20
Jun
2018

Tag 3 Choquequirao Trek nach Machu Picchu – Wir gehen langsam weiter bis Santa Rosa Alta

Wir sind weitergelaufen! Nicht sonderlich weit zwar, aber es geht vorran. In Playa Rosalina wollten wir nicht noch einen weiteren ganzen Tag verbringen und da Christian sich kräftig genug fühlte, ein paar Höhenmeter zu machen, sind wir bis Santa Rosa Alta aufgestiegen. Und die Entscheidung war grundsätzlich gut. Denn in Santa Rosa Alta, welches wir gegen Mittag erreichten, ist es deutlich schöner als unten am Talboden, selbst wenn wir hier länger ausharren müssen…

Heute morgen ging es Christian immer noch ziemlich bescheiden. Während die Amerikaner der geführten Tour so gegen 5:30 Uhr bereits noch vor Sonnenaufgang ihren Cocatee genossen und sich ans gemachte Frühstück setzten, überlegten wir wie es heute weitergehen könnte. Irgendwie kamen wir jedoch nicht so recht zu einer Entscheidung, ob wir weitergehen oder zurück nach Cachora laufen sollten, wo es für den Fall der Fälle immerhin einen Arzt gab. Ziemlich besch… Situation. Gerade mal einen halben Tag waren wir immerhin gelaufen. Und der zwangsläufige Gammeltag in Playa Rosalina gestern sorgte auch nicht gerade für Zufriedenheit bei uns.

Ehe wir entschieden wie es weitergehen sollte, frühstücken wir erstmal während die Teilnehmer der geführten Tour nach ihrem Frühstück und rasch zusammengepacktem Tagesrucksack bereits Richtung Choquequirao aufbrachen. Für jeden von uns gab es einen Nutellawrap und einen weiteren Wrap mit Salami und Käse. Wir waren echt froh gewesen, im Laden in Cusco noch diese Riesensalami von über einem Kilo Gesamtgewicht gefunden zu haben. Leider schmeckt sie jedoch sehr bescheiden. Christian verfütterte die letzten Reste seines Wrap daher auch mal direkt an eine der Katzen, die uns regelmäßig zum Essen umgarnte.

Nach dem Frühstück war sie dann doch irgendwann da, die Entscheidung. Wir laufen erstmal weiter bis zur nächsten, etwa 750 Meter höher gelegenenen Campsite bei Santa Rosa Baja.

Nachdem wir das Zelt und unsere Sachen eingepackt hatten, nahm ich Christian zunächst ein paar Kilos von seinem Rucksack ab, dann machten wir uns gegen 8:15 Uhr auf den Weg.

Nachdem wir den Apurimac Fluss auf der Brücke bei Playa Rosalina gequert hatten, ging es direkt im steilen Anstieg in Serpentinen die hohe Felswand hinauf. Zum Glück lag die gesamte Wand im Schatten. Dennoch kamen wir mit dem schweren Gepäck ordentlich ins Schnaufen und Schwitzen während uns abermals einige Esel passierten.

Mit jeder Serpentine, die wir hinaufstiegen, konnten wir den Canyon mehr hinabblicken. Zur anderen Seite konnten wir beinahe den gesamten Weg nachverfolgen, den wir am ersten Tag des Treks gemacht hatten. So hatten wir auch eine ungefähre Ahnung, auf welcher Höhe wir uns nun auf der gegenüberliegenden Seite befanden.

Eine erste Pause legten wir nach einer guten Stunde ein. Zehn Minuten, während derer von unten drei Hiker mit ihren Tagesrucksäcken auf uns aufschlossen. Tatsächlich schafften wir es aber diese im weiteren Aufstieg wieder zu überholen. Ein wenig verwunderte uns das schon aufgrund Christians derzeitigem Zustand.

Die Vegetation neben dem steil ansteigenden Weg fiel meist karg aus. Zwischen all dem Fels und Staub wuchsen gerade mal ein paar trockene Gräser, einige Kakteen und einige wenige knorrige Sträucher. Knapp unterhalb von Santa Rosa Baja wechselte die Vegetation jedoch hin zu einer deutlich grüneren, ja schon richtig tropischen. Hier oben hatte es sogar eine ganze Vielzahl an Bananenbäume, an denen unzählige der Früchte reiften.

