16
Jul
2018

Der Salar de Uyuni und das bolivianische Altiplano – In drei Tagen mit dem Jeep durch eine der extremsten Landschaften Südamerikas

Der Salar de Uyuni in den bolivianischen Anden ist die größte Salzwüste der Erde. Über 10.000 Quadratkilometer, die von einer dichten schneeweißen Salzkruste bedeckt sind. Mittendrin befindet sich mit der Isla Incahuasi eine kakteenbewachsene Insel. Südlich vom Salar de Uyuni liegt das bolivianische Altiplano – eine bis auf fast 5.000 Meter führende Hochebene und Steinwüste, umgeben von schneebedeckten Bergen und Vulkanen, zu deren Füßen bunte Lagunen liegen. In drei Tagen durchquerten wir die beiden teils so surreal anmutenden Landschaften mit einer geführten Jeeptour von Uyuni aus…

Tag 1 – Die ewigen Weiten des bolivianischen Altiplano

8 Uhr im trostlosen Uyuni im Süden Boliviens. Mit dem Nachtbus aus der bolivianischen Hauptstadt La Paz sind wir kurz zuvor hier angekommen. Einen Tag hatten wir in La Paz verbracht. Ziemlich chaotisch war es dort gewesen. Vor allem der Verkehr strebte hier ganz typisch für eine südamerikanische Großstadt der völligen Unordnung entgegen. Irgendwann hatten wir die Tore der Stadt aber hinter uns gelassen und kamen rechtzeitig zu unserer vorgebuchten Jeeptour in Uyuni an.

Mit den Brasilianern Leandro, Jasmin, Cicero und Eliana steigen wir in Uyuni in einen weißen Toyota Landcruiser. Unser Guide, Fahrer und Koch für die nächsten drei Tage: Edigar. Leider kann er nur spanisch. Aber Christian würde das Ganze in den nächsten Tagen für mich übersetzen.

Unser Gepäck wird auf dem Dach des Jeeps verladen und Edigar nennt uns unsere Ziele für den Tag: das Valle de Rocas mit seinen bizarren Steinformationen, die bunten Lagunen der bolivianischen Hochebene Altiplano wie die blaue Laguna Cañapa und die rote Laguna Colorado und nicht zuletzt der Árbol de la Piedra, ein vom Wind über die Jahrtausende geformter „Steinbaum“. Dann geht es los.

Normalerweise beginnt die Jeeptour mit der Fahrt durch den Salar de Uyuni, die größte Salzwüste der Welt. Unsere Tour wurde jedoch kurzfristig umgeplant. Wir würden erst die bolivianische Hochebene Altiplano durchfahren und uns so den Salar de Uyuni für den dritten Tag unserer Tour aufsparen, dann allerdings mit neuen Begleitern. Leandro, Jasmin, Cicero und Eliana hatten die Tour in die Salzwüste schon gestern erleben dürfen. Völlig okay, denn der Salar de Uyuni würde das Highlight unserer Tour werden und es ist doch schön, wenn das Highlight zum Schluss kommt.

Im bolivianischen Altiplano geht es direkt deutlich höher hinauf. Befinden wir uns in Uyuni noch auf etwa 3.500 Metern wird uns unsere Tour durchs Altiplano auf beinahe 5.000 Meter führen. Wir werden dies später direkt zu spüren bekommen, wenn wir im Valle de Rocas einige Felstürme hinaufsteigen oder in den vielen bunten Lagunen des Altiplano für ein besseres Foto ein paar wenige Höhenmeter am Hang hinaufklettern. Die Luft ist dünn. Und Kälte und Wind setzen uns bereits am ersten Tage zu. In der Nacht werden es bis zu -25 Grad werden.

Während alle anderen Jeeps – bis zu 60 Stück starten täglich von Uyuni aus – direkt in die Salzwüste fahren, durchfahren wir alleine in völliger Abgeschiedenheit eine endlos weite, rotbraune Wüstenlandschaft voller Stein, Geröll und Staub, auf der wir schneebedeckte Gipfel und Vulkane passieren. Unser Jeep hinterlässt auf der holprigen Piste eine Staubwolke, die weithin sichtbar ist. Währenddessen unterhalten wir uns ein wenig mit Leandro. Er ist der einzige unserer Mitreisenden, der Englisch kann. Und daneben sogar etwas Deutsch, denn Leandro hat zwei Jahre in Stuttgart bei Daimler gearbeitet.

