29
Jun
2018

Tag 1 Ausangate Circuit – Ein Monstrum von Berg!

Nach dem Choquequirao Trek nach Machu Picchu starteten wir heute auf unseren nächsten Trek: die Umrundundung des Ausangate, mit 6.376 Metern immerhin der höchste Berg von Südperu und ein wahres Monstrum. Vermutlich fünf Tage werden wir für die Umrundung des Eisriesen benötigen. Mit vier hohen Pässen zwischen 4.780 und 5.200 Metern kommt der Ausangate Circuit dabei im Profil einer Achterbahnfahrt gleich. Heute sind wird zunächst von dem auf 3.800 Metern gelegenen Tinki ins auf 4.400 Meter hohe Upis aufgebrochen und campen hier nun im Schatten des Eisriesen…

Gestern und heute hat doch irgendwie alles sehr gut geklappt. Nachdem wir unseren Resupply für den Ausangate Circuit weitestgehend an unserem Restday in Aguas Calientes erledigt und sogar eine im Notfall brauchbare Karte des Ausangate Circuits gefunden hatten, fehlten nur noch einige wenige Dinge vor dem Trekstart, die wir dann jedoch noch am gestrigen Abend in Cusco besorgen konnten: ein neuer Gaskanister sowie für jeden von uns eine zusätzliche wärmende Schicht Klamotte.

Wir hatten richtig Glück gehabt, denn wir waren am Vorabend erst spät in Cusco angekommen und konnten die benötigten Sachen gerade noch vor Ladenschluss kaufen ehe wir uns dann in unser Hostel nahe des Busterminals aufmachten, von dem wir dann am heutigen Morgen Richtung Ausangate fuhren.

Der Bus nach Tinki, dem Startpunkt des Treks, fuhr bereits um 6:30 Uhr am Morgen. Tickets hatten wir am Vorabend nicht mehr besorgen können, aber wir hatten auch an diesem Morgen Glück, denn der Bus war nicht voll belegt. Üblicherweise sollte man sein Busticket hier in Peru spätestens am Vortag holen, denn allzuoft sind die Busse am nächsten Tag komplett ausgebucht.

Etwa 3 Stunden fuhren wir bis Tinki über das Andenhochland, den schnee- und gletscherbedeckten Ausangate bereits in der Ferne sehend.

Wir waren zunächst unschlüssig, ob unsere Akklimatisation für einen heutigen Beginn des Ausangate Circuits noch ausreichen würde. Immerhin waren wir in Aguas Calientes zwei Tage nur noch auf knapp über 2.000 Metern gewesen und gestern nur eine Nacht in Cusco auf 3.400 Metern. Würden wir den Circuit heute beginnen, hieße das direkt ohne weiteren Schritt auf 4.400 Meter zu schlafen. Ein weiterer Schritt hätte eine zusätzliche Übernachtung in Tinki, welches auf 3.800 Metern liegt, sein können, doch wir entschlossen uns dazu darauf zu verzichten. Notfalls müssten wir bei Problemen mit der Höhe eben wieder absteigen.

Als wir so gegen 9:30 Uhr in Tinki ankamen, knurrte unser Magen gehörig. Ehe wir auf den Trek starteten, suchten wir daher zunächst etwas zu frühstücken. In einem Restaurant bekamen wir für umgerechnet 1,50 € pro Person einen Cocatee und eine ordentliche Portion Reis mit Linsen und Spiegelei sowie etwas Salat. Merkwürdiges Frühstück, aber es war nunmal das einzige, was es weit und breit gab. Und für den Preis war es natürlich super 😉

Anschließend ergänzten wir unsere Vorräte im Dorfladen noch um etwas Brot, eine Art Fleischwurst und etwas Kuchen. Dann machten wir uns gegen 10:30 Uhr auf den Weg.

Hatten wir beim Frühstück in dem einfachen Restaurant noch gefroren und den Großteil unserer warmen Klamotten angehabt, war es beim Trekstart in praller Sonne nun viel zu warm. Also raus aus den Sachen bis auf Hose und T-Shirt. Heut abend würde das Spiel dann wieder in umgekehrter Richtung laufen…

Die Kälte dürfte uns in den kommenden Tagen, die wir allesamt deutlich über 4.000 Meter zelten, ordentlich zusetzen. Sobald die Sonne hinter den Bergen versinkt, werden wir in unserem Zelt im Worst Case mit Temperaturen um die -15 Grad zu kämpfen haben. Aber das schaffen wir schon.

