2
Dez
2017

Tag 8 Makene Road bis Mangapukahukahu Stream (24 Kilometer)

Der heute Tag fiel in die Kategorie Easy-Going. Nach den Schlammbergen des Raetea-Forest-Tracks am Vortag war das aber auch unbedingt notwendig. Ursprünglich hatte ich vor, „nur“ 17 Kilometer bis in die ersten Ausläufer des Omahuta Forest zu gehen. Nun befinde ich mich doch schon mitten im Forest am Mangapukahukahu Stream, durch dessen Fluten ich morgen direkt nach dem Aufstehen waten werde. Canyoning lässt grüßen. Aber erstmal zum heutigen Tag…

Ich stand heute morgen mit etwa 6 Uhr ziemlich früh auf. Ich hatte darauf gehofft, meine von der Wäsche des Vortages noch ziemlich nassen Klamotten in der Morgensonne in die Äste eines Baumes hängen zu können. Auch wenn ich die Zeit mit einem Chocolate-Brownie-Kaffee und einem weiteren Erdnussbutterwraps – diesmal streute ich noch Nüsse und Rosinen darauf – totschlug, daraus wurde leider nichts. Es stand ziemlich viel Nebel im Tal. Zwar schien die Sonne darüber kräftig und löste diesen im Laufe des Tages auch auf, aber das war erst gute 3 Stunden später. So musste ich zu Beginn des heutigen Hikes also abermals in eine nasse Hose, nasse Socken und nasse Schuhe schlüpfen. Irgendwie ist das kein Spaß… es gehört zum Te Araroa wohl aber dazu. Auf gut 80 % des Trails soll man mit nassen Schuhen unterwegs sein und so langsam glaube ich das auch…

Aber meine Laune besserte sich schlagartig nach den ersten sechs Kilometern Roadwalking. Anna und ich waren gemeinsam diesen Morgen aufgebrochen und wir hatten über die Makene Road und den Highway 1 die Mangamute Bridge und das kleine Mangamuta Dairy erreicht, welches sich hier befindet. Auf diesen kleinen Laden hatten wir bereits gestern den halben Tag lang hingefiebert, denn hier konnten wir nicht nur unsere Vorräte ergänzen, sondern es gab zum späten Frühstück einen saftigen Burger, kross frittierte Pommes und eine eisgekühlte Coke. Und mit Kalorien und Fett kam auch die Motivation zurück! Und Axel! Während wir auf unsere Burger warteten, erreichte er auch das Dairy. Er hatte sich gestern offensichtlich nur knapp hinter uns befunden und sein Zelt nur einige hundert Meter von unseren aufgeschlagen. Er hatte sich also ebenso durch die Schlammberge gekämpft. Und geflucht. Tat er immer noch 😉 Ich bin einfach froh, es hinter mir zu haben und hoffe, dass der kommende Omahuta-Puketi-Forest-Track, für den zwei Tage veranschlagt sind, nicht ganz so schlammig ausfallen würde.

Auf Burger, Chips und Cola folgten einige weitere relativ unspektuläre Straßenkilometer entlang des asphaltierten Highway 1 und der gekiesten Omahuta Road. Einzig nennenswert ist wohl, dass uns auf der Omahuta Road ein weiterer Southbound-ThruHiker namens Erich – ebenfalls aus Deutschland – begegnete. Wir holten Erich jedoch nicht ein, sondern er kam uns straight aus Richtung des Forest entgegen. Drei mal hatte er versucht diesen zu durchqueren bzw. vielmehr den Canyon, durch den der Mangapukahukahu Stream fließt. Der Trail verläuft direkt in dem Flussbett des Stroms. An verschiedenen Stellen taucht man wohl auch ordentlich ein bzw. muss laut Erich sogar schwimmen. Er ist umgekehrt, als er an einen knapp 12 Meter hohen Wasserfall gelangte und wird nun bis nach Kerikeri trampen oder die sogenannte Bad-Weather-Bypass-Option nutzen. Das sind ca. 35 Kilometer Roadwalking zum Umgehen des Omahuta und Puketi Forests. Diese Route soll insbesondere bei nassem Wetter genutzt werden, da der Canyon des Mangapukahukahu Stream und damit der gesamte Forest-Track dann wegen zu hoher Wasserstände und der im Canyon auftretenden Springfluten als unpassierbar gilt. Ich wollte mein Glück auf jeden Fall versuchen. Axel und Anna ebenso. Vielleicht hatte Erich nur den richtigen Ausstieg aus dem Canyon nicht gefunden.