Nach knapp zwei Stunden unser erster Stopp: das Valle de Rocas – Tal der Felsen. Eine Landschaft aus Lavagestein mit bizarr geformten Felsen und ein wahres Boulderparadies. Wir klettern auf einige Steintürme hinauf und schießen Fotos – in der Ferne einige weitere, teils schneebeckte Gipfel. Darüber am Himmel ein magisches Spiel aus Licht und Wolken, das sich später noch deutlich intensiviert. Was uns auffällt: diese Ruhe. Nicht ein Geräusch – es sei denn, es ist selbst verursacht – durchdringt hier oben die Stille.

Nach einer halben Stunde fahren wir weiter. Mehr und mehr Wüste. Und Herden von Vikunjas, einer Lamaart, die inmitten dieser Steinwüste leben, auf der zuweilen als einziges Grün neben einigen Grasbüscheln kleine knorrige Büsche, die allenfalls eine Höhe von 30 cm erreichen, aus dem vertrockneten Boden sprießen.

An weiteren Berggipfeln entlang geht es holprig weiter. Wir erreichen den ersten Schnee und fahren mit dem Jeep durch kleine, zugefrorene Bachläufe. Es ist kalt draußen, eiskalt. Im warmen Jeep merken wir davon jedoch noch nichts. Doch dann erreichen wir unseren zweiten Stop: die erste Lagune im Altiplano. Wir spüren direkt die Kälte als wir aussteigen und erstmals wird uns auch wirklich bewusst: eine eiskalte Nacht steht uns bevor.

Ich schieße einige Fotos von der Lagune und der umliegenden Bergwelt. An den Rändern der Lagune hat sich Salz abgelagert.

Wir fahren jedoch bald weiter. Nicht der Kälte wegen, sondern weil die nächste Lagune, die Laguna Cañapa, noch schöner sein soll. Und: aufgrund des hohen Mineraliengehalts soll sie Unmengen an Flamingos beherbergen. Bis zu 60.000 sollen hier im bolivianischen Hochland leben. 40 Minuten später die Gewissheit: keine Flamingos. Es ist so kalt, dass die Lagune komplett zugefroren ist.

Die Flamingos – hier im bolivianischen Altiplano leben drei nur hier vorkommende Arten – sind woanders hingezogen. Vermutlich zu einer der etwas tiefer liegenden Lagunen, deren Wasser sich im Winde noch kräuselen und die nicht von einem dichten Eispanzer überzogen sind.

Wir halten dennoch lange an der Lagune. Es gibt Lunch. Auf einem großen Felsbrocken, um den kleinere Steine als Hocker aufgeschichtet sind, breitet Edigar eine bunte Decke aus und deckt darüber wiederum das bereits in Uyuni vorgekochte Mittagessen aus. Es gibt Hühnchen, Kartoffeln, Möhren und Bohnen, Nudeln sowie Kochbananen. Als Dessert gibt es für jeden von uns eine Banane sowie ein paar Süßigkeiten – Frucht-Joghurt-Lollies. Das Essen ist ziemlich reichlich. Hungrig braucht hier keiner zu gehen heute.

Während des Essens bestaune ich mit den anderen die Weite der Landschaft und das magische Spiel aus Licht und Wolken. In der Ferne scheint es immer wieder zu regnen oder zu schneien aus den Wolken. Einige Windhosen ziehen über die eingefrorene Lagune hinweg und wirbeln Kristalle aus Eis und Staub hin und her.

Nach dem Lunch fahren wir weiter durch die Wüste und erreichen nach vielleicht einer weiteren Stunde und einer weiteren Lagune die Papas del Siloni – eine Landschaft aus Sanddünen.

Der markanteste Punkt der Papas del Siloni und ein beliebtes Fotomotiv: der vollkommen isoliert stehende Árbol de la Piedra, der auch „Steinbaum“ genannt wird. Über 5 Meter ist er hoch und geformt in Jahrtausenden durch den starken Wind, der insbesondere Nachmittags hier über das Altiplano zieht, Sand mit sich trägt und dadurch den weichen Sandstein des Árbol de la Piedra abträgt. Völlig unwirklich schaut er aus.