Santa Rosa Baja erreichten wir nach nicht ganz zwei Stunden. Christian schien also halbwegs fit, denn wir hatten damit in etwa die Zeit gebraucht, die man mit einem Tagesrucksack in einer geführten Tour benötigen sollten.

Der „Ort“ bestand selbst nur aus ein paar kleinen Stein- und Lehmhütten, vor denen sich jeweils am steilen Hang mit Blick hinunter in den Canyon ebene Rasenflächen als Zeltmöglichkeiten befanden.

An der ersten Hütte schien eine ältere Frau in ländlich-bunter Tracht offenbar schon auf uns zu warten. Direkt rief sie uns zu sich herbei. Klar, natürlich wollte sie was verkaufen. Aber wir konnten ein frisches Getränk auch gut vertragen. Eine Powerade für Christian und eine Fanta für mich. Vor allem aber auch ein Platz im Schatten, den Santa Rosa Baja befand sich mittlerweile in der Sonne und diese wollte uns wie in den vergangenen Tagen offensichtlich wieder mal rösten.

Eine schöne Ecke war das hier oben. Neben der alten Steinhütte köchelte über einem offenem Feuer eine Suppe. Wir saßen unter einem Überdach aus Palmwedeln auf einfachen Bänken, die aus verschiedenen Hölzern, u.a. Bambus zusammengezimmert waren. Zwei von Bananenbäumen umgebene „Terassen“, die sich hinter der Hütte am Hang befanden, boten die Möglichkeit unser Zelt aufzustellen.

Da sich Christian jedoch fit genug fühlte, etwas weiter aufzusteigen, gingen wir nach der Pause jedoch noch bis Santa Rosa Alta, welches ungefähr 200 Meter höher als Santa Rosa Baja lag. Damit sind wir doch fast 1.000 Meter aufgestiegen heute. Und hier oben fanden wir eine ganz ähnliche Campsite wie weiter unten, ebenfalls mit Aussicht auf die gegnüberliegende Wand des Canyons. Der Blick hier oben ist doch deutlich schöner als am Talboden bei Playa Rosalina.

Seit einer Woche kümmert sich hier oben in Santa Rosa Alta der 19jährige Ronaldinho aus Cusco um die Campsite. Bis Dezember bleibt er hier an diesem ziemlich abgelegenen Ort. Da die ganzen geführten Touren Santa Rosa Alta nicht aufsuchen, sondern nur passieren, sind seine einzigen Gäste und vermutlich auch Kontakte in die Außenwelt die wenigen Hiker, die auf eigene Faust nach Choquequirao wandern. Bis Dezember dürfte das ziemlich einsam werden. Armer Junge. Er schien sich so leider schon irgendwie zu langweilen hier oben. In seiner Hütte hat Ronaldinho auch nur ein Radio, sonst nichts weiter. Naja, wenigstens leistet ihm aber seine vier Monate alte Hündin namens Maja Gesellschaft.

Da sich Christian heute beim Laufen soweit ganz gut fühlte, planen wir morgen bis Choquequirao wandern, sofern sich an seinem Zustand nichts verschlechtert. Unterwegs werden wir dabei noch den kleinen Ort Marampata passieren. Hier soll es um die zwei Dutzend Häuser geben und notfalls wohl auch ein Gästezimmer.

Übrigens haben uns die kleinen Mückenbiester, von denen ich euch vorgestern erzählt habe, trotz Chemiekeule – wir haben ein Mückenspray mit 40% deet-Wirkstoff – ziemlich malträtiert. Ich zähle an beiden Armen zusammen um die 50 Stiche. An den Beinen sieht es ähnlich aus. Ziemlich grausige Sache, denn wie die Sandflybisse in Neuseeland fangen diese Stiche so richtig an zu jucken, wenn man zur Ruhe kommt. Da kann man das natürlich garnicht gebrauchen 😉

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