7
Jan
2018

Tag 44 Taumarunui bis 42nd Traverse (25 Kilometer)

Unglaublich. In den vergangenen anderthalb Monaten habe ich doch glatt 13 Kilo Gewicht verloren. Bei dem Organisator der Kayaktouren hat es eine Waage gegeben. Erst dachte ich, die Waage spinnt. Ich konnte das erst gar nicht glauben und es hat mir doch ordentlich zu denken gegeben. Aber die Waage spinnte eben nicht. Sie funktionierte korrekt. Verdammte Axt, dachte ich. Wo soll das bitte noch hinführen… Daneben habe ich heute alles für die Kayaktour organisiert und am späten Nachmittag einen ziemlichen Gewaltmarsch eingelegt, um noch mein für heute angedachtes Tagespensum zu absolvieren…

Der Tag begann heute für mich zur üblichen Zeit. Aufstehen um 6:30 Uhr, kurzes Frühstück, Sachen und Zelt einpacken und dann zur Abwechslung mal was ganz Neues: nicht loslaufen. Denn um 7:30 stand die Sicherheitseinweisung vom Tauramunui Kayak Hire-Team für die Whanganui River Journey an, die ich ab dem 14. Januar mit Simone und Lyndon machen werde. Vermutlich werden wir sechs Tage auf dem Fluss unterwegs sein. Meine wunden Füße, die sich nach der Nacht glücklicherweise schon etwas besser anfühlten, dankten es, nicht gleich loslaufen zu müssen.

Das Team vom Kayakverleih machte die Einweisung richtig super. Aufgrund des heftigen Wetters der vergangenen Tage hatten sich jede Menge Hiker hier eingefunden und beschlossen die River Journey vorzuziehen und das Tongariro Alpine Crossing später nachzuholen. Ich und Simone – Lyndon würde nur für die River Journey am 14. Januar aus Auckland runterkommen – blieben jedoch auf dem Track und hoffen unvermindert auf gutes Wetter für die Querung der Vulanlandschaften des Tongariro.

Die Einweisung, zu der es vom Veranstalter Kaffee und frisches Brot gab, war absolut umfassend. Von der richtigen Paddeltechnik mit Kanu bzw. Kayak über allgemeines Wissen, wie man sich auf dem Fluss und in Stromschnellen verhält, über die Eigenheiten des Whanganui River, dessen Wasserstand durchaus innerhalb einer Stunde mal um einen Meter steigen oder fallen kann, bis hin zum Verfahren beim Kentern des Bootes. Ich hatte zwar schon von früher von diversen Kanuurlauben mit meiner Familie einige Erfahrung, aber es war gut das alles in knapp anderthalb Stunden nochmal präsentiert zu bekommen.

Anschließend hieß es für Simone und mich erstmal warten. Die an die 40 Hiker und sonstige Flussbegeisterten die heute noch starten würden, wurden natürlich direkt im Anschluss abgefrühstückt und bis Simone und ich dann mit dem Veranstalter unsere Tour organisieren und buchen konnten, vergingen gute vier Stunden. In dieser Zeit unterhielt ich mich viel mit all jenen Hikern, die ich schon zuvor auf dem Trail getroffen und hier nun wiedergesehen hatte. Da es eine Waage gab, machten wir auch alle den „Gewichtsverlust-Test“ seit Trailstart. Mit meinen 13 verlorenen Kilogramm lag ich doch glatt auf Platz 2 dieser doch sehr bedenklichen Liste. Nur Goat, ein amerikanischer Hiker, hatte mit 15 verlorenen Kilogramm noch mehr verloren. Dabei ist er jedoch auch eher von properer Statur als ich es je war. Als ich die Zahl las, die die Waage mir ausspuckte, dachte ich wirklich, das kann doch nicht wahr sein. Auf Long Distance Trails ist es ein Riesenproblem genug Kalorien zu sich nehmen, um sein Gewicht einigermaßen zu halten. Ich hatte aufgrunddessen bereits mit drei bis vier Kilo weniger gerechnet, aber damit niemals. So viel oder besser so wenig hatte ich zuletzt vielleicht vor 20 Jahren gewogen. Und nun, wo ich drüber nachdachte, ja, der leichte Bauch, den ich mir bei meiner Schreibtischarbeit angefuttert hatte, war komplett verschwunden. Meine Trekkinghose, die zu Beginn des Trails wunderbar passte, war mittlerweile zwei Nummern zu groß und den Hüftgurt an meinem Rucksack kann ich eigentlich auch nicht mehr enger spannen. Ich muss unbedingt dagegen ankämpfen, sonst geht es an meine Gesundheit. Ansonsten dürft ihr mir ab sofort den Spitznamen „Die Ameise“ verpassen, denn mit meinem Rucksack schleppe ich hier nun mehr als ein Viertel meines eigenen Körpergewichts tagtäglich über Berge, Flussläufe und Tracks.

