15
Dez
2017

Tag 21 Mangawhai bis Omaha Forest (27 Kilometer)

Ich glaube der Moment, dass ich das Beachwalking an langen Stränden erstmal satt habe, ist langsam erreicht. Es ging heute erneut einen kilometerlangen, ziemlich breiten Sandstrand entlang. Von den insgesamt gelaufenen knapp 27 Kilometern waren 16 Kilometer reines Beachwalking. Ich bin sicher, irgendwann wird das mal olympisch. Vermutlich aber nicht mehr zu meiner Zeit. Zu allem Überfluss ging heute morgen auch noch mein wichtigstes Ausrüstungsteil kaputt…

Ich habe endlich mal wieder eine Nacht durchgeschlafen. Meine steten Begleiter auf dem Trail – der Muskelkater in den Waden und die Schmerzen in der Fußsohle – haben mich zwar nicht verlassen, aber ich habe beide in der Nacht durch Ibuprofen zumindest so bändigen können, dass ich nicht von ihnen wach geworden bin. Damit hab ich die Ibuprofen zwar irgendwie als Schlafmittel mißbraucht, aber es hat gewirkt. Nächste Nacht gleich nochmal und bevor ich dann in die Medikamentenabhängigkeit zu driften drohe, versuche ich es mal wieder ohne 😉

Nachdem ich mit Anna am Morgen gefrühstückt hatte, wollten wir an sich um 8 Uhr aufbrechen. Die Sachen waren bereits gepackt, ich wollte gerade den Rucksack schultern, da bemerkte ich, dass sich unter meinem Rucksack eine nette kleine Wasserlache auftat. Zunächst dachte ich meine Trinkflasche wäre ausgelaufen, aber weit gefehlt: es hat meine Deuter Wasser- bzw. Trinkblase nach zugegeben mittlerweile fünf Jahren zerlegt. Die Dichtung war hinüber und es tropfte langsam aber stetig aus dem Übergang zwischen Blase und Trinkschlauch und durchnässte meinen Rucksack. Die Wasserblase habe ich direkt entsorgt. Das Problem: die Wasserblase, die ganze 2 Liter fasste, war mein Haupttrinkwasservorrat. Nun hatte ich nur noch meine Alutrinkflasche, die knapp einen Liter fasste. Bei den momentanen Wasserversorgungsmöglichkeiten und der tagein tagaus brennenden Sonne war das schlichtweg zu wenig.

Wie blöd, dass ich gestern erst noch den Resupply gemacht hatte. Sonst hätte ich mir noch ne Flasche Wasser gekauft und die Plastikflasche dann auch als Transportmöglichkeit für weiteres Trinkwasser gehabt. So setzte ich meine Hoffnungen auf eine Campsite, an der ich im Verlaufe des Nachmittags vorüberkommen würde. Ich hoffte, dort hätten sie einen kleinen Shop und würden größere, stabile Wasserflaschen verkaufen. In Auckland könnte ich mir dann in ein paar Tagen eine neue Trinkblase besorgen. Ein paar Ausrüstungsteile muss ich ohnehin bereits erneuern.

Aufgrund dessen kam ich heute morgen tatsächlich erst um 8:30 Uhr etwa vom Fleck. Der Trail führte hier zunächst über eine ziemlich staubige, etwa sechs Kilometer lange Schotterstraße in Richtung Küste und Strand. So ziemlich jedes Auto, das an mir vorüber fuhr, hat mich einmal ordentlich schön eingefeinstaubt. Aber die Straße war wenigstens schattig. Die Sonne schien wieder ziemlich prall heute morgen und das hielt auch bis zum Nachmittag an.

Am darauffolgenden Strand hatte ich dann auch Anna wieder eingeholt und wir liefen die meiste Zeit des Weges zusammen. Für Axel hinterließen wir noch eine Nachricht im Sand von unserer wahrscheinlichen Campsite für den Abend im Omaha Forest. Der 16 Kilometer lange Strand, nur einmal unterbrochen durch einige ins Meer ragende steilere Klippen, die wir etwa weiter im Landesinnern über eine Hügelkuppe querten, war mental nach den mittlerweile insgesamt deutlich über 100 gelaufenen Strandkilometern nochmal eine Herausforderung. Nach gut vier Stunden inklusive kleinerer Pausen, bei denen wir auch auf die beiden US-Amerikanerinnen, die Mckenzie und Elizabeth heißen, hatten wir diese aber gemeistert. Dennoch ist es schön, dass der Trail nach heute erstmal wieder ins Landesinnere führt und dieser Strand zunächst erstmal der letzte von den langen Strandabschnitten auf dem Trail war. Die wenigen Überquerungen der am Strand ins Meer mündenden Flüsse hatten übrigens keine Schwierigkeit dargestellt.

Mit dem Ende des Strandes haben wir dann auch das erste Set der Te Araroa Trail Maps von der Region Northland geschafft. Nun geht es an das Kartenset von Auckland. In Auckland selbst werde ich vermutlich in fünf Tagen, also kurz vor Weihnachten, ankommen. Die neuseeländische Region Northland selbst war wunderschön, aber auch wahnsinnig fordernd. Nun wird es demnächst mit Auckland selbst und seinen Vororten deutlich urbaner schätze ich.

Die Campsite nach dem Beach hatte wie erhofft größere 1,5 Literflaschen Wasser, von denen ich mir direkt eine holte. Damit war meine kaputte Wasserblase vorerst ersetzt. Daneben gab es noch Eiscreme. Zur Abkühlung von der schon den ganzen Tag brennenden Sonne gönnte ich mir direkt gleich zwei Calippoeis.

Nach der Pause ging es weiter über einige wenige Kilometer auf einer flachen Schotterstraße zum Mount Tamahunga Track, der uns durch den Omaha Forest führen sollte.

Der Track stieg direkt steil durch einen Kiefernwald und dann durch Grasland – die Gräser standen uns bis zur Hüfte – an. In der prallen Nachmittagshitze war das ein ziemlich anstrengender Anstieg und irgendwie hatte bei uns beiden nach dem Strand und trotz Eiscreme auch irgendwie die Motivation gelitten. So verwarfen wir unseren ursprünglichen Plan vom Morgen, auf dem Gipfel des Mount Tamahunga zu zelten und schlugen, als graue Wolken aufzogen und es zu regnen begann, unsere Zelte auf einem davorliegenden Gipfel auf knapp 360 Metern Höhe am Rand des Omaha Forest auf. Dafür werden wir vermutlich morgen früh bereits um 4:30 Uhr aufstehen und mit Stirnlampen den Weg zum Gipfel des Mount Tamahunga suchen. Wenn wir Glück haben, genießen wir oben unser Frühstück bei einem fantastischen Sonnenaufgang.

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