11
Feb
2018

Tag 79 Nelson / Havelock bis Pelorus Bridge Campground (21 Kilometer)

Yyyyyeeeeessss!!! Ich bin zurück auf dem Trail! Mein ganz im Stile von Arnold Schwarzenegger als Terminator abgegebenes Versprechen „I’ll be back“ habe ich damit gehalten. Ich schätze nur, dass Arnold meinen Backpack mit Essen für zwölf Tage mit Leichtigkeit getragen hätte. Für mich werden die nächsten Tage sicher erstmal heftig, was das Rucksackgewicht angeht. Die heutigen 21 Kilometer auf Straße und einfachen Tracks von Havelock bis zur Pelorus Bridge, wenn auch bei Schlechtwetter, waren jedenfalls schon mal ein Vorgeschmack. Am Abend kam es dann noch aufgrund des heftigen Starkregens am heutigen Tage zur Evakuierung des Pelorus Bridge Campground, auf dem ich mich befand. Der Pelorus River stand aufgrund des heftigen Starkregens in voller Flut und die Campsite drohte zur Insel in den Fluten zu werden…

Den Morgen habe ich nochmal genutzt um etwas auszuschlafen. Ich bin so gegen 8.30 Uhr aufgestanden, hab unten in der Küche der Jugendherberge gefrühstückt und im Anschluss daran meine letzten Sachen in den Backpack gestopft. Dann war er da, der Moment der Wahrheit. Lässt sich dieses Monstrum tragen – wobei das ja eher ne Langzeitstudie wird – und vor allem hält das Gestänge meines Osprey Exos das Gewicht aus.

Ich meine, dass der Osprey Exos für ein Gesamtgewicht von etwa 16 Kilogramm konzipiert ist. Mit dem Essen für im Worst Case zwölf Tage – Havelock bis Pelorus Bridge ein Tag, Pelorus River Track bis zu vier Tage, Richmond Alpine Track bis zu sieben Tage – dürfte mein Backpack an die 25 Kilogramm herankommen. Er ist bis obenhin mit Essen vollgestopft und platzt nahezu aus allen Nähten. Die Zeiten, in denen ich meinen Rucksack mit einer Hand geschultert habe, sind jedenfalls bis auf Weiteres erstmal vorbei. Das Ding wiegt gerade höllisch viel.

Um 9:45 Uhr schnappten Dylan und ich den Bus nach Havelock. Dort kamen wir gegen 11 Uhr an. Es regnete den Tag bereits unentwegt. Aber für heute hatten wir nur 21 Kilometer auf dem Plan bis zum Pelorus Bridge Campground. Gestern hatte ich uns noch eingebucht auf dieser Campsite, die nicht weit vom Start des Pelorus River Track liegt, den wir vor der Querung der Richmond Ranges noch angehen würden.

Nachdem wir in Havelock noch kurz einen Kaffee bzw. eine Coke getrunken und uns jeweils mit einem neuen Gaskanister für die nächste Etappe versorgt hatten, brachen wir um 12 Uhr Richtung Pelorus Bridge auf. Zunächst bedeutete das unschönes Laufen auf dem vielbefahrenen Staten Highway, glücklicherweise aber nur für knapp vier Kilometer.

Anschließend ging es auf einer wenig befahrenenen Schotterstraße rechtsseits des Pelorus River in Richtung Pelorus Bridge. Während wir diese Straße entlangwanderten wurde der Regen immer stärker. Auf der Straße bildeten sich breite Rinnsaale und große Pfützen. Ich vermute, dass diese Straße ansich durch eine wirklich schöne Landschaft führte und es sehr lohnenswert sein muss, sie zu hiken, gegenwärtig jedoch waren die Konditionen hierfür alles andere als gut. Die niedrig hängenden Wolken erlaubten nicht mal eine richtige Sicht. Fotos hab ich mir daher auch ziemlich gespart heute, zumal meine Kamera bei Nässe auch weiterhin ziemlich rumzickt und ich sie daher nicht wirklich unnötig bei Regen hervorholen wollte.

Nach etwa zehn Kilometern suchten wir einen halbwegs im Trockenen liegenden Platz. Wir wollten eine kurze Pause einlegen. Vor allem aber wollten wir den drückenden Rucksack mal etwas länger von den Schultern nehmen. Doch so sehr wir auch suchten, es gab weder einen Shelter am Wegesrand, noch konnten wir unter einer der Brücken, die wir passierten Schutz suchen. Letztlich standen aufgrund des Regens sämtliche Flüsse im Hochwasser. Daher blieb uns nicht anderes übrig als weiterzulaufen.

