13
Jan
2018

Tag 50 Retaruke bis Whakahoro (11 Kilometer)

Ich werde nie nie nie nie wieder auch nur ein Stück laufen… in den nächsten fünf Tagen 😉 Ich habe heute das kleine Stück Roadwalking bis Whakahoro abgeschlossen und damit war der Wandertag für mich früh beendet. Nun geht es morgen früh auf den Whanganui River auf die fünf- bis sechstägige Kanu- bzw. Kayakfahrt, die Simone, Lyndon und mich quer durch den Whanganui Nationalpark bis nach Whanganui an die Tasmansische See hinunterführt…

Nachdem ich mein Zelt gestern Abend direkt neben der Schotterstraße auf einem kleinen Grünstreifen abgestellt hatte, hat mich doch tatsächlich nicht ein einziges Auto passiert. Vermutlich hätte es ohnehin keinen interessiert, ob ich oder ob ich da nicht auf dem Grünstreifen zelte, irgendwie ist es aber doch ein merkwürdiges Gefühl direkt an der Straße zu stehen. Schön, wenn es dann so unkompliziert abläuft.

Nach üblichem Ablauf bin ich am Morgen um 7:30 Uhr bei recht bewölktem Himmel aufgebrochen. Ich hatte ja nur elf Kilometer bis Whakahoro vor mir und ich wollte zusehen, dass ich den Tag möglichst früh wieder beende und vielleicht in Whakahoro im Blue Duck Café noch etwas vernünftiges zum Frühstücken abgreifen kann.

Ich folgte weiter der Schotterstraße, die durch das tief eingeschnittene Tal weiter dem Retaruke River folgte. Teilweise ergaben sich von der Straße aus einige schöne Tiefblicke auf den Fluss, der sich hier tief in das Tal hineingegraben hatte. Manches Mal erinnerte mich die Landschaft auch an das Alpenvorland mit seinen zumeist bewaldeten, teils aber auch schroffen Berghängen und -kuppen.

Nach etwas über zwei Stunden erreichte ich Whakahoro gegen 9:45 Uhr. Whakahoro ist letztlich das Gateway in den Whanganui Nationalpark und der beliebteste Startpunkt für die River Journey, die mitten durch den Whanganui Nationalpark führt und zu einem der sogenannten Great Walks von Neuseeland – das sind sehr beliebte Wanderwege bzw. in diesem Fall ein Flusswanderweg – zählt. Worte wie „Gateway“ und „beliebtester Startpunkt“ lassen sicher die Vermutung aufkommen, dass Whakohoro ein größeres Dorf ist. Tatsächlich besteht Whakohoro aber nur aus einer Hütte des DOC, einer angeschlossenen Rasenfläche zum Campen, dem Blue Duck Café und einigen einfachen Hütten, die von Touristen gemietet werden können.

Bei meiner Ankunft in Whakahoro suchte ich direkt das Blue Duck Café auf, das im Stile einer Westernbar im Niemandsland gehalten ist. Gemütlich. Ich bestellte aus dem ziemlich überschaubaren Speiseangebot – es gab entweder Toasties oder Muffins – einen Toastie mit Schinken und Käse, nahm mir noch eine Cola und einen Eiskaffee dazu.

Während ich aß, erreichte auch Simone Whakahoro. Damit war meine kleine Gruppe ja schon fast komplett für die River Journey. Lyndon würde morgen dann mit dazustoßen und mit dem Tourorganisator hier eintreffen.

Für 4 Neuseeländische Dollar gönnte ich mir noch eine Dusche im Blue Duck Café und wusch meine Klamotten. Dann bezog ich meinen Platz in der einfachen, aber gemütlichen DOC-Hütte, die heute offenbar nur von Simone und mir gebucht wurde. Zwar befinden sich einige weitere Leute hier, die morgen auf die River Journey starten. Diese haben allerdings alle mit dem Zelt vorlieb genommen.

Der Rest des Tages gestaltete sich entspannt: ausruhen, Klamotten trocknen lassen, zwei Wraps essen, eine weitere Limonade und einen weiteren Toastie im Blue Duck Café verzehren, Fotos aussortieren usw. Einzig der Kampf gegen die Sandflies, die es hier in Flussnähe hatte, war nicht entspannend. Natürlich haben mich einige von denen erwischt. Ich hoffe das wird nicht wieder tagelang jucken… Morgen geht es dann gegen 10 Uhr auf den Fluss. Ich bin gespannt wie die kommenden Tage werden.

Der Whanganui River selbst war übrigens schon in frühen Zeiten von den hier ansässigen Maori Stämmen von Ngati Uenunku und Ngati Patutokotoko genutzt worden, um den Kontakt mit den Verwandten aus den Bergen von den oberen Regionen des Whanganui aufrecht zu erhalten. Letztlich entspringt der Fluss im Tongariromassiv und hat bis hier beim Zusammenfluss mit dem Reatureke River bereits 105 Kilometer durch das Land zurückgelegt.

Später zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfolgte eine Erschließung und erste Besiedlung des heutigen Whanganui Nationalparks über den Fluss selbst durch Siedler, die im späteren Laufe des Flusses ein Settlement errichteten, den Wald rodeten und mit mäßigem Erfolg versuchten, die Schafzucht zur Wollerzeugung zu betreiben. Während dieser Zeit befuhren auch einige Ausflugsdampfer und Hausboote sowie eine Vielzahl an Transportschiffen den Whanganui River. Das Settlement musste aus drei Dingen jedoch recht frühzeitig wieder aufgegeben werden. Zunächst hatten die Rodungen dafür gesorgt, dass ganze Berghänge instabil wurden und abrutschten. Daneben wurden die Pläne zur Erschließung des Gebietes über eine Straße nach und nach aus Kostengründen eingestellt und der Transport der Wolle über den Fluss wurde mit der Zeit teurer als der Erlös dafür. Kurios ist, dass die Siedlung just zu einem Zeitpunkt aufgegeben wurde, als man eine komplett neue Brücke zur Erschließung weiteren Gebiets und mithin zur Vergrößerung des Settlements fertiggestellt hatte. Diese Brücke, die noch heute mitten im Nirgendwo liegt und zu der keine Straße führt, ist hier als „Bridge to Nowhere“ bekannt. Eventuell werden wir hier übermorgen einen Zwischenstop einlegen und die „Brücke ins Nirgendwo“ aufsuchen.

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