Wir haben es Nachmittags und der Wind bläst tatsächlich stark, vor allem aber auch kalt. So halten wir nur kurz für einige Fotos am Árbol de la Piedra und machen uns dann weiter auf den Weg. Die Piste führt immer tiefer hinein ins Altiplano und es geht immer höher hinauf. Ein Highlight wartet noch auf uns: die Laguna Colorada.

Bereits aus der Ferne können wir das tiefe Rot der Laguna Colorada vor den teils schneebedeckten Bergen sehen. Mikroorganismen, Mineralien und Algen sorgen für die eigentümliche Färbung des Wassers hier.

Unser Guide Edigar hält den Jeep auf einer Anhöhe über der Lagune. Tiefblaues, warmes Wasser strömt an der Seite der Anhöhe über einen Bach in die Lagune hinein, wo es sich etwas später rot verfärbt. Was für ein unwirklicher Ort hier im Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Abaroa, dem Nationalpark Tierwelt der Anden „Eduardo Abaroa“ nahe der Grenze zu Chile.

Die 60 Quadratkilometer große Lagune liegt auf 4.300 Metern, doch ist sie aufgrund des ihr teils zufließenden warmen Wassers nicht ganz gefroren. Und dort im nicht gefrorenen roten und blauen Wasser bekommen wir sie doch noch zu sehen: Flamingos. Gleich einige von ihnen befinden sich hier. Sie staken im blauen und roten Wasser der Lagune hin und her.

Wir halten eine geraume Weile an der Laguna Colorado, lassen diesen unwirklichen Ort auf uns wirken. Eine halbe Stunde fahren wir dann vielleicht noch – bis zu einer Ansammlung von einfachen Hütten in dieser Stein- und Bergwüste: unserer Unterkunft für die Nacht.

Wir beziehen mit einigen anderen Touren jeweils einen der kleinen, rustikalen und vor allem kalten Schlafsäale, in dem sich jeweils sechs einfache Schlafgelegenheiten bzw. Betten befinden: eine Matratze auf einem steinernen Podest mit etwas dünnem Bettzeug und einigen Wolldecken darüber. Ich bin mir abermals sicher, dass die Nacht kalt wird. Aber das kennen wir ja bereits vom Ausangate Circuit.

Am Abend sitzen wir noch mit unserer Tour zusammen. Es gibt eine wärmende Suppe und Spaghetti mit Tomatensauce. Und obendrein sogar eine Flasche bolivianischen Rotwein.

Edigar kündigt an, dass wir am nächsten Morgen bereits um 5 Uhr frühstücken und eine geschlagene halbe Stunde später losfahren. Entsprechend früh begeben wir uns alle ins Bett. Zunächst ist es eiskalt. Meinem Schlafsackinlet und den vielen Wolldecken sei Dank wird mir aber bald warm.

Tag 2 – Heiße Quellen und aktive Vulkangebiete auf fast 5.000 Metern

Um 4:45 Uhr klingelt mein Wecker. Noch ist keiner wach. Doch schon bald herrscht rege Geschäftigkeit im Zimmer. Ein jeder packt seinen Kram zusammen. Und ein jeder legt nun, von Wolldecken und Schlafsack befreit, so ziemlich alles an Kleidung an, was er dabei hat. Ich selbst sehe auch zu, dass ich noch zwei Lagen an Klamotten mehr anlege. Drinnen wie draußen ist es einfach nur bitterkalt. Ich frage mich, ob es hier oder auf dem Ausangate kälter war. Ich kann es jedoch nicht sagen. Vom Gefühl her ist bzw. war beides einfach nur bitterkalt.

Noch vor dem Frühstück sehe ich am Nachthimmel gleich drei Sternschnuppen. Alle drei innerhalb von fünf Minuten. Drei Mal setze ich dabei denselben Wunsch ab. Nicht weil ich dann umso mehr an dessen Erfüllung glaube. Vielmehr ist es nur ein Wunsch, den ich derzeit habe.

Das Frühstück ist für südamerikanische Verhältnisse richtig gut. Es besteht aus Pfannkuchen, Butter und Marmelade, Fruchtjoghurt, Cornflakes und – besonders wichtig – aus heißem Tee bzw. Kaffee.

