20
Nov
2022

Mit dem Grüezi Bag Biopod Down Hybrid Ice Extreme 190 W auf Backcountry-Skitour durch die größte Hochebene Europas

In sechs Tagen auf Backcountry-Ski und mit Materialschlitten quer über die größte Hochebene Europas. Einmal durch die Kühlkammer des Kontinents: die Hardangervidda in Norwegen! Eine baumlose Wüste aus Schnee, Fels und Eis, die sich über beinahe mehr als 100 Kilometer in sämtliche Richtungen erstreckt und im Winter mit Temperaturen von bis zu -30°C, Winterstürmen und wechselhaftem Wetter aufwartet. Eine absolute Herausforderung für Mensch und Material, bei der es neben einer guten Vorbereitung vor allem einer qualitativ hochwertigen Expeditionsausrüstung bedarf. Wie sich der Grüezi Bag Biopod Down Hybrid Ice Extreme – ich war mit dem Modell mit der Endbezeichnung 190 W, also der weiten Variante mit Komfortschnitt unterwegs – im arktischen Klima der Hardangervidda geschlagen hat, darf ich euch jetzt ausführlich berichten.

Inhaltsverzeichnis
    Eine Winterquerung der Hardangervidda: eine absolute Herausforderung für Mensch und Material

    Rahmendaten des Grüezi Bag Biopod Down Hybrid Ice Extreme

    Ein extraweiter Schlafsack für winterliche Berg- und Trekkingtouren. Komfortabel geschnitten, leicht und klein im Packmaß. Eine aufwendige Hybrid-Konstruktion aus feinster Gänsedaune (90/10, 800+ cuin, RDS zertifiziert) mit einer zusätzlichen Lage AlmWolle für beste Isolation und ein trockenes Schlafklima. Ein Komfort-Temperaturbereich von -8°C, eine Limit-Temperatur von -15°C sowie eine Extremtemperatur von -37°C.

    So weit so gut. Das Produktdatenblatt des Grüezi Bag hört sich schon mal äußerst vielversprechend an. Was mich daneben noch ganz besonderes interessierte, waren die wahnsinnig vielen zusätzlichen Features, die der Grüezi Bag enthalten sollte: ein Carbon Heizelement für den Fußbereich, eine einstellbare Kapuze mit sog. Face Baffle für eine optimale Passform, ein 3D-Wärmekragen, ein Zwei-Wege-Autolock-Reißverschluss mit isolierender Abdeckung, einem Reißverschlussrückhalteband und Anti-Snag-Zipper gegen das Einklemmen, Anti-Rutsch-Noppen auf der Schlafunterseite und und und…

    Viele von diesen Features sollten auf dem Papier schon mal Probleme lösen, mit denen ich mit meinen bisherigen Schlafsäcken stets zu kämpfen gehabt hatte. Konnte das wahr sein? Wenn ja, dann musste es sich bei dem Grüezi Bag ja um die eierlegende Wollmilchsau oder bierbrauende Pommesnudelkuh unter den Schlafsäcken handeln. Ich freute mich daher unheimlich darauf, den Grüezi Bag gleich auf so einer extremen Tour wie der Winterquerung der Hardangervidda einem absoluten Härtetest unterziehen zu können.

    Meine Vorerfahrung und Problemstellungen

    Nach mittlerweile über 15 Jahren Erfahrung auf Berg- und Trekkingtouren, davon zweieinhalb Jahre Backpacking, Trekking und Abenteuerreisen während einer Auszeit am Stück, hatte ich schon einige Schlafsäcke auf Herz und Nieren getestet. Darunter waren u.a. wochenlange Treks aber auch mehrmonatige Long-Distance-Trails mit Zelt und Schlafsack, Bergexpeditionen auf 5.000 und 6.000er sowie Winterübernachtungen unter dem Nordlicht oberhalb des Polarkreises. Und bei nahezu allen Schlafsäcken stellten sich dieselben Probleme ein.

    Auf der einen Seite waren es die Temperaturen im sogenannten Grenz- oder Limitbereich bzw. die hierfür notwendige Wärme- bzw. Isolationsfähigkeit des Schlafsacks. Mit meiner eher schmalen, drahtigen Statur habe ich nur wenige Reserven und erfülle damit vermutlich kaum das Idealbild des Durchschnittstesters, nach dem der Temperaturbereich eines Schlafsacks wohl bestimmt wird. Ich bin einer von der Sorte, die schnell im Schlafsack frieren. Und ergänzend ganz sicher auch einer von der Sorte, dessen Körper in Situationen, in denen er aufgrund der Mühen des Tages bereits ausgelaugt ist, noch mehr Mühe damit hat, von selbst genügend von der Wärme zu entwickeln, die es nun mal braucht, um den Schlafsack von oben bis unten zu erwärmen.

