18
Mrz
2018

Tag 114 Top Timaru Hut bis Pakituhi Hut (24 Kilometer)

Das war ein „vlbfadwthk-day“ heute! Ein very long but fu***** awesome day with terrible hurting knees. Der erste Teil des Tages mit dem Timaru River Track war unglaublich anstrengend und slow-going, zumal meine Knie mir nach den ersten Kilometern immer mal wieder einen plötzlichen Schmerz beim Auftreten verursachten. Aber davon lasse ich mich nicht unterkriegen. Der Breast Hill im zweiten Teil des Tages, dessen Gipfel ich nach über 1.500 Höhenmetern im Aufstieg erreichte, war ein Highlight des gesamten Te Araroa. Ein Wahnsinnstag…

Ich wollte heute im Gegensatz zu den vorherigen Tagen etwas früher durchstarten, um gegebenenfalls eine lange Etappe über den Breast Hill bis zur Pakituhi Hut zu hiken. Und das ist mir auch gelungen. Ich hatte in der Top Timaru Hut gut geschlafen und befand mich bereits gegen 7:30 Uhr auf dem Trail.

Kurz nach Beginn meiner Wanderung, die mich von der Hütte aus zunächst für zwölf Kilometer den Timaru River stromabwärts führen würde, tauchte ich aus der Graslandschaft in Wald ein.

Der Track lief auf einem schmalen und verwurzelten Pfad neben dem Fluss, der zumeist in einer engen, von hohen Felswänden eimgerahmten Schlucht zu Tale floss. Entsprechend bewegte ich mich die meiste Zeit im Steilhang und bei einem stets steilem Auf und Ab neben dem Fluss. Ich wusste zuvor schon, dass diese zwölf Kilometer langwierig werden würden und so war es auch.

Das war ein schwieriges Gelände und ich war froh, dass mein linker Arm wieder mitspielte nach dem Sturz vor Arthurs Pass. Oftmals musste ich mich mit einem meiner Arme an Bäumen im Abstieg festhalten oder im Aufstieg heraufziehen. Mein rechtes Knie, das mir gestern totale Probleme nach dem Martha’s Saddle bereitete, war als ich loslief etwas zittrig, aber in den ersten zwei bis drei Kilometern des Tracks war noch kein Schmerz aufgetreten.

Danach ging es allerdings wieder los. Zunächst nicht so schlimm wie gestern, aber ab und an trat dieser urplötzliche Schmerz beim Auftreten wieder auf und ich zuckte jedes Mal zusammen, wenn es soweit war. Ich kann es kaum richtig beschreiben. Als ob meine Kniescheibe ein Stück vorspringen würde oder eingeklemmte Bänder sich lösen. Zunächst hatte ich das wieder im rechten Knie. Einige weitere Kilometer später kam auch das linke mit dazu. Teilweise so stark, dass ich mehrere Schritte lang gar nicht mehr mit dem einem Bein auftreten konnte und all mein Gewicht auf meinen einen Trekkingstock verlagerte, um zu irgendeinem quer liegenden Baumstamm zu kommen, an dem ich mich kurz niedersetzen und das jeweils gerade betroffene Knie zur Ruhe kommen lassen konnte. Schöner Mist, dachte ich. Aber egal, zwei Ibuprofen rein und weiter. Ich lass mich doch auf den letzten 500 Kilometern nicht in die Knie zwingen.

Immer wieder humpelnd folgte ich dem Track weiter, der mal runter zum Fluss verlief, diesen ein bis zwei mal querte und dann wieder steil auf eine Klippe an- und auf deren Rückseite ebenso steil wieder runterstieg. Das ging langsam, zumal in den unmöglichsten Momenten im steilen Hang immer wieder diese Schmerzen in meine Knie fuhren. Die zwischenzeitlich auftretenden flachen Stücke Graslands waren kurz und das meiste der zwölf Kilometer dieses Flusstracks, für die ich geschlagene fünfeinhalb Stunden brauchte, im steten An- und Abstieg mit einigen Kletterpassagen. Glücklicherweise verschlimmerten sich die Probleme mit meinen Knien nicht noch weiter. Später wurde es sogar wieder etwas besser und die Abstände zwischen dem Auftreten des Schmerzes länger. Im zweiten Teil des Tages merkte ich kaum noch etwas. Vielleicht hatte mein Dickschädel, der auf Teufel komm raus weiterlaufen wollte, da endgültig über meine Knie gesiegt und sie gaben es auf, mich malträtieren zu wollen… 😉

Nach zweieinhalb Stunden auf dem River Trail pfiff ich mir in einer kurzen Pause etwas Zucker in Form von ein Handvoll Gummischlangen rein. „Sour then sweet“ stand auf der Packung. Aber es ist wie in Deutschland. Sauer ist bei Fruchtgummi nicht gleich sauer sondern einfach etwas weniger süß. Wirklich saure Fruchtgummis scheint es nicht zu geben. Waren aber dennoch lecker 🙂 Mit Musik von „Schandmaul“, einer meiner Lieblingsbands, im Ohr lief ich anschließend weiter. „Stetig steil bergauf…“ hieß es gleich passend zu meiner Kletterpassage nach der Pause im ersten Lied. Na mit etwas Mittelalterrock ging das doch gleich viel leichter 🙂

Die Musik tat gut. Sie lenkte mich ab. Teils mitsingend folgte ich weiter dem Track über ein besonders steiles Stück. Über Felsen kletternd ging es 150 Meter in der steilen Flanke neben dem Fluss hinauf, über mehrere Klippen und dann ebenso steil wieder hinunter. Immer wieder griff ich nach den Stämmen der Bäume, um mich an diesen hinabzulassen oder emporzuziehen. Dann folgte ein Part durch die enge, von hohen Felswänden gesäumte Schlucht des Timaru River. Ich kletterte über Felsen, stieg im Flussbett entlang und gelangte dann endlich zum Abzweig zur Stodys Hut. Vor dem Anstieg um zunächst 500 Meter bis zur Hütte pausierte ich ein weiteres Mal und pfiff mir noch mehr Zucker, oder meinetwegen auch Energie, über ein Snickers rein.

