26
Nov
2017

Tag 2 Twilight Beach bis Te Wakatehaua Island (28 Kilometer)

Diesmal bin ich erst um 3 Uhr in der Nacht aufgewacht. Danach habe ich tatsächlich aber nochmal etwas Schlaf gefunden. An ein langes Ausschlafen war dennoch nicht zu denken. Gegen 16 Uhr sollte die Flut ihren Höchststand erreichen. Ich wollte aufgrund dessen bis spätestens 15 Uhr knappe 30 Kilometer weiter bei der nächsten Campsite nahe der Wakatehaua Island sein.

Das Wanderproblem bei Flut am Strand ist schlichtweg, dass man gezwungen ist, durch den völlig trockenen Sand zu laufen. Dabei sackt man bei jedem Schritt deutlich ein, was das Ganze unglaublich mühsam macht. Beim Ninety-Mile-Beach kommt noch hinzu, dass das Meer an einigen Stellen regelmäßig bei Flut bis an die Dünen herankommt. Hier muss man sich dann entscheiden, sofern man denn weiterlaufen möchte, entweder durchnässt zu werden oder aber umständlich oberhalb des Strandes durch die Dünen zu wandern. Beides wollte ich mir natürlich gern ersparen. Die Herausforderung war so schon groß genug 😉 Aufstehen war daher um 6 Uhr morgens. Die ersten Schritte des Tages auf dem Trail machte ich um kurz nach sieben.

Vom Twilight Beach aus ging der Trail zunächst über eine Anhöhe namens Tiriparepa Point und dann mit Blick auf die über 100 Meter hohen Te Paki Giant Sand Dunes hinunter zum Nordende des Ninety-Mile-Beach. Da lag er nun vor mir. Bis zum Horizont nur Strand und mittlerweile weiß ich sogar, auch darüber hinaus nur Strand: erneut bis zum Horizont.

Ehrlich gesagt war der Tag heute schon die mentale Herausforderung, die ich erwartet hatte. Und mindestens zwei, wenn nicht sogar drei Tage nur am Strand folgen ja noch… Zwischenzeitlich war das schon nen ganz schöner Kampf, um genügend Eigenmotivation aufzuringen, auch wirklich bis zum anvisierten Ziel, der Maunganui Bluff Campsite bei der Wakatehaua Island durchzuhalten.

Der Weg war weitestgehend immer gleich: den endlosen Strand entlang, dabei alle paar Kilometer einen größeren oder kleineren Strom furten und den gelegentlichen Fisch-, Rochen- oder Robbenkadavern, die hier vom Meer angespült wurden, ausweichen. Okay das war übertrieben: irgendwie beschreib ich das damit wie einen Fischfriedhof. Ganz so schlimm war es natürlich nicht. Aber wenn man 30 Kilometer am Strand entlangläuft bekommt man natürlich auch so etwas zu sehen. Beim Furten gab es zweimal nasse Füße und die erste Blase des Trails ist übrigens auch fabriziert. Es wird ganz sicher nicht die letzte sein 😉

Gegen 14:30 Uhr kam ich dann auch ziemlich erledigt mit schmerzenden Füßen und schlimmeren Schmerzen in der rechten Schulter an meinem Tagesziel an. Tatsächlich habe ich mich erstmal nur ne knappe halbe Stunde völlig geplättet auf das Gras hier in den Dünen gelegt. Das war ein böser Fehler. Alles weitere, was folgte, wie der Zeltaufbau z.B., lief dann nur noch humpelnd über die Bühne. Zumindest bis ich dann an der Wasserquelle hier unter Zuhilfenahme meines kleinen 750ml-Topfes eine erfrischend-kalte Dusche genossen habe. Axel und Anna haben übrigens denselben Weg geschafft heute. Von Guillaume ist bislang noch nichts zu sehen.

Unter uns Thru-Hikern machte übrigens gestern bereits ein Gerücht die Runde: der Herekino-Forest-Track, den ich in hoffentlich drei Tagen durchlaufe, soll aufgrund der wahnsinnig schlammigen Verhältnisse gesperrt worden sein. Das will schon was heißen, schließlich hatte der Track bislang wohl schon immer Stellen, an denen man knietief durch den Schlamm waten, vereinzelt auch bis zur Hüfte einsinken sollte. Dass das nun noch schlimmer sein sollte, vermag ich mir kaum vorzustellen. Das Problem bei einer Sperrung wäre aber die mögliche Umleitung. So richtig ins Auge fallen auf der Karte eigentlich nur dutzende Kilometer Straße, die bestimmt zwei Tage zum Laufen kosten dürften. Da ich seit gestern morgen allerdings auch keinen Handyempfang und insoweit kein Internet mehr habe, um dem Gerücht auf den Grund zu gehen, bleibt derzeit ohnehin nur abwarten und weiterlaufen. Mit dem nächsten Empfang rechne ich auch erst am Vorabend des Tracks.

Für morgen sind weitere 30 Kilometer Strand vorgesehen… bis zum Horizont…

Hier sind wieder ein paar weitere Fotos vom Tag heute:

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