    Mein häufigstes Problem war stets der Fußbereich. Hatte ich einmal kalte Füße, wurde ich diese auch selten wieder los und lag auf solchen Touren, in denen es extrem kalt und der Limit-Temperaturbereich des Schlafsacks angekratzt wurde, entweder von Anfang an mit Eisesfüßen im Schlafsack oder ich wachte irgendwann in der Nacht auf, da ich an den Füßen fror. Da half meist auch weder ein zweites Paar Merinosocken, noch ein zusätzliches Thermo-Inlett für den Schlafsack.

    Das nächste Problem war ein ganz banales: ich rutschte während des Schlafes andauernd von meiner aufblasbaren Isomatte herunter. Da ich häufig sehr leicht und mit kompaktem Packmaß unterwegs bin, trage ich außer bei extrem kalten Verhältnissen selten eine Schaumstoffisomatte mit mir herum. Jedoch weisen in der Regel nur solche Isomatten ein Profil auf, welches nicht glatt ist. Aufblasbare Isomatten kommen meist mit einer Nylonoberfläche und geringer Struktur daher. Wenn ich mich nun in der Nacht bewegte – und ich bewege mich viel und gerne – rutschte ich in der Kombination aus glatter Nylonoberfläche der Isomatte und meist ebenso glatter Oberfläche des Schlafsacks nach und nach von der Matte herunter und damit in einen Bereich, in dem es dann einfach an der notwendigen Isolation von unten fehlte.

    Die dritte Problemstellung beruht auch auf meiner nächtlichen Bewegung. Schließlich drehe ich mich dabei eben auch gerne mal. Und bislang drehten sich alle meine Schlafsäcke immer munter mit – zumindest in Teilen. Meist lag ich irgendwann in einem so verdrehten Schlafsack, dass mir jegliches Komfortgefühl abhanden kam oder ich am Morgen verzweifelt nach dem Reißverschluss suchte. Der war natürlich nicht mehr an dem gewohnten Platz. Noch problematischer wurde das bei Modellen, die zur Gewichtsersparnis an bestimmten Bereichen des Schlafsacks mit isolierender Füllung in dem Bereich sparten, auf dem man lag. Drehte sich der Schlafsack, dann lag dieser Bereich oben oder zur Seite hin und ich begann wieder zu frieren.

    Das letzte große Problem kennt ihr sicher alle: der Reißverschluss. Klar, den brachte auch ich immer zu den unmöglichsten Momenten zum Einklemmen. Und damit meine ich kaum das Wegsortieren des Schlafsacks nach dem Auslüften. Nein, ich meine vor allem die Momente, wenn man den Schlafsack aufgrund der Kälte am liebsten bis nach oben hin in den allerletzten Zahn des Reißverschlussbandes zuziehen will oder wenn man nachts aufstehen muss, weil man eben ein dringendes Bedürfnis hat. Das waren immer die Momente, in denen ich den Reißverschluss meist gleich mehrfach zum Einklemmen mit dem Futter des Schlafsacks brachte… Darüber hinaus war der Reißverschluss natürlich häufig auch die Kältebrücke im Schlafsack. Ganz häufig war der Zipper selbst ein Problem, da er mir irgendwann in der Nacht wie die kalte Spitze eines Eiszapfens ins Gesicht hing.

    Der erste Eindruck des neuen Schlafsacks

    Das Paket mit meinem neuen Grüezi Bag habe ich wenige Tage vor dem Flug nach Norwegen und damit vor der Winterquerung erhalten. Und um ehrlich zu sein, ich war irre gespannt auf das Top-Produkt der Marke. In den Tagen vor der Tour hatte ich noch mit Markus, dem Gründer und CEO von Grüezi Bag telefoniert, der mir einiges zu dem Schlafsack erklärt hatte, insbesondere welche Gedanken und Überlegungen in die Entwicklung des Biopod Down Hybrid Ice Extreme eingeflossen waren und welch nachhaltige Strategie Grüezi Bag bei der Herstellung seiner Produkte verfolgt. Was mir zudem absolut sympathisch war: die Offenheit für jegliche Empfehlungen, wie man den Schlafsack weiterentwickeln könnte.

    Nun aber zum Auspacken! Also, der Schlafsack –  im schönen Anthrazit mit gut sichtbarem weißem Reißverschluss und edel aufgesticktem Logo an der Seite – kommt zunächst erst mal im beigefügten, großem Aufbewahrungssack, auf dem ebenfalls das Logo von Grüezi Bag aufgenäht ist. Weiterhin ist ein Kompressionspacksack enthalten, mit dem ihr den Schlafsack – sofern notwendig – auf ein noch deutlich kleines Packmaß komprimiert bekommt.