Viel schneller als die Kälte, die am Abend kam, merkten wir auf dem Trek die Höhe. Weniger jedoch zum Glück die klassischen Symptome einer fortgeschrittenen Höhenkrankheit wie Übelkeit, stechende Kopfschmerzen, Herz- und Atemstörungen, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen usw. Wir merkten einfach die zusätzliche Anstrengung bei jedem Schritt hinauf. Und derer gab es direkt mal viele. Zwar führte der Anstieg zunächst gemächlich bergan, doch bedeutete gemächlich in dieser Höhe eine immense Kraftanstrengung. Gerade Christian kämpfte doch schwer mit sich znd seinem Rucksack.

Der erste Teil des Treks, nachdem wir in Tinki noch eine Passiergebühr für den Ausangate Circuit von 10 Soles (ungefähr 2,50 €) pro Person gezahlt hatten, führte über eine Schotterstraße durch das Andenhochland, das Massiv des Ausangate immer fest im Blick. Unterwegs gab es zunächst immer wieder kleinere Farmen und einfache Gehöfte. Alpacas und Schafe, selten auch mal Kühe, tummelten sich hier auf den gräsernen Weiden des Andenhochlands. Dörfler und Bauern bzw. gerade die Bäuerinnen, die uns begegneten, waren oftmals in der traditionellen bunten Tracht bei der Arbeit anzutreffen.

Mit der staubigen Schotterstraße und den einfachen Gehöften im Vordergrund, dem schneebedeckten Ausangate und dem unendlich weit erscheinendem Hochland im Hintergrund, war das hier noch mal ein ganz anderes Peru als jenes, was wir bisher erlebt hatten. Irgendwie hatte ich es mir so immer im Himalaja vorgestellt. Einzig die buddhistischen Tempel und die bekannten bunten Gebetsfahnen fehlten für die Vollkommenheit der Vorstellung.

Unterwegs begegneten uns oftmals kleine Kinder, die freudig zu uns an die Straße gerannt kamen und nach Süßigkeiten fragten. Die hatten wir leider nicht, aber dafür hatten wir noch einige Stücken Kuchen über, die zumindest für ein Leuchten in den Augen ein paar der Kinder sorgten.

Etwa drei Stunden folgten wir der Straße stetig bergan ehe wir auf einen Wanderpfad gelangten, der uns bis nach Upis, dem Ziel unseres heutigen Tages führen sollte. Der Pfad war manches Mal kaum ersichtlich und nicht wirklich abzugrenzen von den Pfaden, die die Alpacaherden hier oben breitgetreten haben, doch half uns eine GPS-gestützte Navigationsapp namens maps.me, die wir am Vorabend noch heruntergeladen hatten. Die topographische Karte, die wir in Aguas Calientes gekauft hatten, ist mit ihrem Maßstab von 1:150.000 dann wirklich nur im Notfall brauchbar. Brauchbare Wanderkarten sollten mindestens im Maßstab 1:100.000, besser noch 1:50.000 sein.

Der Wanderpfad führte im späteren Verlauf nur noch unregelmäßig bergan. Ab einer Höhe von 4.400 Metern durchwanderten wir ein hoch gelegenes Tal, welches uns sehr an unseren Hike auf der Isle of Skye in Schottland erinnerte.

Am Talende fand sich dann auch das winzige Örtchen Upis, nicht mehr als eine lose Ansammlung von vielleicht einem Dutzend Hütten sowie einem Campground mit direktem Blick auf den nun deutlich nähergekommenen Ausangate.

Etwa gegen 15:30 Uhr kamen wir in Upis an. Einige geführte Touren waren bereits hier eingetroffen. Wir stellten wie beim Choquequirao Trek abermals die große Ausnahme dar, indem wir den Trek alleine angingen und auch alle unsere Sachen selbst trugen.

Nachdem wir unser Zelt aufgestellt hatten, machten wir uns recht schnell an das Abendessen. An sich sollte eine Familie hier oben einfache Gerichte für Hiker anbieten, aber irgendwie sind wir diesbezüglich nicht fündig geworden, so dass wir auf unsere Essensvorräte zurückgriffen. Es gab gut gewürzten Kartoffelbrei mit zuvor angebratener Zwiebel und Fleischwurst. Kein Gourmetessen, aber es hat uns gereicht. Das Gourmetessen gab es danach: Weingummis… 🙂

Auf dem gesamten Trek nach Machu Picchu hatten wir übrigens nur ziemlich bescheiden schmeckende Weingummis gehabt. Die zugegeben recht teuren Weingummis heute waren da ein echtes Highlight – auch wenn es keine sauren Gummibären von Haribo waren 😉

Seit ca. 17:30 Uhr befinden wir uns übrigens in den Schlafsäcken. Etwa um diese Zeit ist die Sonne untergegangen und innerhalb weniger Augenblicke kühlte es sich merklich ab. Mal sehen wie wir die Nacht klarkommen. Ich hoffe mein Schlafsackinlet hält ebenfalls was es verspricht und sorgt für eine zusätzliche Wärmeleistung meines Schlafsacks von 11 Grad.

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