17
Jul
2020

Die Watzmannüberschreitung: Königstour der Berchtesgadener Alpen!

Es war eine Idee, die Mitte Februar noch vor der Corona-Pandemie auf dem Rückweg aus dem letzten Snowboard-Urlaub entstand: die Überschreitung des Watzmanns in den Berchtesgadener Alpen. Eine anspruchsvolle, meist in zwei Tagen begangene Tour im hochalpinen Gelände über den mit 2.713 Metern dritthöchsten Berg Deutschlands. Ich selbst hatte die Berchtesgadener Alpen und damit auch den Watzmann als dessen Wahrzeichen und vermeintlich einen der schönsten Berge der Welt noch nie erblickt, doch war ich nach kurzem Einlesen in die Tour, die Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine starke Kondition erfordert, schnell begeistert. Nicht zuletzt vermutlich, weil auf meiner Bucket List seit einigen Jahren ein Kletterkurs in den Berchtesgadener Alpen verzeichnet ist, an dessen Ende die Durchsteigung der Watzmann Ostwand in einer geführten Tour stehen soll und ich bislang noch nicht einmal einen Blick auf die immerhin höchste Wand der Ostalpen geworfen hatte…

Meine Freundin Jenny war ebenfalls Feuer und Flamme. Vor 24 Jahren – sie war damals 14 – hatte sie versucht das Hocheck, den nördlichsten und zugänglichsten der drei Gipfel des Watzmann zu besteigen und kurz vor dem Ziel einige hundert Meter unterhalb des 2.657 Meter hohen Gipfels aufgeben müssen. Nun zu versuchen, nicht nur bis zum Hocheck hinaufzusteigen, sondern den Watzmann in einer anspruchsvollen Gratquerung über die drei Gipfel Hocheck, Mittelspitze und Südspitze, zu überschreiten, beflügelte sie nicht nur in ihrer Phantasie sondern motivierte sie auch, das Unterfangen anzugehen. Nun würde sie den Berg auch mit mehr Bergerfahrung angehen. Zusammen hatten wir zuletzt einige Bergtouren in den italienischen und österreichischen Alpen sowie den schottischen Highlands unternommen. Und auch klettertechnisch hatte sie etwas mehr Erfahrung vorzuweisen als mit 14 Jahren, nachdem wir zuletzt einige Klettersteigtouren in den Alpen und den deutschen Mittelgebirgen absolviert hatten. Kurzum: wir wollten den Watzmann angehen und hofften darauf, dass uns bei unserer Überschreitung, für die wir uns einen Termin Ende Juni ausgesucht hatten, gutes Wetter hold sein würde.

Zwischenübernachtung mit Le Bouton auf der Anreise

Ende Juni fuhren wir also los. Ich hatte mir kurz zuvor einen Bulli, der passend zu meinem Nachnamen „Le Bouton“ getauft wurde, gekauft. Nach einer Zwischenübernachtung an einem traumhaft gelegenen kleinen See nahe der Landesgrenze von Thüringen zu Bayern, gelangten wir am frühen Nachmittag des darauffolgenden Tages in die Berchtesgadener Alpen. Was für ein schönes Stück Alpen und auch von Deutschland! Ich war zuvor noch nie in den Berchtesgadener Alpen gewesen und hatte ehrlich gesagt bis jetzt auch nicht geglaubt, dass auf dem kleinen Teil der Alpen, der zu Deutschland gehört, so schöne und majestätische Berggipfel zu sehen wären. Ich war etwas geflasht und um ehrlich zu sein, irgendwie fühlte ich mich auch wieder zuhause… womöglich bin ich am Rande der norddeutschen Tiefebene doch nicht so gut aufgehoben wie in den Bergen?

Le Bouton stellten wir an dem Parkplatz an der Wimbachbrücke am Fuße des Watzmanns ab. Der Parkplatz nahe der Gemeinde Ramsau bei Berchtesgaden ist zwar nicht umsonst, aber viele Alternativen für die Überschreitung bestehen auch nicht. Für zwei Tage dürft ihr dort mit 12 € rechnen. Dafür bietet der Parkplatz neben der Pole Position direkt an der Nordseite des Watzmanns aber auch ein paar Sanitäranlagen und die vermeintliche Sicherheit eines kostenpflichtigen Parkplatzes für euer Fahrzeug.


