5
Dez
2017

Tag 11 Kerikeri bis Paihia (28 Kilometer)

Heute ist persönlicher Feiertag für mich. Das liegt nicht am Erreichen der Ostküste und auch nicht an den gelaufenen Kilometern. Nein das hat einen viel banaleren Grund: ich habe mir heute am Abend nach einer warmen Dusche einen T-Shirt-Wechsel gegönnt. Den ersten seit der Abreise aus Deutschland. Klingt verrückt oder? Und wahrscheinlich meint der ein oder andere nun auch: „Woah ist das eklig!“ Aber Merinowolle sei Dank hatte das T-Shirt bisher noch nicht mal sonderlich gerochen. Tolles Material, auch wenn es wahnsinnig teuer ist…

Am heutigen Tag lief ich zunächst den verbliebenen Rest vom Kerikeri River Track, der mich auch an Neuseelands ältestem Haus, dem 1821 bis 1822 erbauten Kemp House, vorbeiführte. Wunderschön gelegen und sehr gepflegt. Das Haus wurde seinerzeit von den Briten errichtet, die nach Neuseeland gekommen waren, um die neuseeländischen Ureinwohner, die Maori, zu christianisieren.

Nach dem Abschluss des River Tracks ging es zunächst für einige Kilometer auf brennend-heißem Asphalt aus Kerikeri heraus in Richtung des Waitangi Forest. Am Eingang zum Wald traf ich eine vierköpfige, sehr freundliche neuseeländische Familie, mit der ich ein paar Worte wechselte. Sie waren am Samstag vor einer Woche in Cape Reinga gestartet und hatten dann die Northland Forrests übersprungen. Ihr Ziel: pünktlich zu Weihnachten wieder zuhause in Auckland zu sein.

Der Waitangi-Forrest-Track führte auf knapp 15 Kilometern auf Kieswegen weiter Richtung Ostküste durch den Wald. Das ganze war an sich sehr einfach zu laufen, hätten sich nicht ständig in meine Trekkingsandalen lauter kleine Kieselsteine verirrt, die ich dann mühsam wieder herauspicken musste. Wegen der vielen Roadwalkingkilometer hatte ich diese heute früh angezogen und auf die Trailrunners verzichtet. Böser Fehler, denn ich habe mir nach den heutigen 28 Kilometern mit den Dingern ganze vier neue Blasen eingefangen. Vielleicht hätte ich das gewohnte Schuhwerk nicht wechseln sollen. Naja, der morgige Pausentag wird es schon richten.

Der Wald selbst war ganz anders als die zuvor. Ein fast reiner Nadelwald, weitestgehend ohne jegliche Flüße und komplett ohne Schlamm. Hier hatte es allerdings auch gleich mehrere Wochen nicht geregnet. Im Wald duftete es ganz intensiv nach Tannennadeln.

Nach dem Wald folgten weitere Kilometer Roadwalking. Die haben mir nach dem Programm der vergangenen Tage schon irgendwie den Rest gegeben. Nach und nach tat doch jeder einzelne Schritt weh und daran konnte auch das mental bedeutsame Erreichen der Ostküste und der Bay of Islands vor Paihia nichts ändern.

Am Ende des Tages war ich einfach nur froh angekommen zu sein. Der morgige Pausentag ist wohl echt notwendig. Ich muss sagen, der Te Araroa schlägt am Anfang hammerhart auf. Derjenige, der nicht schon auf Trekkingtour war, dürfte nach den ersten sechs bis sieben Etappen doch ordentlich abgeschreckt sein. Ich hoffe bzw. gehe davon aus, dass die künftigen Tage erstmal etwas entspannter und mit einer gößeren Laufstrecke im Durchschnitt ablaufen.

In Paihia, einem kleinen Touristen- und Badeort bin ich mit Anna und Axel im The Pickled Parrot untergekommen. Das ist eine Backpackerslodge, die uns inklusive einfaches Frühstück gerade mal 15 Neuseeländische Dollar die Nacht kostet. Das sind umgerechnet etwa 9 Euro. Dafür gibt es zwar kein Bett im Zimmer, aber wir können das Zelt im Vorgarten der Lodge aufstellen und alle Annehmlichkeiten (Bad mit Dusche, warmes Wasser, Kochgelegenheit, Sofa!!! usw.) nutzen.

Das The Pickled Parrot macht einen super Eindruck. Ich bin sicher ich bzw. wir werden uns hier wohl fühlen und können den Pausentag entspannt angehen lassen. Richtig ausspannen bevor übermorgen der Rucksack mit deutlich mehr Gewicht aufgrund des Essens für die kommenden Tage wieder geschultert und die Wanderschuhe erneut geschnürt werden.

Den Abend haben wir jedenfalls bereits genossen. Es gab in einer Bar tolle Burger mit Chips und vor allem mehrere gekühlte, frisch gezapfte Biere als Belohnung für die vergangenen Tage. Wahnsinn, wie gut das Bier geschmeckt hat. Und verrückt, wie gut es tat, zwischenzeitlich mal unter mehr Menschen zu sein und in einer Bar der Musik aus dem Radio zu lauschen. Das brauchte ich offensichtlich unbedingt um neue Kraft zu tanken. Den heutigen Tag über kam ich beim Laufen schon etwas ins Grübeln hinsichtlich dieses verrückten Trips.

Für alle, die sich gefragt haben, wie Anna und Axel und damit meine ersten Weggefährten hier in Neuseeland denn nun ausschauen: Voilà

Den Typ in der Mitte nicht beachten. Der hat sich nur draufgeschmuggelt. Anna läuft den Te Araroa übrigens als Auszeit nach der erfolgreichen Beendigung ihres Studiums. Axel hat sich für 3 Monate eine Auszeit von seinem Job genommen und zuvor schon fast die halbe Welt erwandert. Er hat wirklich wahnsinnig viel erlebt und entsprechend tolle Geschichten zu erzählen.

Ansonsten habe ich am Abend noch mit Jörg und Claudia aus Braunschweig Freunde meiner Eltern getroffen. Sie sind seit ein paar Tagen in Paihia und verbringen hier in Neuseeland ihren Jahresurlaub von sechs Wochen. Die Welt ist manchmal echt klein. Vielen Dank nochmal für das Bier an der Seebrücke an euch beide! Es war sehr schön euch zu treffen und mit euch zu plaudern. Ich wünsche euch beiden weiterhin eine tolle Zeit in Neuseeland und ganz viele bleibende Erinnerungen. Ich hoffe wir sehen uns in fünf bis sechs Monaten in Braunschweig wieder!

Davon ab, seid ihr zuhause eigentlich schon in Weihnachtsstimmung? Ich bekomme von alledem hier ja nun fast gar nichts mit. Zwar waren einige Läden in Kerikeri und heute auch in Paihia geschmückt, aber Weihnachtsstimmung kommt bei der brennenden Sonne, den subtropischen Gefilden und dem harten Tagesprogramm hier bei mir (noch) nicht so richtig auf. Vielleicht sollte ich mir mal einen der Christstollen hier im Supermarkt besorgen und mich damit an den Strand setzen… Oder ich versuche am Strand einen dieser Schokoweihnachtsmänner in Badeshorts nachzustellen und mache ein tolles Foto von mir. Den langen Bart bekomm ich ja langsam und graue Stellen hat er auch schon. Ich bräuchte nur eine passende Mütze…

Und nun the same procedure wie in den letzten Artikeln: weitere pictures of the day 😉

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