Die Buchungen für Simone’s, Lyndon’s und meine Riverjourney klappten dann wunderbar. Die ersten Campsites waren vorausgebucht, Startdatum und Tagesziele standen weitestgehend fest und zuguterletzt transportierte das Verleihteam, Simone, Dan und mich auch noch nach Tauramunui. Dan wollte von dort aus mit dem Bus weiter oder trampen, Simone legte im dortigen Hostel einen Restday ein und würde später auf mich aufholen und ich wollte in der Stadt meine Einkäufe für die River Journey erledigen. Zuvor, ich brauchte dringend eine weitere Kalorienzufuhr, aßen wir im Takeaway noch gemeinsam etwas zum Mittag. Nach den Fish and Chips am Vortag stillte ich meinen Japp auf einen großen Cheeseburger mit Pommes.

Dann erledigte ich meine Einkäufe im New World Supermarkt. Ich lebte mich ziemlich aus. Ich musste zwar auf mein Körpergewicht achten, daneben jedoch überhaupt nicht auf das Gewicht des Essens auf der River Journey. Schließlich würde ich es im Kayak bzw. Kanu transportieren und nicht auf meinem Rücken schleppen müssen. Hier meine Einkaufsliste für die sechs Tage:

6 Wraps, 10 Eier, 1 große Salami, 1 Dose Corned Beef, 3 Tüten Haribo, 1 Megapackung Kekse, 2 Packungen Reis, 2 Packungen Thunfisch, 1 Dose Baked Beans, 1 Dose Irish Stew, 1 Dose Chilli, 1 Dose Pfirsichspalten, 1 Glas Marmelade, 500g Nudeln, 1 großes Glas Bolognesesauce, 10 Packungen Caramell Latte, 400g Crunchy Nuts, 4 Packungen 200ml Milch, 2 Liter Orangensaft und last but not least: 12 Flaschen Irish Cider von Magners.

Lindon wird das Ganze dann noch, wenn er am 14. Januar zur Ablegestelle kommt, um frisches Brot, Bananen und Käse ergänzen.

Meine ganzen Einkäufe brauchte ich glücklicherweise nicht die vier Kilometer zum Kanuverleih schleppen. Ich wurde auch wieder am Supermarkt abgeholt. Nachdem ich meine Einkäufe anschließend in wasserdichten Tonnen verpackt und diese beschriftet hatte, konnte ich um 15 Uhr endlich wieder auf den Trail aufbrechen.

Ich hatte nicht damit gerechnet, erst so spät am Tag loszukommen und so musste ich einen richtigen Gewaltmarsch hinlegen, um noch vor Einbruch der Dunkelheit die 25 Kilometer entfernte 42nd Traverse kurz hinter dem Ort Owhango zu erreichen. Das war zwar alles nur Roadwalking, aber in hügeligem Gelände mit einem Aufstieg bis auf 500 Meter. Ich rechnete nicht damit, vor 20 Uhr am Beginn der Traverse zu sein, die mich am kommenden morgigen Tag durch eher schwieriges Gelände zum Tongariro Nationalpark führen sollte.

