ich hier und da mit ein paar Neuseeländern, die den Walkway bereits früh morgens für ihre Joggingrunden oder auch frühmorgendliche Spaziergänge nutzten, sowie mit einem älteren, sehr freundlichen englischen Paar, das in Paihia auf seinem Boot wohnt und über die Feiertage seine Kinder in Hamilton besucht. Soweit ich nicht in Gespräche vertieft war und tatsächlich auch wanderte, hörte ich nebenbei mein Robinson Crusoe-Hörbuch vom Vortag zu Ende. Hat mir gut gefallen!

Als ich die Vorstadt Hamiltons nach knappen 15 Kilometern und einem zwischendurch eingelegtem zweiten Frühstück erreichte, verlief der Riverside Way durch parkähnlich angelegten Landschaften, zu deren linker Seite sich der Fluss befand und zur rechten hübsch anzusehende Häuser, die in dieser Lage sicher den oberen ein Prozent der knapp 110.000 Einwohner zählenden Stadt vorbehalten sind.

Das Stadtzentrum von Hamilton erreichte ich gegen 12 Uhr. Tja, was soll ich sagen… Da, wo ich in Auckland noch Spaß hatte, durch die Innenstadt zu laufen, ging mir das hier irgendwie abhanden. Hamiltons Innenstadt ist nicht wirklich hübsch anzusehen. Und dass der Trail später aus dem Stadtzentrum heraus direkt an Bahngleisen entlang und in Gewerbegebiete hineinlief, machte es nicht gerade besser.

Nach knapp 26 Tageskilometern gönnte ich mir in Dinsdale, einem Vorort oder Stadtteil von Hamilton ein Stück Pizza und einen Hotdog. Zudem erledigte ich im örtlichen Countdown-Supermarkt – das ist eine der größeren und preislich eher günstigen Ketten hier – den Resupply für die nächsten Tage. Weitere Instantnudeln, weitere Wraps, Erdnussbutter, ein paar Nüsse, Müsliriegel und natürlich… Gummibären! Bzw. so nen Haribo-Verschnitt. Richtige Gummibären sind hier echt teuer. Dafür ist Schokolade spottengünstig, aber da habe ich bislang irgendwie noch keinen Japp drauf.

Ach ja, um die ungeklärte, sicher aber brennende Frage gleich zu beantworten: ja, fast alle Long Distance Trail Hiker ernähren sich beinahe auschließlich von Instantnudeln und Wraps. Das bin nicht nur ich… Ich bin allerdings gespannt wie lange ich das auf Dauer aushalten werde. Geschmacklich hab ich beides jedenfalls bislang noch nicht über 🙂

Trotz der schon gelaufenen Kilometer, dem frühen Aufstehen und des Mehrgewichts von immerhin 2,5 Kilogramm durch den Einkauf fühlte ich mich auf dem weiteren Trail sehr gut. Der Weg verlief Dinsdale und Hamilton verlassend auf einem Mix zwischen Tracks durch Gras- und Farmland und einigen Roadwalkingabschnitten durch teils hügeliges Gelände auf weiteren elf Kilometern bis in einen kleinen Ort mit dem coolen Namen Whatawhata.

In der Ferne erblickte ich schon die Gebirgszüge rund um den 959 Meter hohen Pirongia Summit, den ich übermorgen, wenn nicht bereits sogar morgen besteigen werde. Die Hakarimata Ranges, von denen ich heute früh losgelaufen war, verblassten beim Blick zurück bereits.

In Whatawhata – habe ich schon erwähnt, dass das ein geiler Name ist? – erreichte ich den Waipa River. Da ich meinen letzten Schluck Wasser bereits kurz nach dem Verlassen von Dinsdale getrunken und der im Farmland passierte Fluss eine ziemlich trübe, braun-gelbliche Brühe war, der ich trotz Wasserfilter nicht zu trauen vermochte, kehrte ich in Whatawata in die örtliche Bar ein. Ursprünglich wollte ich hier nach gelaufenen 37 Kilometern mein Zelt im Biergarten aufstellen – Roger, der Eigentümer, machte das für Te Araroa-Hiker umsonst möglich. Da ich mich aber noch gut fühlte, wollte ich noch ein paar Kilometer draufsatteln, bestellte mir nur eine Cola und ließ meine Wasserflasche auffüllen. In der Bar traf ich dann noch auf Annie, eine weitere deutsche Te Araroa-Hikerin. Sie war erst im Dezember in Bluff gestartet. Vor allem da sie soweit am Ende der Saison nur alleine unterwegs war, hatte sie beschlossen, einige Abschnitte zu überspringen, um dann möglichst Kontakt zu den weiter vorne auf dem Trail liegenden Hikern aufnehmen zu können. Offensichtlich war ich der erste Hiker, dem sie auf dem Te Araroa begegnet ist. Ich hoffe wir sehen uns vielleicht bereits morgen wieder. Ebenso wie Dan, einen neuseeländischen Hiker, den ich beim Weitergehen dann noch vor der Bar traf.

Von Whatawhata aus folgte ich dem Flusslauf des Waipu River auf einem Track noch einige Kilometer durch Farmland bis zu einem wirklich tollen, an einer Flusskehre gelegenen Platz, an dem ich mein Zelt gegen 18:30 Uhr wild aufschlug.

Das Abendessen (natürlich Instantnudeln, mir scharf gewürztem Thunfisch) habe ich mittlerweile verdrückt und nun falle ich auch endlich über die gekaufte Tüte Fruchtgummi her und überlege, welches Hörbuch ich mir als nächstes anhören könnte 😉 Für Vorschläge bin ich offen!

Was es sonst noch zu berichten gibt: ich habe festgestellt, dass mir nach den elendig langen Roadwalkingsektionen hinter Auckland mittlerweile kurze Abschnitte von sechs bis sieben Kilometern, wie ich sie z.B heute in Hamilton hatte, gar nichts mehr ausmachen. Insoweit hat mein Roadwalkingmarathon von vor Weihnachten irgendwie doch auch etwas Positives.

Was es sonst noch zu berichten gibt, die Zweite: mein erster vollkommener Ausrüstungsverschleiß. Ich hab gerade das erste Paar meiner drei Paare Socken entsorgt. War schon ziemlich löchrig an mehreren Stellen und das hat tatsächlich an einem Hacken für ne Blase gesorgt. Also weg damit! Von einem Foto meiner kaputten Socken verschone ich euch 😉 Dafür gibt’s aber noch ein paar wenige weitere Fotos vom Tag:

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