Aufstieg und Übernachtung im Watzmannhaus


Vom Parkplatz an der Wimbachbrücke bis zum Watzmannhaus sind es 1.290 Höhenmeter, die auf knapp 7 Kilometern bewältigt werden wollen. Ein ordentlicher Anstieg also. Wir brauchten rund drei Stunden für den Weg, der vom Anstieg abgesehen insgesamt aber unschwer und auch fortlaufend markiert ist.

Vom Parkplatz geht es zunächst über dem Wimbach, der an dieser Stelle rauschend aus der Wimbachklamm herausstößt, und dann auf einem guten Weg, zunächst durch Wald, später über Almwiesen, immer steil aufwärts bis zur Stubenalm und anschließend weiter bis zur bewirtschafteten Mitterkaseralm. Immer wieder gelangt dabei auch der schroffe spitze Gipfel des 2.307 Meter hohen Kleinen Watzmann in den Blick, der nach der alten Sage um den König Watzmann – hierzu gleich mehr – auch als Watzmannfrau bezeichnet wird.

Blick auf die Watzmannfrau

Ab der kleinen Falzalmhütte führt dann ein steiler und schmaler Steig hinauf zum Watzmannhaus, das in freier Lage knappe 700 Höhenmeter unterhalb des Hocheckgipfels auf einer Felskuppe liegt. Die Aussicht auf Berchtesgaden und die Berchtesgadener Alpen ist phänomenal.

Aussicht vom Watzmannhaus auf die Berchtesgadener Alpen

Ich hatte mich die ganze Zeit gefragt, wie es mit all den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wohl auf der Berghütte sein würde. Immerhin bestand bis vor kurzem noch die Überlegung, im Sommer den L1S zu laufen: eine der schwierigeren Alpenüberquerungen vom Walchensee in Bayern bis hin zum Lago di Iseo in der Lombardei. In 27 Etappen wäre es in einer ausgewachsenen alpinen Tour abseits der ausgetretenen Pfade quer durch die Alpen gegangen. Die Pandemie hatte dem gedanklich allerdings schon vor einigen Wochen einen Strich durch die Rechnung gemacht und daran würde sich für dieses Jahr auch nichts mehr ändern. Auch wenn die Tour vorwiegend mit dem Zelt geplant gewesen war, so wären einige Hüttenübernachtungen doch erforderlich gewesen. Ohne Reservierung im Voraus gibt es jedoch keine Hüttenübernachtung. So sind letztlich die Regeln. Und nach der Nacht im Watzmannhaus bin ich da auch gar nicht so enttäuscht drum. Auf der Hütte gibt’s immerhin auch all die Einschränkungen, mit den wir uns unten im Tal konfroniert sehen. Nur erscheint mir das in dieser grandiosen Natur und umgegeben von so vielen Gleichgesinnten, mit denen man eigentlich doch viel lieber in Kontakt kommen möchte anstatt Abstand zu halten, irgendwie noch sehr befremdlich. Dann doch lieber nach Skandinavien mit Le Bouton 🙂

Blick hinauf zum Gipfel des Hocheck – da geht es morgen hinauf

Die Sage um den Watzmann


Eine alte Sage besagt, dass vor vielen, vielen Jahren am Fuße der Berge am Königssee ein grausamer und ach so wütender König mitsamt seiner Frau und seinen Kindern und auch seinen bösartigen Hunden lebte. Die Sage erzählt davon, dass der Herrscher, dem Worte wie Zuneigung, Nächstenliebe und Erbarmen fremd waren, gerne auf die Jagd ging und keine Gelegenheit ausließ, dabei unter seinen Untertanen vor allem eines zu verbreiten: Angst und Schrecken.

Eines Tages, während eines dieser Jagdausflüge mit seiner Familie, ließ der König es nur aus Lust an der Grausamkeit geschehen, dass seine Hunde, als sie eine abgelegene, aber von einer jungen Bauersfamilie bewohnte Almhütte erreichten, ein Blutbad unter der Hirtin und ihrem Kinde anrichteten. Einzig dem Vater, einem jungen Hirten, der vom Kampfeslärm erwacht heraus eilte, gelang es, einen der Hunde des bitteren Herrschers zu erschlagen. Darüber tosend hetzte der König all seine Hunde und Gefolgschaft auf den Hirten und dessen verblutende Frau. Doch sandte dieser in seiner Todesangst einen Fluch gen Himmel.