Das Wetter war heute wieder sehr gut. Die Sonne brannte darnieder und brachte den Asphalt auf der anfänglichen Asphaltstraße, von der ich erstmals auch die schneebedeckten Gipfel des Tongariromassivs zu sehen bekam, glatt zum Schmelzen. Ich war froh, als es nach knapp sechs Kilometern auf einer Schotterstraße weiterging, die noch dazu auf großen Teilen im Schatten lag.

Der Weg führte hier weitestgehend durch eng eingeschnittene Täler, die als Farm- und Weideland genutzt wurden. Kühe, Pferde mit jungen Fohlen, eine Vielzahl an Schafen und sogar Strauße, die doch glatt vor mir balzten, wurden hier gehalten. Die hügelige Landschaft war abermals schön anzuschauen. Ab und an passierte ich ein hübsches, schön gelegegenes und stets völlig alleinstehendes Haus oder eine Scheune. Von Autos keine Spur. Den gesamten Roadwalk bis ins 22 Kilometer entfernte Owhango über bekam ich nicht ein Auto zu sehen, dafür aber mehrere wilde Bergziegen 😉

Das Wichtigste: meine Füße waren und blieben trocken und spielten daher heute wieder mit. Die Schmerzen vom Vortag, die mich zum humpeln brachten, waren weitestgehend verschwunden und ich vermute, solange ich nicht wieder nasse Füße bekomme, werden sie auch erstmal nicht wieder auftauchen. So machte ich auf dem gesamten Walk nicht eine Pause. Selbst den acht Kilometern langen Anstieg auf die Höhe von 500 Metern, der sich an einer mit Tannen bewaldeten Bergflanke zur einen Seite und Schafweiden zur anderen Seite vollzog, lief ich damit in eins durch.

Tatsächlich kam ich so gegen 19:15 Uhr in Owhango an und passierte wenig später auch bereits den Beginn der 42nd Traverse, die durch den Tongariro Forest Park führt. Nach nicht ganz 5 Stunden Wanderns erreichte ich einige Kilometer weiter meine vorgesehene Wildcampsite an der Brücke über den Whakapapa River. Hier traf ich auch wieder wie verabredet auf Axel.

Die Sonne war schon im Begriff unterzugehen. Daher schlug ich schnell mein Zelt auf, kochte mir mein Abendessen und bin nun im Begriff diesen Artikel hier zu schreiben. Mittlerweile ist es nach 22 Uhr und ich werde sicher in Kürze todmüde auf meine Isomatte und in den Schlaf fallen…

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3 Responses

  1. Reinhard Kugl

    Hallo Nils.Schöne Grüße aus dem kalten Tirol in Österreich.Ich kann nur sagen Hut ab vor deinem Trip(Hammer).Ich hoffe du bist gut unterwegs und es klappt alles was du vor hast ohne größere Probleme. Ein tolles Jahr 2018 wünsche ich dir und mach weiter so. Ich werde dich begleiten da ich so wie du nächstes Jahr auch nach Neuseeland gehen will um zu wandern.Machs gut und bleib gesund. Schöne Grüße .Reinhard.

    1. Hallo Reinhard! Vielen Dank für deine nette Nachricht und die vielen Wünsche! Ich wünsche dir auch noch ein tolles Jahr 2018! Freut mich riesig, dass du mir folgst und ich hoffe, aus meinen Berichten kannst du vielleicht den ein oder anderen Tipp für deine Planung dann mitnehmen 🙂 Du hast dir ein wahnsinnig aufregendes Land mit einer so fantastischen Natur zum Wandern ausgesucht für nächstes Jahr. Ich bin mir sicher, du wirst einen unvergesslichen Trip haben. Ich bin jetzt erstmal in die Vulkanlandschaften des Tongariro unterwegs – gleich beginnt der Aufstieg – und in ein paar Wochen geht es dann auf der Südinsel in die wirkliche Wildnis. Ich bin sehr gespannt und werde weiter berichten. Viele Grüße nach Österreich! Nils

  2. Reinhard

    Hallo Nils.Danke dir.Weiterhin einen tollen Trip und machs gut.Ich halte dir die Daumen und melde mich wieder.Bin gespannt auf deine Erlebnisse.Schoene Gruesse
    Reini.

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