22
Nov
2017

Von Frankfurt über Shanghai nach Auckland – Anreise in 40 Stunden

Als ich vor knapp drei Wochen den Flug von Frankfurt nach Auckland gebucht habe, empfand ich hinsichtlich der Anreise eine bunte Mischung aus Freude und Skepsis. Die Freude bestand neben dem Wahnsinnsvorhaben Te Araroa vor allem hinsichtlich des Schnäppchenpreises von gerade mal 540 €, die ich für den Hin- und Rückflug jeweils mit Zwischenstop in Shanghai hingelegt hatte. Bei diesem günstigen Preis war eine gesunde Portion Skepsis natürlich aber auch vorhanden. Und die wurde auch nicht gerade kleiner nachdem ich mich durch einige Flugberichte im Netz über meine Airline „China Eastern Airlines“ gewühlt hatte. Die fielen teilweise sehr negativ aus…

Meine Erwartungen an die Flüge und den Service an Bord waren entsprechend gering. Doch entgegen dieser Ewartungen waren die Flüge überraschend gut: ich hatte genügend Beinfreiheit, die Sitze waren einigermaßen bequem, die Flieger waren sauber, das Essen hat geschmeckt, das Boden- und Bordpersonal war sehr freundlich und das Entertainmentprogramm an Bord hat auch gepasst. Check-In und Boarding verliefen zügig und problemlos und statt einer Verspätung waren beide Flieger pünktlich bzw. überpünktlich. In Auckland landete ich eine Stunde vor der eigentlichen Ankunftszeit.

Dennoch habe ich mal wieder festgestellt: ich hasse fliegen. Oder besser: ich hasse es lange zu fliegen. Das liegt jetzt nicht an einer Flugangst ode ähnlichem. Die habe ich zum Glück nicht. Ich kann nur einfach im Flieger (wie auch im Bus oder Zug) schlichtweg nicht schlafen. Entsprechend übernächtigt kam ich nach zehn Stunden Flug für den sechszehnstündigen Aufenthalt in Shanghai und dann nach weiteren elf Stunden in Auckland an.

Für den Stopover in Shanghai hatte ich mir am Vorabend des Abflugs einen Plan zurechtgelegt und mich informiert, was man in der größten Stadt Chinas unternehmen konnte. Für Transitreisende mit Weiterflug innerhalb der nächsten 72 Stunden gibt es beim Flughafen Shanghai Pudong zum Glück die Möglichkeit visumsfrei nach China einzureisen. Formlos und zügig funktioniert das allerdings auch nicht. Bei Ankunft muss die Arrivalcard ausgefüllt werden. Später beim Weiterflug dann die Departurecard. Bis die Einreiseformalitäten geklärt waren, vergingen doch tatsächlich zwei Stunden. Naja, ich hatte ja Zeit… bei der späteren Ausreise ging es übrigens sehr flott.

Entsprechend meiner Planung besorgte ich mir in der Arrival Hall zunächst Bargeld am Automaten und das 24-Stunden-Kombiticket für die Magnetschwebahn Maglev (hier als Transrapid bekannt) und die Metro. Falls ihr auch mal in Shanghai Pudong zwischenlandet: lasst euch bloß nichts aufschwatzen in der Arrival Hall. Mich sprachen gleich drei Chinesen ziemlich penetrant darauf an, mir zu einem tollen Kurs meine Euronoten in Yuan wechseln (oder Geld waschen?) zu wollen. Überhaupt passierte sowas ständig. In der Altstadt wurde ich mehrfach von jungen Chinesinnen (jedes Mal angebliche Touristinnen, die als Einstieg um ein Foto baten) darauf angesprochen, mit ihnen Tee trinken zu gehen. Wer etwas informiert ist, weiß, dass jedes Teeglas nachher umgerechnet so auf die 10 bis 20 € kommt. Glücklicherweise hatte ich am Vorabend von diesen und ähnlichen Tricks gelesen. Entsprechend vorsichtig und skeptisch war ich, sobald mich jemand ansprach.

Mit 430 km/h ging es mit dem Maglev und dann weiter mit der UBahn zunächst zur Promenade „The Bund“ am Ufer des Huangpu River. Von dort aus bietet sich trotz Smogs ein fantastischer Blick auf das gegenüberliegende Stadt- und Finanzviertel namens Pudong. Hier stehen einige der höchsten Wolkenkratzer der Welt, darunter auch mit dem 632 Meter hohen Shanghai Tower das derzeit noch zweithöchste Gebäude der Welt.

