20
Dez
2017

Tag 26 Rahopara Point bis Ambury Regional Park (35 Kilometer)

Auckland! Endlich habe ich dieses Riesenzwischenziel erreicht. Ich bin heute hier in der Stadt angekommen und jetzt bei Trailkilometer 617 auch schon recht deutlich hinter der Innenstadt von Auckland. Der Walk durch die Stadt war angenehm und hat entgegen meiner Erwartungen sogar richtig Spaß gemacht. Auch wenn der Tag heute ziemlich lang war…

Ich bin heute mit 5:30 Uhr ziemlich zeitig aufgestanden. Ich hatte auf einen Wahnsinnssonnenaufgang vom Rahopara Point aus gehofft, doch leider war es um diese Zeit noch ziemlich bewölkt und verregnet. Ab 7 Uhr ließ sich die Sonne dann allerdings wieder blicken. Bis das Zelt jedoch getrocknet war, ist noch eine knappe dreiviertel Stunde vergangen, so dass Axel und ich erst um 8 Uhr auf den Trail gestartet sind.

Zunächst liefen Axel und ich den weiteren North Shore Coastal Walk entlang der dicht besiedelten Küste. Der Walk war richtig klasse zu laufen. Es ging auf den ersten vier Kilometern die ganze Zeit an der Pazifikküste über Strände und an den Klippen entlang. Auch wenn die Küste hier dicht mit wunderschönen Häuser bebaut ist, meist weiß getünchte Holzhäuser mit großzügigen Veranden und feinen Verzierungen, bekam ich so gar nicht den Eindruck hier direkt in der Stadt zu sein. Schöne Ecke. Ich will jedoch nicht wissen, was die Häuser hier in dieser Gegend und Lage kosten. Vermutlich werden sie unbezahlbar sein.

Die Strände und auch der Weg an den Klippen waren trotz der frühen Tageszeit sehr belebt. Viele Jogger machten ihr morgendliches Fitnessprogramm, eine Vielzahl an Leuten führte ihre Hunde aus, Familien fanden sich zum Strandtag ein und andere wiederum nutzten den Morgen gleich für ein Bad im Pazifik. Die Weihnachtsferien, die hier zugleich ja Sommerferien sind, dürften begonnen haben.

Nach den vier Kilometern entlang der Küste führte der weitere Trail über Stadtgebiet, dann über weitere Strände zum North Head, einer kleinen, am heutigen Tag ziemlich windumtosten Hügelkuppe mit schöner Aussicht auf den Waitemata Harbour und das auf der anderen Seite liegende Stadtzentrum von Auckland. Alte Geschützstellungen zeugten von der früheren Nutzung als Wehranlage zur Absicherung der Hafeneinfahrt.

Nach den ersten zwölf Kilometern dieses Trailtages erreichten wir dann die Fähre, die von Devonport aus zum Stadtzentrum von Auckland übersetzt. Die ca. einen Kilometer lange Überfahrt kostete umgerechnet gerade mal 4 €. Ein guter Preis wie ich finde.

In Auckland selbt angekommen erfasste mich dann das komplette Stadtleben. Total viele Leute, dichter Verkehr, lärmende Massen auf der Queens Street – der Haupteinkaufsmeile der Stadt. Und tatsächlich auch ein wenig Weihnachtsdeko. Irgendwie machte es richtig Spaß hier durchzutingeln. Und ich merkte: mittlerweile komme ich zu Fuß mit schwerem Rucksack doch deutlich schneller voran als der Ottonormalpassant ohne schweres Gepäck auf dem Rücken.

In einem Outdoorshop ersetzte ich dann noch meine kaputte Trink- bzw. Wasserblase und in einem weiteren mein Regenschutz für den Rucksack. Der heftige Regen vor dem Raetea Forest hatte mir gezeigt, dass mein bisheriges Rain Cover etwas zu klein war, da es die Seiten meines Rucksacks nicht komplett abgedeckt hatte und die wenigen nicht in DryBags verpackten Sachen ziemlich vor Nässe getrieft hatten. Das neue Rain Cover passt nun wunderbar. Anschließend aßen wir zum Mittag noch chinesisch und gönnten uns kurz vor dem Erreichen des Trailkilometers 600 und damit für mich 20 % der Gesamtstrecke des Te Araroa – Axel hat „nur“ 3 Monate Zeit und läuft daher bis Christchurch auf der Südinsel – noch total entspannt einen Kaffee.

Der Anstieg auf den Mount Eden war ein Deja Vú für mich. Diesen Vulkankegel, der in der Mitte der Stadt emporragt hatte ich ja bereits nach meiner Ankunft in Auckland und vor dem eigentlichen Start des Trails bestiegen. Hier merkte ich erneut, was ich in den vergangenen Wochen an Kondition aufgebaut hatte. Kam mir der Anstieg vor vier Wochen mit meinem Tagesrucksack nicht extrem schwer, aber zumindest mühsam vor, eilte ich nun mit meinem deutlich schwereren Backpack den Berg völlig mühelos hinauf und genoss die Aussicht von oben auf Auckland.

Der weitere Trail führte gen Süden, zunächst durch weitere Gegenden mit schönen Häusern. Später dann merkte man, dass die Häuser und Straßen weniger gepflegt aussahen bis ich irgendwann auch den Eindruck bekam: Ok, jetzt schaut es langsam abgeschrabbelt aus. Das hatte ich von den Gegenden südlich von Auckland aber auch erwartet. Unzählige Straßenkilometer später, die sich allerdings heute gut abliefen, passierten wir bei Mangere Bridge den Manukau Harbour. Damit waren wir auf dem Coast-to-Coast-Walkway von der Westküste Neuseelands tatsächlich zur Ostküste Neuseelands gelaufen. Neuseeland ist in Auckland ziemlich schmal, muss man dazu wissen 😉

Einige Einkäufe im Supermarkt später – wir haben nun Schokolade 🙂 – machten wir uns hier an die letzten Kilometer des Tages, die auf einfachen Wegen direkt an der Küste entlang und durch den Ambury Regional Park führten.

Ansich wollten Axel und ich im Ambury Regional Park auf der einfachen Campsite hier zelten. Letzten Endes sind wir aber doch noch ein Stück weitergelaufen und haben um 18 Uhr unsere Zelte dann wild aufgeschlagen. Da ist mir bei mir persönlich – bei allen anderen ThruHikern sicher aber auch – mittlerweile eine ziemliche Routine reingekommen. Der Ablauf ist immer der gleiche, jeder Handgriff sitzt, jede Sache aus dem Rucksack findet im Zelt den gleichen Platz. Überhaupt führe ich hier insgesamt ein ziemliches „simple life“: Aufstehen, Schlafsack im DryBag verstauen, Isomatte einpacken, Frühstücken, restliche Sachen raus aus dem Zelt, Zelt möglichst trocknen, dann der Zeltabbau und alles, was noch nicht verstaut wurde, rein in meinen Backpack. Das funktioniert innerhalb recht kurzer Zeit, dass ich manchmal selbst überrascht bin, schon startbereit zu sein. Dann für viele Stunden ab auf den Trail, ab nachmittags oder abends Zeltplatzsuche und dann geht das ganze in umgekehrter Reihenfolge los. Naja klar, aus dem Frühstück wird dann natürlich Abendessen und das Zelt trocknen fällt im besten Falle dann aus 😉

Soweit von mir vom heutigen Tag. Hier noch ein paar wenige weitere Pics:

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