17
Mrz
2018

Tag 113 Ahuriri River bis Top Timaru Hut (25 Kilometer)

Knieeeeeeeeprobleme… so langsam, ganz langsam zahle ich wohl den Tribut für bereits über 2.500 gehikte Kilometer. Nachdem ich an diesem an sich wunderbaren Hikingtag den Martha’s Saddle erstiegen hatte und auch einen großen Teil des Abstiegs über einen Geröllhang bewältigt hatte, fuhr alle paar hundert Meter beim Auftreten plötzlich ein stechender Schmerz in mein rechtes Knie, so dass ich manches Mal laut aufstöhnte oder gar ein „Fu**“ in die neuseeländische Wildnis hinausschrie…

Nachdem ich gestern schon lange geschlafen hatte, wiederholte sich das ganze heute nochmal. Fast neun Stunden. Und das ist kein Fehler in der Matrix. Das viele Laufen der letzten Monate macht sich einfach bemerkbar und ich bin abends, vor allem aber auch morgens meist noch ziemlich müde 🙂 Daher bin ich heute morgen auch erst sehr spät losgekommen.

Als ich das erste Mal aufwachte, habe ich mich direkt erst nochmal umgedreht. Ich wusste, wenn ich bis zur Top Timaru Hut kommen wollte, müsste ich nicht richtig früh los. Ich würde für die 25 Kilometer dahin etwa acht bis neun Stunden benötigen. Daneben war es einfach schweinekalt und der Morgen daher ein solcher, an dem man oder zumindest ich einfach nicht aus dem Schlafsack wollte.

Mit der gestrigen Querung des Ahuriri River hatte ich den Bezirk Canterbury übrigens nun verlassen und befand mich in Otago. Es würde nun über die Sektion über den Breast Hill gehen, die eines der Highlights des Te Araroa sein soll.

Nachdem ich aus der Schlucht des Ahuriri River herausgeklettert war, startete nach wenigen Kilometern auch der Breast Hill Track. Es ging wieder mitten in die Berge hinein, zunächst jedoch nur leicht ansteigend. Der steilere Part des Tages, an dem ich die vor mir liegende Bergkette über den 1.680 Meter hohen Marthas Saddle queren würde, würde erst in ein paar Stunden beginnen.

Nach drei Stunden durch bergiges Gelände und Flusstäler, in denen ich meine Schuhe, die in Gefahr gerieten trocken zu laufen, notgedrungen bei kleineren Flussquerungen eintauchte, kam ich an der Tin Hut an. Einer richtig alten und sehr gemütlichen Hütte in Privatbesitz, die jedoch für Wanderer nutzbar ist.

Auf dem Weg dahin begegnete mir übrigens noch dieser Zeitgenosse:

Da ich jetzt schon ne geraume Weile alleine laufe, habe ich kurzzeitig überlegt, ob ich das gute Stück mitnehme und dieses wie Tom Hanks in Cast Away mit seinem Volleyball namens Wilson zu meinem Gesprächspartner mache. Den Gedanken habe ich dann aber doch wieder verworfen 😉

In der Tin Hut machte ich eine längere Pause. Ich traf hier auch auf zwei Jäger, die auf die Jagd nach Wild gingen und quatschte eine Weile mit ihnen.

Für eine Mittagspause – ich wollte ein paar Nudeln kochen – war es noch zu früh. So stärkte ich mich nach dem Gespräch mit den Jägern nur mit einem Snickers und genoss es mal für 20 Minuten in einem alten, aber wahnsinnig gemütlichen Sessel, den es hier in der Hütte gab, zu sitzen. Meine Mittagspause wollte ich dann später irgendwo weiter oben im Gebirge machen.

Als ich wieder aufbrach begann der steile Part des Anstiegs auf den Marthas Saddle. Von der Tin Hut waren es noch gut 750 Höhenmeter bis zum Sattel. Auch wenn es steil hinaufging, war dies dennoch gut zu hiken, denn auf den Sattel führte ein Quadtrack.

Nach der Hälfte des Anstiegs riß die heute bislang dichte Wolkendecke auf und machte der Sonne Platz. Cool, das bedeutete Sicht vom Sattel! Zuvor legte ich jedoch noch meine geplante Lunchpause ein und traf währenddessen auch nochmal auf die beiden Jäger, die gerade mit ihrem Quad vom Sattel wieder runterkamen. Sie erzählten, dass mindestens drei Hiker vor mir wären. Ich war gespannt auf wen ich wohl in der nächsten Hütte treffen würde.

Oben am Sattel verweilte ich nur eine kurze Weile für die Aussicht. Ich hatte gerade erst eine längere Pause gemacht und hier oben blies ein frischer Wind.

Der Abstieg ins Tal verlief zunächst an der steinigen Bergflanke im Geröll um zunächst etwa 500 Höhenmeter hinunter zum Timaru River. An sich war hier nichts besonderes passiert. Ich war weder umgeknickt noch weggerutscht oder ähnliches. Aber als ich dann auf dem Track neben dem River durch die Graslandschaft weiter bergab hikte, verspürte ich urplötzlich einen stechenden Schmerz in meinem rechten Knie. Was für ein Wechselspiel. Vor einigen Tagen war es vorwiegend das linke Knie, nun das rechte. Ich vermutete, dass ich vielleicht einmalig einfach blöd aufgekommen wäre, aber wenige hundert Meter passierte dasselbe wieder. Abermals ein völlig unerwarteter und stechender Schmerz im rechten Knie. Ohne dass ich blöd aufkam oder umknickte wiederholte sich das alle paar hundert Meter. Und einige Male war der plötzliche Schmerz doch so stark, dass ich tatsächlich aufstöhnte oder ein lautes „Fu***“ herausschrie und einige Meter humpelte.

War ich froh, dass ich nur einige Kilometer zur Top Timaru Hut hatte. Ich erreichte diese um 17 Uhr. Weiter wäre ich mich mit meinem Knie heute definitiv auch nicht mehr gegangen. Ich hoffe nur, dass mir das Knie auf dem schweren Track morgen keine Probleme bereitet. Wenn das Wetter gut ist will ich an sich bereits morgen direkt über den Breast Hill. Das würde jedoch ein langer und anstrengender Tag werden.

Von der Hütte war ich total überrascht. Sie war nicht nur schön gelegen, sondern auch selbst eine der modernisierten, schönen Hütten. Nur das Klo hatte keine Tür und man blickte schön den Weg entlang während man auf der Schüssel saß und hielt Ausschau nach weiteren Hikern.

Hier – nicht auf dem Klo, in der Hütte 🙂 – traf ich dann auch auf Vincent aus Frankreich, ein Hiker, der den Te Araroa wie ich südwärts geht, und auf zwei Sektionshiker, die Teile des Te Araroa laufen. Anna war laut Visitorsbook übrigens einen Tag voraus.

Den Hikingtag hatte ich im Gegensatz zu den vergangenen Tagen recht früh beendet. Und so konnte ich etwas relaxen, mein Knie schonen und mich noch um meine Fotos der vergangenen beiden Tage kümmern.

Ich freue mich auf morgen. Ich hoffe wie gesagt, mein rechtes Knie spielt wieder mit im Team 🙂

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