Nach 13 Kilometern erreichten wir den Dalton’s Track, der nach wiederum acht Kilometern an der Pelorus Bridge enden sollte. Die Bezeichnung als Track ist hier letztlich sehr wohlwollend gemeint. Das war vor allem ein Laufen über offenes Farmland, in dem ich gut die Hälfte der Strecke den vom Regen aufgeweichten Kuhfladen auszuweichen versuchte und mich mit meinem schweren Backpack mühselig über unzählige Zaunübertritte zwischen den einzelnen Weiden und Feldern hinwegwuchtete. Erfolgreich letztlich, aber mühselig und das wurde auf den letzten Kilometern des Tracks, bevor dieser im Wald weiter bis zur Pelorus Bridge verlief, auch nicht besser, denn der Regen hatte den Boden komplett aufgeweicht und an vielen Stellen vollends überspült, so dass wir in riesigen Pfützen und kleinen Seen dahinwanderten.

Der Pelorus River selbst war vollends aufgewühlt. Seine Wasser schossen nur so dahin. Und als wir ihn nach knapp viereinhalb Stunden ununterbrochenen Hikens an der Pelorus Bridge passierten, um zu unserer Campsite zu gelangen, trieb es bereits ganze Baumstämme den reißenden Strom hinunter. Doch war das noch nicht zu vergleichen mit dem, wie sich der Fluss knappe zwei Stunden später zeigen sollte.

Als wir an der Campsite ankamen, suchten wir zunächst das Küchengebäude auf. Wir waren völlig durchnässt und wollten zusehen ehe wir unsere Zelte aufstellten, dass wir selbst etwas trockneten und etwas essen konnten. Statt nachzulassen wurde der Regen draußen derweil immer stärker. Der Pegel des Pelorus River war seit unserer Ankunft auf der Campsite enorm angestiegen. Vom hochgelegenen Küchengebäude hatte man letztlich einen guten Blick auf den direkt neben dem Campground verlaufenden Fluss.

Beim Einchecken auf den Campingplatz waren wir darauf hingewiesen worden, dass wenn der Flusspegel – was man laut aktueller Wassercharts jedoch nicht erwartete – enorm ansteigen würde, der Platz kurzfristig zu evakuieren wäre. Ein Alarmsignal würde dann ertönen. Tja und dieses Signal ertönte nun gerade zwei Stunden nach unserer Ankunft auf der Campsite. Ich hatte mich zuvor beim Blick nach draußen noch gewundert, wie sehr der Fluss in den letzten Minuten allein angeschwollen war, da ertönte auch schon der Alarm. Evakuierung. Also wieder rein in die nassen Sachen, halbwegs schnell alles in den Rucksack gestopft und runter von der Campsite in höher gelegenes Gelände.

Im Jahr 2010 hatte es nach dem Alarmsignal ganze fünf Minuten gedauert bis der ganze Platz überflutet war und Autos, Campervans und Zelte kurze Zeit später in den Fluten davongetrieben wurden. An sich sollte das Signal so frühzeitig ertönen, dass etwa 30 Minuten Zeit verbleiben, um vom Campground zu kommen. Seinerzeit zumindest hatte dies jedoch nicht gehalten werden können, so rasant ist der Strom geflossen.

Letztlich kamen Dylan und ich nach der Evakuierung des Campgrounds mit Larissa, einer Schweizerin, die Neuseeland mit dem Bike bereist und die wir mittags in Havelock bereits kennengelernt hatten, sowie Terry, einem neuseeländischen Te Araroa-Hiker, und Emily, einer amerikanischen Hikerin, in einem Schuppen der Campsiteverwalter auf höhergelegenem Gelände unter, wo ich es mir auf einer Bank für die Nacht gemütlich machte.

Abgesehen davon, dass ich zurück auf dem Trail bin, gibt’s übrigens noch ne zweite Nachricht des Tages: mein Anschlussabenteuer an den Te Araroa ist gebucht! Ich fliege am 10. Juni mit Christian, einem Kumpel aus Bremen, für 9 Wochen nach Südamerika. Peru, Bolivien, eventuell auch die Galapagosinseln! Ich werde euch auch sicher davon berichten!

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