Dann geht es wieder auf die holprige Piste. Unsere Rucksäcke kurz zuvor wieder auf dem Dach des Jeeps verladen. Es ist dunkel, wenn nicht gar stockfinster und die Frontscheibe des Jeeps so ziemlich eingefroren. Ich frage mich wie Edigar überhaupt was sehen kann. Dennoch manövriert er uns sicher durch die Nacht.

Nach 20 Minuten läuft der Dieselmotor unseres Landcruisers endlich warm und wir frieren etwas weniger. Der Morgen dämmert und erste Konturen lassen sich in der hügeligen Landschaft erkennen als wir am Sol des Mañana, der Sonne des Morgens halten: einem etwa zwei Quadratkilometer großen, auf einer Höhe von 4.900 Metern gelegenem Geothermalgebiet. Die vulkanische Aktivität ist hier förmlich spürbar. Heißer Dampf schießt aus dem Boden. Es riecht nach Schwefel. Ich sehe mich direkt an die großen Geothermalgebiete in Island erinnert. Um die vielen brodelnden Schlammtöpfe, die es hier geben soll, zu sehen, ist es noch zu dunkel, doch der in großen Wolken heiß aus dem Boden schießende Dampf, der vom Wind in Richtung der Morgendämmerung geweht wird, ist nicht minder beeindruckend. Während alle anderen ob der Kälte schon wieder im Wagen verschwinden, versuche ich noch ein paar Fotos zu machen. Doch die Lichtverhältnisse sind im Halbdunkel nicht gut.

Die Thermalquellen Termas de Polques sind unser nächster Halt im bolivianischen Altiplano. Während die Sonne über der Hochebene und den Bergen am Horizont aufgeht, pellen Christian und ich uns bei Minusgraden aus den Klamotten. Vermutlich die größte Herausforderung des Tages 😉

Was anschließend kommt ist eine reine Wohltat. Das Wasser im dampfenden Thermalbecken vor einer der Lagunen des Altiplano ist mehr als nur angenehm warm. Es dauert nur wenige Sekunden um aufzutauen und die Kälte, die uns seit dem Morgen begleitet hat, abzuschütteln. Nach einer halben Stunde im heißen Wasser bin ich richtig durchgewärmt. Und ich bin mir sicher für den heutigen Sonnenaufgang im Thermalbecken vor der Lagune einen der schönsten Spots zum Beobachten bekommen zu haben.

Wir stoppen als Nächstes in der San Salvador Dali Wüste: einer Region, die nach dem weltbekannten Maler benannt ist, da sie seine Bilder nahezu in die Realität transportiert. Ein kurzer Stop. Denn bereits nach einer Viertelstunde finden wir uns alle wieder im Wagen ein.

Die Laguna Verde am Fuße des 5.918 Meter hohen Llicanbur Vulkans, auf dessen Gegenseite Chile liegt, ist unser nächster Halt. Normalerweise hat sie eine beinahe mintgrüne Farbe. Doch auch sie ist wie die Lagunen am gestrigen Tag in großen Teilen gefroren. Für uns liegt sie daher in einem tiefen Blau dar.

