25
Nov
2017

Tag 1 Cape Reinga bis Twilight Beach (12 Kilometer)

„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“ Nun ist der Te Araroa als Verknüpfung von verschiedensten Pfaden, Wegen und Trails durch ganz Neuseeland natürlich real schon existent, doch gibt es abgesehen von dem physisch existierenden und auf Karten verzeichneten Weg ja noch eine andere Bedeutung, die diesem Zitat von Franz Kafka innewohnt: der persönliche Weg. Jener, den man selbst beschreitet und der sich nicht auf Karten planen oder verzeichnen lässt. Dieser Lebensweg entsteht durch die Entscheidungen, die wir treffen, und auch Herausforderungen, den wir uns stellen…

Für mich persönlich ist der Te Araroa eine solche Herausforderung und sicher wird mich dieser Weg, wenn ich ihn nicht in den nächsten Wochen abbreche, sondern tatsächlich auch bis zum Ende laufe, zeichnen und prägen und damit Teil meines persönlichen Weges und meiner persönlichen Entwicklung werden. Der erste Schritt dazu ist heute getan. Ich bin um 13.30 Uhr Ortszeit hier von Cape Reinga in Neuseeland losgelaufen.

Die Gefühle waren ziemlich gemischt. Ein Stück weit war natürlich Aufregung war dabei, ne Riesenportion Vorfreude und vor allem auch die an mich selbst gestellte Frage, ob ich eigentlich etwas bekloppt bin… vermutlich schon. Man muss wohl etwas verrückt sein, um sowas in Angriff zu nehmen, aber hey, dann ist es halt so 😉

So nach diesem fast schon philosohischen Ausflug nun zurück zu meinem Dauerbrenner der vergangenen Tage: mein Jetlag. Ist immer noch da. Nervt immer noch. Und führt immer noch dazu, dass ich nachts um zwei hellwach bin. Alles beim alten also. Vielleicht ändert sich das ja mit Beginn des Trails. Die körperliche Anstrengung wird mich hoffentlich zumindest bis drei oder vier, vielleicht ja sogar noch etwas länger schlafen lassen.

Da die Nacht ja kurz war, war ich recht am Morgen früh wieder startbereit und nach einem kurzen Ausflug und Plausch mit einem superfreundlichen Maori-Bäcker, fuhr ich dann um 9 Uhr mit einem Cape Runners-Touristenbus den Ninety-Mile-Beach Richtung Cape Reinga entlang. Kurze Zwischenstops gab’s natürlich auch, aber von dem vielen Sand und den Giant Sand Dunes berichte ich euch später, wenn ich diese in den nächsten Tagen entlanglaufe. Spannend war es aber allemal.

Cape Reinga ist der nördlichste Zipfel der neuseeländischen Nordinsel. Hier treffen sich der Pazifik und die tasmanische See im sogenannten „Meeting of the Waters“.

Zur Eingewöhnung in den Trail standen nach dem Start in Cape Reinga zunächst „nur“ 12 Kilometer Strecke über den Te Werahi Beach und den Twilight Beach zu einer Campsite am südlichen Ende des Twilight Beach an. Diese wird mittlerweile wohl schon ganz traditionell von den Thru-Hikern als erster Zeltplatz gewählt und da machte auch ich keine Ausnahme. Alleine befinde ich mich hier übrigens nicht. Neben einigen Neuseeländern bzw. Kiwis sind noch Anna aus Hamburg, Axel aus der Nähe von Trier und Guillaume aus Paris mit hier. Die drei versuchen ebenfalls den Thru-Hike und haben den Trail heute begonnen.

Der Abstieg von Cape Reinga zum Te Werahi Beach gestalte sich am frühen Nachmittag direkt etwas abenteuerlich. Um auf den Te Werahi Beach zu gelangen muss man an einigen Felsen an der Küste entlang, die bei Flut jedoch deutlich von den Wellen überspült werden. Natürlich war Flut. Meine Boulderkenntnisse halfen mir zwar weiter, mich sicher an den Felsen entlang zu bewegen, eine Welle hat mich trotzdem erwischt. Aber so ne Trekkinghose trocknet zum Glück ja schnell 😉

Über den Te Werahi Beach ging es knapp eine Stunde. Nach dem Furten des Te Werahi Stream, folgte dann der Anstieg auf eine knapp 160 Meter hohe teils fantastisch farbige Sanddüne namens Herangi Hill. Von hier boten sich wahnsinnig tolle Ausblicke entlang der Klippen und auf eine schmale Halbinsel mit dem Namen Cape Maria van Diemen sowie auf die vorgelagerte Motuopao Island.

Der Abstieg zum Twilight Beach verlief dann durch teils dichte Vegetation entlang der Klippen. Hier zeigte sich heute auch erstmals die Sonne. Nach etwa 3 Stunden insgesamt erreichte ich dann schließlich die Campsite. Das Zelt steht mittlerweile und gleich werde ich mich ans Abendessen machen. Die Kiwis haben bei Ebbe von den Klippen jede Menge Muscheln gesammelt und gekocht. Die haben als Snack schon mal sehr gut geschmeckt.

Morgens geht es dann an den Ninety-Mile-Beach. Der ist zwar keine 90 Meilen lang, 86 Kilometer sind es dann aber doch. Dafür werde ich wohl ganze drei Tage benötigen und ganz sicher stellt der Ninety-Mile-Beach auch eine erste große mentale Herausforderung dar: ich schätze irgendwann kann ich ganz sicher keinen Sand mehr sehen, geschweige denn darauf laufen 😉

Hier noch ein paar weitere Bilder vom heutigen Tag:

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