4
Dez
2017

Tag 10 Puketi Forest Campsite bis Kerikeri (24 Kilometer)

Das Tagesziel heute war Kerikeri, eine Kleinstadt hier im Nordosten von Neuseelands Nordinsel. 24 Kilometer und dieses Mal beinahe komplett ohne Wald und auch ohne Strand. Das dürfte sich doch nach den harten ersten Etappen, die tatsächlich auch schon einige Thru-Hiker in die Knie gezwungen haben, wie ich heute Abend erfahren habe, entspannt laufen lassen, dachte ich. Und so war es glücklicherweise auch. Es ging vor allem über hügeliges Farmland und heute kam auch das erste Mal mit der Bay of Islands die Ostküste in Sicht…

Als ich früh morgens um 7:15 Uhr loslief, lagen noch einige Nebelschwaden über den Hügeln vor und dem Wald hinter mir. Nur kurze Zeit später und noch vor der Freude über den erreichten Trailkilometer 200, der ganz unspektakulär auf einer Kiesstraße lag, hatte die Sonne diese bereits aufgelöst. Es waren ganz entspannte vier Kilometer Roadwalking, die zu Beginn der heutigen Etappe anstanden.

Dann ging es auf dem Kerikeri Track direkt ins Weideland und damit über saftig grüne Wiesen. Die liebliche Hügellandschaft, die vorwiegend zur Farmwirtschaft mit Kühen und Schafen genutzt wird, war nach den harten Northland Forests eine willkommene Abwechslung. Und das Gras war so grün, dass ich manches Mal doch dachte: Shit, da würde ich statt der Schafe ja selbst gerne reinbeißen wollen 😉 Sowas kannte ich bisher nur aus Irland. Aber nicht umsonst werden sowohl Irland als auch Neuseeland gleichlautend als „die grüne Insel“ bezeichnet.

Der Kerikeri Track führte zunächst einige Kilometer, die ich in Teilen wieder gemeinsam mit Anna lief, über Schafweiden, später noch über eine Kiesstraße und kleinere Pfade sowie an Rinderweiden entlang. Axel hatte gleich zu Beginn des Tracks eine falsche Abzweigung genommen und war auf völlig anderem Weg nach Kerikeri gelangt.

Wirkliche viele Thru-Hiker hatten die Hunderte von Schafen, durch die ich mich da anfangs mit Anna bewegte, offensichtlich noch nicht gesehen. Die meiste Zeit trieben wir die ohnehin scheuen Tiere, von denen es in Neuseeland um die 30 Millionen gibt, ungewollt vor uns her oder von uns weg.

Auf einer Hügelkuppe mitten im Weideland kam sie dann endlich in Sicht: die Ostküste. Das Wetter war perfekt. Es war den gesamten Tag über eine wahnsinnige Fernsicht und in der Ferne konnte man tatsächlich die Bay of Islands vor Paihia und damit das Ziel der morgigen Etappe sehen.

Ich hätte gerne an dieser Stelle eine längere Pause eingelegt, aber die Sonne brannte wirklich gnadenlos herunter und ich spürte bereits wie sich an Armen und Beinen trotz letzter Reste Sonnencreme unaufhörlich der Sonnenbrand entwickelte. Da gab es heute kein Entrinnen, eher nur Schadensbegrenzung. Letztlich lief ich noch einige Kilometer weiter, bis ich endlich einige Kiefern erreichte, deren Schatten zumindest etwas Schutz boten. Hier schloss auch Anna wieder auf.

Nach einem kurzen – und vor allem harmlosen 😉 – Waldabschnitt führte der Track runter zum Maungaparerua Stream, dessen Strom wir für einige Kilometer folgten. Hier wurde aus dem Wanderpfad über Wiesen und Weiden eine Art Buschtrack. Es ging am Flussufer entlang durch wild, dicht und vor allem hoch wuchernde Blumen und Sträucher. Klar war das anstrengend sich da durchzuschlagen, aber letztlich auch wahnsinnig schön. Das war wieder eine ganz andere Landschaft als zuvor.

Mit dem anschließenden Kerikeri River Track folgte weitere Abwechslung. Dieser anfangs einfache, später gut ausgebaute Track führte entlang des Kerikeri River zunächst durch weiteres Farmland und dann schon bald durch beinahe parkähnlich angelegte Landschaften in die Stadt hinein. Hier passierte man unter anderem auch die Rainbow Falls – einen 27 Meter hohen Wasserfall.

Mein Zelt habe ich in Kerikeri mangels jedweder Wildcampmöglichkeit gemeinsam mit Axel und Anna im Holidaypark Kerikeri aufgeschlagen. Morgen geht es dann nach Paihia. Wir planen dort gemeinsam einen Pausentag einzulegen und schmieden bereits erste Pläne für einen ersten entspannten Abend am Strand. Baguette, Oliven, Tomaten, Schinken und eine Flasche Wein stehen gerade hoch im Kurs 😉 In Paihia schließt dann vielleicht auch Guillaume wieder auf, der offensichtlich Anschluss bei der Gruppe um Christian gefunden hat.

Übrigens hatten mich vor ein paar Tagen am Abend direkt nach der Schlammschlacht im Raetea Forrest einige Sandflies erwischt. Diese kleinen Biester, die nur ein paar Milimeter groß sind, stechen nicht wie normale Moskitos oder Midgets, sondern sie beißen. Das juckt kurz und zurück bleibt auf der Haut ein winzig-kleiner Blutstropfen. Aber: das Ganze hört und hört nicht auf zu jucken. Nen normaler Mückenstich hört nach nen paar Tagen ja auf, einem auf den Geist zu gehen. So jedoch nicht bei Sandflies. Keine Ahnung, was mit diesen kleinen Biestern nicht stimmt, aber gefühlt wird das von Tag zu Tag schlimmer. Ich hoffe das gibt sich in Kürze und vor allem hoffe ich auch ein wirksames Gegenmittel zu finden, denn die kleinen Plagegeister gehen in ganz Neuseeland um…

So und hier nun noch nen Schwung weiterer Fotos vom Tag:

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