Dann folgte ein richtig heftiger Anstieg. Selten hab ich einen Anstieg auf dem Te Araroa so ausgesetzt und steil erlebt. Hier musste man besonders in den letzten 200 Höhenmetern nach dem Wald schon schwindelfrei sein. Ich schwitzte wie verrückt vor der Anstrengung. Die hohe Absturzgefahr in den offenen Stücken außerhalb des Waldes tat ihr übriges dazu bei. Ich stieg hier auf teils sandigem Untergrund im steilem Hang auf. Der Track hier war echt nicht ohne.

Ich zog ohne Pause durch. Insgesamt brauchte ich etwas über eine Stunde für die zwei Kilometer zur Stodys Hut. Dann legte ich bei der Hütte erstmal eine späte Mittagspause ein.

Ich versuchte mich zu beeilen und schlang meine Nudeln mit Thunfisch in Tomatensauce etwas herunter. Ich wollte heute noch weiter über den Breast Hill, eines der Highlights des Te Araroa, auch wenn ich erst zum Sonnenuntergang an der nächsten Hütte ankommen würde. Das Wetter war wie die vergangenen Tage richtig gut und das wollte ich unbedingt ausnutzen. Wer weiß wie es morgen wird. Ja klar, der Wetterfrosch im Fernsehen oder meinetwegen auch im WorldWideWeb, aber seit Tagen hatte ich wieder keinen Empfang und somit keine Ahnung von der Vorhersage für die nächsten Tage.

Nach der Mittagspause ging es direkt weiter in die Höhe. Zunächst weitere 350 Höhenmeter bis zu einem 4WD-Track, dem ich dann über einige Bergkuppen ein paar weitere hundert Höhenmeter bis fast auf den Gipfel des Breast Hill folgen konnte. Das versprach also angenehmer zu werden als der Anstieg zur Stodys Hut.

Und es war tatsächlich angenehmer. Der weitere Track ließ sich trotz der vielen Höhenmeter gut laufen. Und was für eine Fernsicht ich hier oben hatte! Die letzten Tage werde ich echt verwöhnt vom Wetter.

Die letzten 250 Höhenmeter auf den Gipfel des Breast Hill waren nochmal steil, aber schließlich war ich um 17.30 Uhr oben. Mir stand echt der Mund offen. Ich stimme der Trailbeschreibung zu. Diese Aussicht war wirklich ein Highlight des Te Araroa.

Mein Blick fiel über spitz gezackte Klippen- und Steinformationen und tiefe Rinnen im Berg über 1.200 Höhenmeter auf den Lake Hawea herunter, in dessen Wasser die Sonne sich golden reflektierte. Hinter dem See waren unzählige weitere hohe Alpengipfel um den Mount Aspring zu sehen.

Ich blieb bestimmt eine Stunde hier oben und genoss die großartige Aussicht ehe ich mich dann langsam loslöste und zur Pakituhi Hut weiterhikte.

Ach übrigens, keine Ahnung warum der Berg hier Hill und auch noch Breast Hill heißt. Von der Seite zum See hin war das ein Musterbeispiel an Berg. Und was das mit ner Brust zu tun hat, hat sich mir nicht erschlossen. Aber vielleicht ist die Aussicht morgen von unten im Tal da aufschlussreicher 😉

Kurz nach 19 Uhr kam ich dann an der Hütte an. Ich war damit trotz der langen Pause auf dem Breast Hill echt schnell gewesen. Und die Hütte, gebaut 2011, war der gelungene Abschluss vom Tag. Superschön und vor allem durfte ich dieses Schmuckstück die Nacht für mich alleine haben. Die drei anderen Hiker, mit denen ich in der Top Timaru Hut übernachtet hatte, waren weniger schnell und hatten bereits am Morgen angekündigt, dass sie in der ersten Hütte, in der ich Lunch machte, bleiben würden. Und weitere Hiker oder auch Jäger kamen hier oben bis Einbruch der Dunkelheit nicht an. Ich werde vermutlich richtig gut schlafen, sofern die Mäuse, die hier in der Wand der Hütte hin- und herlaufen, mich nicht wachhalten.

Morgen, nach einem heftigen Abstieg um über 1.000 Höhenmeter, der großteils in Serpentinen erfolgt, passiere ich dann wieder die Zivilisation und werde mir definitiv was schönes gönnen. Vielleicht ne Cola, nen Liter Orangensaft, Kaffee und Scones, ne Pizza, Fish and Chips oder nen Burger, weitere Gummibären… Ich weiß noch nicht. Vielleicht auch alles auf einmal 🙂

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