    Da ich auf der Winterquerung einen Materialschlitten, die sogenannte Pulka, hinter mir herziehen sollte, war das Packmaß zumindest für diese Tour für mich weniger entscheidend. Dennoch war ich für spätere Touren mit dem Grüezi Bag, bei dem dies eine größere Rolle spielen sollte, interessiert, auf welches Maß sich der Schlafsack komprimieren lassen würde. Und es ist erstaunlich. Ausgepackt bauscht sich der Schlafsack durch die Füllung so weit auf, dass er entsprechend der extremen Verhältnisse, für die er gemacht ist, zunächst riesig anmutet. Dann lässt er sich durch den mitgelieferten Kompressionspacksack allerdings auf nur etwa 20 x 30 cm im Durchmesser zusammenpacken. Das kennt der ein oder andere vielleicht von komprimierbaren Daunenjacken. Ich bin jedenfalls immer wieder erstaunt und so auch hier.

    Durch ein Winterbiwak, das ich nach meiner Rückkehr von der Hardangervidda in den Alpen unternommen habe, weiß ich zwischenzeitlich, dass ich den Schlafsack auf etwa das Packmaß meines früheren Dreijahreszeitenschlafsacks bringen kann. Unglaublich. Und  selbst der Kompressionspacksack ist  von einer hohen Qualität. Da habe ich auch bereits andere erlebt und habe hier wenig Bedenken, dass hier z.B. mal ein Riemen o.ä. reißt.

    Der Schlafsack selbst bauscht sich durch die Füllung wahnsinnig groß, vor allem aber auch gemütlich auf. Ein paar Mal gut aufgeschüttelt und schon hatte ich das Gefühl, ich würde mich unterwegs wie auf Wolken betten können: total angenehm und weich. Das dürfte ein ziemlich schönes Gefühl werden, auf der Tour bei zweistelligen Minusgraden in den Grüezi Bag hineinzukriechen. Die wunderbar aufgebauschte Daunenfüllung würde –   davon war ich überzeugt –  für viel Schlafkomfort und auch ein angenehmes Schlafklima sorgen. Daune ist da nach meiner Erfahrung einfach deutlich im Vorteil gegenüber Synthetik. Und hier verband sich die Daune nun noch mit einer Lage reinster AlmWolle für ein trockeneres Schlafklima. Das ist mir von keinem anderen Schlafsack bekannt und dürfte vermutlich ein Alleinstellungsmerkmal des Grüezi Bag sein. Ihr erkennt diese Schlafsäcke an der Produktbezeichnung Downwool.

    Probegelegen habe ich natürlich auch direkt nach dem Auspacken und für mich mit meinen 1,80 m Körpergröße war die Länge des Schlafsacks von 1,90 m und auch dessen Schnitt optimal. Ich hatte gleich ein angenehmes Gefühl von Bewegungsfreiheit. Zudem konnte ich mich im Schlafsack problemlos bewegen, ohne dass dieser sich gleich mitbewegte und verdrehte.

    Mein erster Eindruck war also schon mal richtig gut und ehrlich gesagt hat das selten ein Produkt so auf Anhieb geschafft. Das gab mir schon mal ein sehr gutes Gefühl. Was hatte mein Tourpartner und ich uns doch im Vorfeld der Tour in Gedanken mit dieser auseinandergesetzt! Von der genauen Route durch die Hardangervidda, von den zu erwartenden arktischen Bedingungen über die Art der körperlichen wie auch mentalen Vorbereitung bis hin zur Art und vor allem der Qualität der notwendigen Ausrüstung.

    Wir hatten innerhalb kurzer Zeit viel Mühe darin investiert, etwas angehen zu können, von dem wir wenige Wochen zuvor noch kaum eine Ahnung hatten – weder war ich in meinem Leben groß auf Langlaufski unterwegs gewesen noch je mit einer Pulka – und nun, kurz vor der Tour, hatte ich zu dem Ausrüstungsgegenstand, der mich ehrlich gesagt mit am meisten beschäftigt hatte, ein sehr gutes Gefühl. Nichtsdestotrotz nahm ich – wir hatten mit Temperaturen weit jenseits des Limit-Temperaturbereichs des Schlafsacks zu rechnen, als Backup ein Thermo-Schlafsack-Inlett mit. Mit diesem hätte ich die Wärmeleistung des Grüezi Bag im Notfall noch um einige Grad Celsius erweitern können.