An der Grenze zu Chile, die wir eine knappe Stunde später erreichen, lassen wir schlussendlich Cicero und Eliana aussteigen. Sie planen von hier weiter nach San Atacama de Chile zu fahren. Unsere erste Überlegung, für ein paar Minuten die Grenze zu passieren, verwerfen wir als wir uns an unsere letzte Grenzerfahrung auf dem Weg von Peru nach Bolivien erinnern: einen Tag zu wenig hatte uns die peruanische Zollbeamtin bei der Einreise nach Peru vor über einem Monat als Visum eingetragen. Im Ergebnis bekamen wir nach unserem Trip in den Colca Canyon bei der zweitägigen Weiterfahrt mit dem Bus nach Bolivien tatsächlich von den peruanischen Behörden an der Grenze keine Ausreisegenehmigung. Und wieder einmal sah ich mich an den Asterix und Obelix-Comic „Asterix erobert Rom“ und seine Odyssee um Passierschein A38 erinnert. Denn statt die Sache vor Ort zu regeln, schickte man uns zur Banco Nacionala Peru um eine Strafgebühr von 4,15 Soles (entspricht ungefähr 1,10 Euro) zu entrichten. Deren nächste Filiale war natürlich ein paar Kilometer entfernt und unser Bus nach Bolivien entsprechend weitergefahren als wir ne halbe Stunde später mit Taxi und Einzahlbeleg wieder zur Grenze zurückkamen – in der guten Hoffnung den ersehnten Ausreisestempel nun zu erhalten. Bekamen wir natürlich nicht. Dafür wurden wir aber aufgefordert von verschiedenen Seiten unseres Reisepasses und dem Einzahlbeleg der Strafgebühr noch Kopien in unterschiedlicher Anfertigung einzureichen. Wenn da noch mal einer sagt, Deutschland wäre bürokratisch… Naja, 16 Kopien und ein erneutes Einreihen vor den Schaltern an der Grenze später hatten wir dann die Verlängerung unserer Visen um einen Tag und die Genehmigung zur Ausreise. Und daneben hatten wir auch jegliche Lust verloren, an der bolivianisch-chilenischen Grenze vielleicht ähnliches mitzumachen 😉

Nachdem Eliana und Cicero uns verlassen hatten geht es in langer Fahrt aussichtsreich durch das bolivianische Altiplano zurück Richtung Norden und nach Uyuni. Geschlagene 7 Stunden später sollen wir erst dort ankommen.

Im Bergdorf Villa Mar halten wir zum Lunch. Die Landschaft hat sich bereits verändert. Die steinerne Wüste mit ihren unzähligen schneebedeckten Bergen und Vulkanen ist einer etwas grüneren Szenerie gewichen. Wir befinden uns in einer deutlich tiefer gelegenen, von kurzen grünen und braunen Gräsern bewachsenen Ebene, die von einem kleinen, zuweilen stark verästelten Flusslauf durchzogen wird, an dessen Ufern immer wieder Lamas und Alpacas grasen.

Es gibt Reis mit Thunfisch und dazu Salat. Die Stärkung ist mehr als willkommen. Seit dem Frühstück sind immerhin bereits acht Stunden vergangen.

Gegen 14 Uhr machen wir uns an die Weiterfahrt. Wir halten noch zwei Mal: zunächst in einem anderen Part des Valle de Rocas, wo wir erneut die bizarren Gesteinsformationen und beinahe senkrecht hinaufragenden Steintürme bestaunen. Christian und ich klettern wieder mal zwischen den Felsen entlang und auf die Türme hinauf. Ein großer Spaß 😉

Unser zweiter Stop ist etwa eine Stunde vor Uyuni in San Cristobal. Beinahe verschlafen wir diesen Halt. Wir sind nun doch schon recht lang auf den Beinen.

Zurück in Uyuni beziehen wir am frühen Abend ein einfaches Zimmer in einem noch einfacherem Hostel. Für eine Nacht völlig okay. Von Leandro und Jasmin haben wir uns zuvor verabschiedet. Sie wollen nun weiter nach Cusco reisen.

Am Abend erhalten wir in einem der Restaurants am Busbahnhof, zu dem uns Edigar führt, ein einfaches, aber anständiges Essen. Eine große Portion Nudelsuppe vorweg, anschließend Reis mit Salat und einem Rindersteak. Währenddessen überlegen wir bereits, welche Spaßfotos wir am morgigen Tag in der Salar de Uyuni schießen können. Die endlose Weite der Salzwüste erlaubt letztendlich Fotos mit ganz neuer Perspektive.

Tag 3 – Der Salar de Uyuni – Die größte Salzwüste der Welt

Nach dem zweitägigen Trip in die bolivianische Hochebene Altiplano fndet er nun statt: der Trip in den Salar de Uyuni.

Wir wachen zeitig auf. Draußen von der Straße ist die Musik von Modern Talking zu hören. Ich frage mich, was die in Südamerika nur mit Modern Talking haben. Ich weiß, dass Dieter Bohlen und Thomas Anders in Asien eine große Nummer sind bzw. waren, aber hier überrascht mich der häufige Kontakt mit Modern Talking doch etwas.