Just verfinsterte sich dieser und ein lauter Donner rolle über die Berge hinab zu Tale. Des Königs Hunde ließen von dem Hirten und seiner Frau ab und stürzten sich ihre Zähne fletschend auf den König und dessen Familie und zerfleischten diese, auf dass ihr Blut in Strömen zu Tale ran. Nachdem dies Werk vollbracht war, stürzten sich die Hunde jaulend in den Abgrund, wo sie an den Felsen zerschellten. Die leblosen Körper des Königs und seiner Familie jedoch wuchsen zum Bergmassiv des Watzmann heran. Selbst heute noch werden die Gipfel des Gebirgsstocks am Königssee daher als Watzmann, als Watzmannfrau und die sieben Kinder bezeichnet.


Drei Tage voller Gewitter


Die Wettervorhersage war schlecht. Nach dem Check am Abend in der Hütte sollte es gewittern, und das nicht zu knapp. Bei unseren Überlegungen im Februar hatten wir noch ein Zeitfenster von drei Tagen für die Überschreitung eingeplant. Die lange Anfahrt aus dem Norden Deutschlands sollte sich schließlich auszahlen. Nur ungern wollten wir am Fuße des Watzmanns stehen und die Überschreitung dann gar nicht erst in Angriff nehmen können, weil wir unseren Zeitpuffer zu eng ausgelegt hatten und nur einen möglichen Tag für die Überschreitung ausgewählt hatten. Nun waren drei Tage voller Gewitter angekündigt, beginnend ab 12 Uhr des Tages unserer Überschreitung.

Die Vorhersage war also Mist, aber für die nachfolgenden Tage noch schlechter. So hatten wir uns am Vorabend dazu entschlossen, am kommenden Tag früh auf die Tour zu starten. Das Gewitter sollte uns allenfalls im Abstieg erreichen. Auf dem Grat wollten wir dann keinesfalls mehr sein. Daher musste es um 4 Uhr nachts losgehen. Unsere Rechnung war einfach: zwei Stunden bis zum Gipfel des Hocheck, ein bis anderthalb weitere bis zur Mittelspitze und weitere zwei bis Südspitze. Danach würde der lange Abstieg an der Südseite des Watzmann hinunter ins Wimbachtal folgen. Dieser dann gegebenenfalls im Gewitter.

Im Wimbachtal wollten wir ursprünglich in der dort gelegenen Wimbachgrieshütte übernachten und am nächsten Tag weiter zum Ingolstädter Haus auf der österreichischen Seite wandern, doch auch dort machte uns Corona einen Strich durch die Rechnung. Das örtliche Gesundeitsamt hatte die Wimbachgrieshütte noch nicht für Übernachtungen freigegeben und so nahmen wir für den Fall der Fälle ein Zelt mit, Isomatten, Schlafsäcke, den Kocher mit Brennstoff und Lebensmitteln. Schweres Gepäck für die Watzmannüberschreitung, aber dafür mehr Flexibilität, falls wir uns entscheiden würden, irgendwo zwischenzuübernachten und doch noch in Richtung Ingolstädter Haus zu laufen.


Eine blutrote Sonne geht auf…


Der Wecker klingelte um vier. Und wir waren nicht die einzigen, die so frühzeitig aufbrachen. Man merkt direkt, dass die Überschreitung eine beliebte Tour ist. Umso mehr, wenn das Wetterfenster ein knappes ist. Doch wurden wir durch das frühe Aufstehen auch belohnt. Kurz nachdem wir das Watzmannhaus hinter uns gelassen hatten und auf dem hinter der Hütte beginnenden alpinen Steig in Richtung Hocheck hinaufstiegen, ging eine feuerrote Sonne östlich von uns über dem Alpenvorland auf.

Blick zurück auf das Watzmannhaus im Sonnenaufgang

Ich hatte so unzählige Sonnenaufgänge auf meinen Reisen in den vergangenen Jahren erlebt, doch nur selten so ein unglaublich intensives Rot der Sonne zu sehen bekommen. Ihre Strahlen tauchten die Felsen und wenigen Gräser vor uns in ein rotorangenes Licht. Das war schon beinahe unwirklich anzusehen. Und was noch besonders war: das Rot blieb noch eine ganze Weile zu sehen. Oftmals sind es ja nur die ersten Strahlen der Sonne, die ein intensives rötliches Leuchten aufweisen, doch am Tage unserer Watzmannüberschreitung stieg die Sonne nicht nur mit ihren ersten Strahlen sondern als vollständig runder, glühend roter Feuerball über den Horizont der Berge hinweg. Erst nachdem unser Heimatstern in seinem Lauf durch die scheinbare Wolkendecke am Horizont stieß, veränderte sich das Farbspiel von Rot über Orange bis hin zu einem intensiven Gelb, welches das unter uns liegende Berchtesgaden in ein goldenes Licht eintauchte. Magisch!