Nachdem ich die Promenade „The Bund“ entlanggelaufen war, machte ich mich auf in die Altstadt Shanghais und zu den Yu Yuang Gardens – einem tradioniell chinesischen Garten, der im 16. Jahrhundert angelegt wurde und neben „The Bund“ und dem Finanzviertel „Pudong“ eine der Hauptattraktionen Shanghais ist. Etwas Traditionelles wollte ich bei meinem ersten Chinabesuch immerhin doch mitnehmen 😉

Die Altstadt Shanghais wartet mit einer Vielzahl an Gebäuden in der traditionell chinesisch-asiatischen Bauweise auf. Das Ganze ist tatsächlich aber wohl relativ neu aufgebaut und kommt insgesamt auch sehr touristisch und überlaufen daher. Nahtlos reihen sich hier verschiedenste Souvenishops, Imbiss- und Streetfoodstationen, an denen man sich ausprobieren kann, aneinander.

Ich habe übrigens Dumplings probiert: das sind so eine Art Klöße, die in einem Bambusdämpfer gegart werden, und in denen sich eine Suppe befndet. Daher gibt es auch einen Strohhalm dazu 🙂 In meinem Dumpling befand sich eine Krabbensuppe. Mein Fall war es allerdings nicht. Vielleicht hätte ich eher einen von diesen exotischen Fleischspießen proieren sollen. Aber dafür habe ich sicher in fünf Monaten bei der Rückreise Zeit…

Im Kontrast zur überlaufenen Altstadt stellten die naheliegenden Yu Yuan Gardens eine wirkliche Ruheoase dar – wobei das wie in meinem Fall wohl auch nur auf Wochentage zutreffen soll. Die Gärten haben mir sehr gut gefallen und vermittelten tatsächlich mehr zur Altstadt ansich ein Bild vom traditionellen China. Insgesamt verbrachte ich hier knapp drei Stunden und war für einige Chinesinnen offensichtlich eine zu fotografierende Hauptattraktion. Ich schätze es lag an meinem Bart und daran, dass ich mit meinen für europäische Verhältnisse normalen 1,80 Metern Körpergröße doch jeden Chinesen überragte…

Am Nachmittag übermannte mich auf der Nanjing Road, der Haupteinkaufsstraße Shanghais trotz Kaffee im Häagen Dasz-Laden dann doch fast die Müdigkeit. Nach 36 Stunden Wachsein war ich ziemlich hinüber. An einen erholsamen Schlaf und die Rückfahrt zum Flughafen war dennoch nicht zu denken. Ich wollte zumindest Shanghai noch bei Nacht erleben. Bei mittlerweile verregnetem Wetter machte ich mich daher auf in die Häuserschluchten von Pudong und wartete den Einbruch der Dunkelheit ab. Wie die Fotos zeigen war die Bezeichnung Wolkenkratzer an diesem Tag durchaus zutreffend 🙂

Den Abend verbrachte ich auf dem Oriental Pearl Tower. Der Tower beherbergt oben ein sich drehendes Restaurant, bei dem man für zugegeben teures Geld mit toller Aussicht an einem internationalen Buffet speisen kann. Da ich bei den Flügen so dermaßen gespart hatte, gönnte ich mir das für den Abend ehe ich nochmal die Promenade „The Bund“ aufsuchte und dann zurück zum Flughafen fuhr. Das Buffet bzw. die Fahrt den Tower hinauf kann ich trotz des hohen Preises von umgerechnet 45 € durchaus weiterempfehlen. Die Aussicht ist fantastisch. Unbedingt jedoch abends bei Dunkelheit machen 😉

Der Besuch in Shanghai war für mich das erste Mal, dass ich mich in China befand. Grundsätzlich hatte mich China bzw. der asiatische Raum bisher nie sonderlich gereizt. Letztlich vermochte der Besuch in Shanghai das auch nicht bahnbrechend zu verändern. Was konkret Shanghai angeht: abgesehen von dem, was ich mir angeschaut hatte, hatte die Stadt trotz ihrer Größe aus meiner Sicht nicht so viel zu bieten und einiges empfand ich auch zugegeben etwas gewöhnungsbedürftig. Die vielen Abzockversuche oder auch den Umstand, dass Chinesen offensichtlich viel und gerne spucken… 🙂 Letztlich war ich daher auch froh, als dann kurz nach Mitternacht der Flieger nach Auckland ging. Hier befinde ich mich jetzt seit gestern Abend mit 12 Stunden Zeitverschiebung zu Deutschland und ich fühle mich hier trotz Müdigkeit, Jetlag und erster Verwarnung durch die örtliche Polizei – dazu später mehr 🙂 – ehrlich gesagt sehr wohl…

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