Unser Frühstück ist wie die Musik von der Straße: „überraschend“ und „wenig wertvoll“, wobei letzteres ja Geschmackssache ist 😉 Es gint papptrockene Brötchen und dazu Butter. Das ist es tatsächlich. Ich frage noch nach Marmelade. Mit einem schlichten „No“ wird meine Frage jedoch abgebügelt. Hmm, ich schüttele wie Christian den Kopf, schmiere mir die Butter aufs trockene Brot während Christian mit Ketchup vorlieb nimmt und hoffte darauf, dass die Tour besser wird als das Frühstück im Hostel.

Um 10:30 Uhr holt uns Edigar ab. Mit Paola und Samantha aus Argentinien, Sophia aus Frankreich und Ahmed aus England ist unsere Truppe heute richtig international. Wir verstehen uns auf Anhieb sehr gut und sind sicher, wir werden nachher viel Spaß zusammen haben.

Zunächst besuchen wir den nur wenige Kilometer außerhalb von Uyuni gelegenen Cementerio de los Trenes – einen Zugfriedhof mit zum Teil über hundert Jahre alten Zügen und Anhängern, die noch aus den Tagen des bolivianisch-chilenischen Güter- und Mineralientransports stammen.

Ein bizarrer, unwirklicher Ort. Rostende Dampflokomotiven, die teilweise mit Graffitis besprüht sind, reihen sich hier in der trostlosen Wüste vor Uyuni aneinander. Das Salz frisst regelrechte Löcher in die alten Loks hinein und lässt sie wie die Kulisse eines Endzeitfilms aussehen.

Was in Deutschland verboten wäre: Klettern und Turnen auf den alten Eisenbahnen. Das nutzen wir neben den vielen anderen Touristen, die sich hier im Rahmen einer Jeeptour eingefunden haben, natürlich direkt aus.

Colchani, ein kleines Dorf am Rande des Salar de Uyuni, ist unser nächster Halt. Früher war der Salzabbau die bedeutendste Einkommensquelle Colchanis. Heute ist es vermutlich der Tourismus. Dennoch wird hier immer noch Salz abgebaut. Und das nicht gerade unter einfachen Bedingungen. Die Nächte sind beißend kalt, am Tag dagegen herrscht gleißende Helligkeit. Salz und Salzwüste sind dermaßen grell, dass es für die Augen selbst mit Sonnenbrille schwer erträglich ist. Ich spüre selbst später trotz meiner Sonnenbrille mit höchstem UV-Schutzfaktor, der bei Hochtouren und Gletscherbegehungen der Schneeblindheit vorzubeugen vermag, wie sehr das schier endlos scheinende Schneeweiß der Salzlandschaft zu blenden vermag. Viele der Salzarbeiter erblinden daher auch im Verlaufe ihres Lebens oder tragen schwere Augenprobleme davon.

Nach dem Aufenthalt in Colchani fahren wir nur wenige Minuten. Dann ruft Edigar uns zu: „Bienvenido en la Salar de Uyuni“ – Willkommen in der Salar de Uyuni, der „Salz-Sahara“. Endlich!

Mit dem Jeep geht es direkt hinein in das beinahe endlose Weiß der so unwirtlichen Salzwüste. Die Landschaft erscheint so surreal. Mein Blick schweift aus dem Auto heraus in die Ferne. Einzig einige wenige dunkle Berge und Vulkane befinden sich am ansonsten endlosen Horizont. Jegliches Gefühl für Entfernung geht mir verloren, denn es mangelt völlig an Bezugspunkten in der endlosen Weite dieser Landschaft, die vor über 10.000 Jahren noch ein Binnenmeer war, welches im Laufe der Zeit jedoch austrocknete. Einzig zurück blieben Salze und Minerale. Eine Schicht, die teilweise bis zu dreißig Meter dick sein soll. Und das auf einer Fläche von über 10.000 Quadratkilometern. Es sind mehr als zehn Milliarden von Tonnen Salz, die hier liegen.

Nach wenigen Kilometern im nahezu endlosen Weiß halten wir nahe einem „Salzhotel“, einem vollständig aus Salz errichtetem Hotel. Hier werden wir Lunch haben. Zuvor haben wir 20 Minuten Zeit, um einige Fotos zu schießen. Es macht einen Heidenspaß mit den anderen verrückte Fotos nachzustellen. Wir könnten den ganzen Tag hier verbringen und dehnen die 20 Minuten bis zum Lunch auf eine glatte Stunde aus.