Magische Lichtstimmung im Aufstieg auf das Hocheck

Über die drei Gipfel des Hauptkamms


Zwei Stunden nach unserem Start am Watzmannhaus hatten wir den Gipfel des Hocheck erreicht. Jenny, die 24 Jahre zuvor die Besteigung hatte abbrechen müssen, war überglücklich. Eine kurze Pause, nochmals ein Wettercheck – an der Prognose hatte sich nichts verändert – das Klettergeschirr nebst Helm angelegt und dann ging es weiter zur eigentlichen Überschreitung des Watzmann. Denn hier, am Hocheck-Gipfel, beginnt sie erst. Auf drei Kilometern vom Hocheck über die Mittelspitze bis hin zur Südspitze sind es drei Kilometer. Drei Kilometer in hochalpinem Terrain auf schmalem Grat an Felstürmen und –zinnen vorbei, mit einigen, wenn auch technisch eher leichten Kletterstellen und atemberaubend spektakulären Weit- und Tiefblicken. Letztere vor allem in die legendäre Watzmann-Ostwand, die höchste Wand der Ostalpen, aus der die mir aus vielen Berichten bekannte orangene Biwakschachtel – eine Notunterkunft für die Kletterer, die sich an der Ostwand versuchen – heraufleuchten sollte.

Der Mittelgipfel – mit 2.713 m der höchste der drei Gipfel des Hauptkamms

Entgegen der Vorhersage hatten wir bestes Wetter. Der Himmel strahlendblau und die Sonne brannte auf uns herunter. Von der angekündigten Gewitterfront war noch nichts zu sehen als wir den Mittelgipfel, der mit 2.713 Metern der höchste der Watzmanngipfel ist, erreichten. Nur einige Wolken waren im Süden zu sehen, die sich wenn überhaupt allerdings auch nur sehr verhalten auftürmten. Wir entschieden uns daher dafür, weiterzugehen und nicht von der Mittelspitze zum Hocheck zurückzukehren, wo sich eine Biwakschachtel befunden hätte, oder vielleicht sogar zum Watzmannhaus zurückzusteigen.

Geschafft! König Watzmann ist bestiegen
Bergsteiger auf der Mittelspitze

Der Grat zur Südspitze wurde nun zackiger und ausgesetzter. Die Kletterstellen erforderten doch deutlich mehr Konzentration und Anstrengung. Einige Teile des Grates mussten wir westwärts umgehen. Mit den schweren Rucksäcken, die wir trugen, kein ganz so leichtes Unterfangen. Was Gepäck und Schuhwerk angeht tauschten wir vermutlich aber auch überhaupt einige sehnsüchtige Blicke mit den Trailrunnern aus, die sich hier oben an persönlichen Bestleistungen für die Überschreitung versuchten. Bis auf einen kleinen Rucksack für eine Trinkblase waren sie ohne jegliches Gepäck und vor allem mit leichten Trailrunningschuhen unterwegs.

Blick auf die Südspitze, den dritten der Gipfel des Watzmann

Gegen 10 Uhr hatten wir dann den südlichsten der drei Watzmanngipfel, die Südspitze, erreicht. Grenzenloses Glück! Und vom Gewitter noch immer keine Spur, was uns eine lange Pause auf der Südspitze nebst einem schottischen Whisky als Gipfelschnapserl erlaubte! Typischerweise glitten derweil Alpendohlen um unsere Köpfe herum und versuchten den ein oder anderen Brotkrumen hier aus der Jause von den Gipfelstürmern zu erhaschen.


„Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist – denn vorher gehörst du ihm.


Hans Kammerlander, ein italienischer Extrembergsteiger und Extremskifahrer, sagte einmal „Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist – denn vorher gehörst du ihm“. Ich hatte dieses Zitat im Watzmannhaus gelesen. Natürlich war mir das selbst schon immer bewusst, aber Hans Kammerlander beschreibt diese Wahrheit so schonungslos ehrlich und unheimlich treffend in wenigen knappen Worten.