Der 31 Kilometer lange Omahuta-Puketi-Forest-Track startete entgegen aller Erwartungen nicht mit einem kaum begehbaren Trail, sondern mit mehreren Kilometer 4WD-Straße. Das war entspanntes Laufen. Da waren auch die paar Hundert Höhenmeter, die es zu Beginn bergauf und später wieder auf einem leichten Wanderpfad bergab ging, kein Problem. Schlamm blieb dabei völlig aus, selbst auf dem späteren Wanderpfad war keiner zu entdecken. Der gelbbraune Lehmboden strotzte hier nur so vor Trockenheit und Rissen aufgrund der Dürre, die es in den vergangenen Tagen oder Wochen in diesem Teil Neuseelands gegeben haben musste. Die teils vertrockneten Pflanzen taten ihr übriges zum Gesamteindruck dazu.

Bereits gegen 13:30 Uhr erreichte ich Dann mit Anna und Axel mein eigentliches Tagesziel: die erste Anhöhe im Omahuta Forest. Für mich war schnell klar, dass ich weiterwollte. Heut lief es einfach zu gut als dass ich meine Trekkingstöcke für den heutigen Tag schon an den Nagel hängen wollte. Zudem wollte ich einen Blick auf die Brücke über den Waikoropupu Stream werden. Wäre diese überflutet, wäre der Canyon des Mangapukahukahu ebenfalls nicht passierbar. Glücklicherweise war die Brücke nicht überflutet. Zwar würden wir erst morgen in den Canyon einsteigen, aber sofern es nicht regnen würde, hätte ich keine Bedenken.

Ehe es weiterging füllten wir am Waikoropupu Stream noch die Wasservorräte. Der Fluss sah übrigens traumhaft schön aus.

Gegen 16 Uhr waren wir am Einstieg in den Mangapukahukahu Stream und den Canyon angelangt. Ich legte zunächst einen größeren Stein unmittelbar an das Flussufer, um am nächsten Morgen prüfen zu können, ob der Wasserstand gestiegen war in der Nacht. Dann schlug ich mein Zelt in Traumlage direkt im Wald neben dem Fluss auf. Für mich bisher der schönste Platz zum Wildzelten von den bisherigen – auch wenn ich in der Nacht bestimmt fluchen werde, da ich in Schräglage liege und wohl ständig von meiner Isomatte rutschen werde. Anna schlug ihr Zelt ein paar Meter entfernt auf. Axel hingegen campte einige hundert Meter entfernt im trockeneren Kiefernwald.

Nach dem Zeltaufbau brauchte ich dringend ein Bad. Die letzte Dusche hatte ich vor vier Tagen in Ahipara und an den anstrengenden Tagen seitdem im Herekino und Raetea Forrest war ich mehrfach völlig durchgeschwitzt gewesen. Also raus aus den Klamotten, rein in den Fluss. Die Blutegel, die Anna im Waikoropupu Stream gesehen hatte, würden schon von mir ablassen. Das Wasser war eiskalt, aber es tat einfach nur wahnsinnig gut…

Beim Abendessen auf den Steinen neben dem Fluss, kam uns übrigens ein ziemlich großer Aal besuchen. Er hatte sicher eine Länge von über einem Meter. Überraschend war, dass er alles andere als scheu war. Ich stand direkt neben ihm Fluss und er schwamm um mich herum und schaute mir neugierig in die Augen. Verrückte Begegnung. Hätten wir noch nicht zu Abend gegessen, hätten wir wohl den Versuch unternommen, ihn zu fangen…

Und nun wie üblich noch weitere Fotos vom heutigen Tag 😉

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