Im Salzhotel selbst ist einfach alles aus Salz. Die Wände, das Mobiliar, selbst Kunstgegenstände sind komplett aus Salz errichtet. Auf dem Boden liegt über der festen Salzkruste der Wüste noch eine dicke lose Salzschicht. Man hat hier beinahe das Gefühl durch Schnee zu stapfen.

Ich hebe prüfend etwas Salz vom Boden auf und lasse es durch meine Hand rinnen bevor wir in einer Art „Salzpavillion“ an einem Tisch und Stühlen aus Salz Platz nehmen. Es gibt Steak, Gemüse, Kartoffeln , Quinoa und Salat zum Lunch. Wir alle suchen derweil nach neuen Fotoideen.

Als wir nach dem Lunch weiterfahren frage ich mich zunächst wie Edigar durch diese Wüste navigiert. Er hat kein GPS, Straßen gibt es keine. Offensichtlich orientiert er sich einfach an den wenigen vorhandenen Jeepspuren im Salz und an den Bergen und Vulkanen am Horizont.

Wir stoppen erneut inmitten der endlosen Weite. Hatte das Salz nahe dem Salzhotel noch eine leicht gräuliche Färbung, geht es nun in reines Schneeweiß über. Ohne Sonnenbrille blendet es unbeschreiblich. Man kann die Sonnenbrille kaum von den Augen lassen. Der Boden scheint in seiner Struktur in eine unendliche Vielzahl von Fünfecken unterteilt – gleich einem endlos weißen Mosaik.

Wir stellen noch mehr Fotos nach. Eine weitere Stunde vergeht. Noch mehr Bilder dieser Art folgen übrigens später. Wir müssen uns noch mit unseren anderen Reisegefährten austauschen 😉

Dann fahren wir durch die blendende Salzlandschaft noch tiefer in die Salzwüste hinein. Am Horizont sind die Jeeps anderer Touren als kleine dunkle Punkte im grellen Weiß zu erkennen.

In der Hitze des Tages tauchen flimmernd in der Ferne zwei kleine Inseln inmitten des Salzmeeres auf. Doch sie sind keine Täuschung, keine Fata Morgana. Je näher wir kommen, desto klarer erheben sie sich als dunkle Felsinseln aus der ansonsten weißen Ebene. Auf die Isla Incahuasi, die Insel der Kakteen, deren Name aus dem Quecha überdetzt auch „Haus der Inka“ bedeutet, steuern wir zu.

Riesige Säulenkakteen, bis zu 10 Meter hoch und beinahe 1.000 Jahre alt, wachsen auf dem Lavagestein und den versteinerten Korallen der Isla Incahuasi um etwa einen Zentimeter pro Jahr. Vom höchsten Punkt der Insel, der etwa 80 Meter über der Salzwüste aufragt, haben wir einen spektakulären Blick auf die unendlich weite Salzlandschaft, die wie von einer anderen Welt oder aus dem Star-Wars-Universum erscheint.

Überraschend ist, dass es in dieser so lebensfeindlichen Wüste dennoch Leben gibt. Christian entdeckt ein Anden-Chinchilla, welches zwischen dem Lavagestein und den Kakteen auf der Isla Incahuasi lebt.

Gegen 17 Uhr machen wir uns an die zweistündige Rückfahrt ins etwa 80 Kilometer entfernte Uyuni. Ein letzten Stop legen wir im Lichte der untergehenden Sonne kurz vor Verlassen des Salar de Uyuni ein. Die Farben veränden sich. Das noch vor einer halben Stunde blendend-grelle Schneeweiß wird nun zu einem Orange-Rosa bis hin zu einem schwachen Lila.

Erst um 19 Uhr sind wir zurück in Uyuni. Und für uns beide war der Tag heute tatsächlich das erwartete Highlight der vergangenen drei Tage. Wir verabschieden uns noch von Edigar, Paola und Samantha. Mit Sophia und Ahmed gehen wir hingegen am Abend noch was essen ehe um 21 Uhr unser Nachtbus zurück nach La Paz geht, wo als nächstes die Besteigung eines über 6.000 Meter hohen Berggipfels auf uns wartet…

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