Wir selbst merkten auch: die Gratüberschreitung hatte doch einiges an Konzentration und Kraft gefordert, vor allem bei Jenny. Die Tour, die von nicht wenigen unterschätzt wird, war so schon nicht ohne und bei Jenny kam noch hinzu, dass sie mit gleich mehreren Blasen zu kämpfen hatte und die Zähne daher immer wieder zusammenbeißen musste. Den Abstieg mussten wir daher gemächlicher angehen, zumal er ebenfalls kein einfaches Unterfangen sein sollte. Der Weg von der Südspitze hinunter in Richtung Wimbachtal erfolgt immerhin in einem steilen, absturz- und steinschlaggefährdeten Gebiet auf einem nur wenig markiertem Pfad.

Die Südflanke des Watzmann – irgendwo da unten ist das Wimbachtal

Zunächst ging es steil über Fels und auch losen Schotter sowie einige Restschneefelder. Letztere waren eine willkommene, die Gelenke und Jennys geplagte Füße schonende Abwechslung, denn wir rutschten diese in den weniger steilen Passagen einfach auf dem Hosenboden hinunter. Daneben war der Abstieg auch langwierig und wir kletterten hundert um hundert Meter hinab. Knappe 1.400 Höhenmeter geht es auf nicht ganz zweieinhalb Kilometern steil hinab ins Wimbachtal. Danach folgen weitere 700 Höhenmeter, die es bis zum Parkplatz an der Wimbachbrücke hinabgeht. Dies allerdings gemächlich auf einem breiten, knapp 10 Kilometer langen Wanderweg durch das Wimbachtal.

Da geht’s runter – gleich auf dem Hintern

Stunde um Stunde verging und der lange Abstieg zehrte an der Kondition, vor allem mit dem Gepäck. Jenny konnte sich zeitweise kaum noch auf den Beinen halten und war nach einer nervenaufreibenden Begegnung mit einer Kreuzotter im Abstieg umso froher, als wir am Nachmittag gegen 16 Uhr nach einer längeren Pause an einem Wasserlauf auf halber Höhe im Abstieg über die Südseite des Berges endlich das Wimbachtal mit seinen beeindruckenden Schuttsströmen, dem Wimbachgries, erreichten.

Nach kurzem Fußmarsch im Tal durch das Wimbachgries erreichten wir auch die gleichnamige Hütte. Und auch wenn wir hier nicht übernachten konnten, kehrten wir doch direkt auf mehrere kalte Radler und ein zünftiges Hüttenessen ein! Boah, wie das schmeckte!

Den Plan, noch irgendwo im Tal zu übernachten und am nächsten Tag aufs Ingolstädter Haus weiterzuziehen, verwarfen wir angesichts der Blasen an Jenny’s Füßen und der Anstrengung des Tages. Aber wir machten uns von der Wimbachgrieshütte noch auf, bis zum Parkplatz an der Wimbachbrücke. Ich glaube es war so 21:30 Uhr als wir endlich ankamen, zeitgleich mit dem Gewitter übrigens 🙂


Rückblick auf eine atemberaubende Tour


Wir blicken zurück auf eine atemberaubende, kräftezehrende Tour! Die Watzmannüberschreitung wird häufig als eine der schönsten Touren in den Ostalpen beschrieben und ich habe keine Schwierigkeiten damit, dies an dieser Stelle weiterzugeben.

Die Weisheit des Tages: Der beste Moment ist und bleibt der Gipfelerfolg, aber abends die Schuhe auszuziehen, kann auch ein Wahnsinnsglücksgefühl sein 😉


Warnhinweis


Die Überschreitung des Watzmann ist nichts für Ungeübte. Die Tour ist eine ausgewachsene, zum Teil hochalpine Unternehmung, die nur erfahrene, äußerst konditionsstarke Bergsteiger angehen sollten. Auf der einen Seite ist die Tour konditionell extrem anspruchsvoll. Selbst mit einer Zwischenübernachtung auf dem Watzmannhaus werdet ihr am Tag der Überschreitung bei gutem Wetter – bei Schlechtwetter sollte die Tour keineswegs angegangen werden – für gewöhnlich 12 bis 15 Stunden unterwegs sein ehe ihr wieder am Ausgangspunkt am Parkplatz an der Wimbachhütte angelangt seid. Daneben erfordert die Tour eine absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Auf der Gratverbindung zwischen den drei Watzmanngipfeln gibt es zuweilen zwar solche Passagen, an denen ihr euch mit einem Klettersteigset sichern könnt, daneben gibt es jedoch auch unzählige unversicherte und zum Teil extrem ausgesetzte Passagen, die Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine entsprechend stets hohe Konzentration erfordern.

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