    Der Grüezi Bag Biopiod Down Hybrid Ice Extreme in der Praxis

    Von den fünf Nächten, die wir auf der Tour verbracht haben, schliefen wir drei im Expeditionszelt, die kälteste davon bei -25°C. Ich war im Vorfeld völlig gespannt, was der Schlafsack in der Praxis taugen sollte. Die Spannung war umso höher, wich vielleicht sogar eine leichte Anspannung, da mein Tourpartner sich für unsere Tour von einem Expeditionsausstatter einen Schlafsack ausgeliehen hatte, dessen Temperaturbereich weitere etwa zehn Grad unterhalb des Bereichs meines Schlafsacks lag. Der Eindruck der höheren Isolationsfähigkeit wurde umso verstärkt, da sein ausgeliehener Schlafsack im Packvolumen und vom Gewicht her mehr als das Doppelte meines Schlafsacks ausmachte. Allerdings handelte es sich bei seinem Schlafsack auch um einen Kunstfaserschlafsack, die für gewöhnlich für dieselbe Isolationsfähigkeit deutlich schwerer sind und sich auch weniger stark komprimieren lassen.  Sollte dennoch eine erste Unsicherheit hinsichtlich der Wärmeleistung bei mir verblieben sein, war sie jedoch nach der ersten Nacht im Freien mit nichts als Schnee und Eis um uns herum völlig verflogen.

    Zum Schutz gegen die Kälte von unten schlief ich auf einer Kombination von zwei Isomatten: einer unten aus Schaumstoff sowie einer aufblasbaren Ganzjahresmatte darüber. Darauf dann der Grüezi Bag. Und es war jedes Mal aufs Neue ein absolut gemütliches und kuschlig-warmes Gefühl in den Grüezi Bag hineinzukriechen. Kein Engeverhältnis wie ich das von anderen Schlafsäcken gewohnt war. Und selbst mit der gesamten Elektronik, die ich zum Schutz gegen die Kälte mit in den Schlafsack nahm, hatte ich durch den breiten Komfortschnitt all die Bewegungsfreiheit, die mich angenehm schlafen ließ. Die Kapuze ließ sich dicht an meinen Kopf anpassen, ohne jedoch störend zu wirken und eine breite kuschlige Wulst an der Öffnung verhindert, dass die kalte Luft von oben in den Schlafsack zog. 

    In dieser ersten Nacht draußen hatte es nicht ganz -20°C und ich schlief wohlig-warm. Übrigens nur kurze Zeit nachdem ich meinen typischen Problembereich, den Fußraum des Schlafsacks, über das darin integrierte Heizelement zur Freude meiner Füße auf eine wirklich angenehme Temperatur vorgeheizt hatte. Dafür bedarf es nur einer handelsüblichen Powerbank, die ich ohnehin dabei hatte. Im Brustbereich des Schlafsacks findet sich dann eine Innentasche, hinter der sich ein USB-Anschluss für den Betrieb des Heizelements mit der Powerbank befindet. 20 Minuten laufen lassen und schon wird es angenehm warm. Nicht nur mein Tourpartner hat mich darum beneidet, auch alle anderen, denen ich zwischenzeitlich von dem Grüezi Bag erzählt habe.

    Bei Kälte verengen sich letztlich die Gefäße in den äußersten Gliedmaßen, also in Händen und Füßen deutlich schneller als am übrigen Körper. Bei mir nimmt das manchmal ein gefühltes Rekordtempo an. Und da ein Schlafsack nur die Wärme speichern kann, die man selbst im Schlafsack entwickelt, ist das insbesondere im Fußbereich wie oben schon dargestellt (m)ein Problem. Mit der integrierten Heizung bekam ich ziemlich schnell warme Füße und ehrlich gesagt merkte ich auch kaum, dass hier viel Energie von meiner Powerbank flöten ging. 

    Da die Temperatur bereits in der ersten Nacht unter den Limit-Temperaturbereich des Schlafsacks sank, trug ich zunächst einige Lagen Merinowäsche im Grüezi Bag: eine kurze Merinoshorts unter einer langen Merinounterhose, dünne Liner-Socken aus Merino unter isolierenden Merino-Socken der extremen 800er Stärke, oben herum ein langärmliges Merinoshirt, darüber eine warme Fleecejacke. Und während mein Tourpartner in deutlich dickerer Montur, u.a. mit zusätzlicher Daunenjacke, in seinem Schlafsack fröstelte, legte ich in der Nacht nach und nach – ohne den Schlafsack zu verdrehen – ein Teil nach dem anderen ab. Bis ich schlussendlich nur noch eine Lage Merino anhatte. Unglaublich was der Schlafsack an Wärme speicherte! Ich war und bin auch jetzt noch völlig begeistert.

    Die zweite Nacht war die kälteste der Tour: -25 °C und diesmal mit zwei Lagen Merinowolle und Merinogesichtsmaske, aber noch immer ohne Thermo-Inlett. Der absolute Härtetest der Tour! Temperaturen, die denen in einem 4-Sterne-Gefrierfach gleichkamen und 10 Grad unterhalb der Limit-Temperatur des Schlafsacks lagen… nach den Daten sollte der Schlafsack das nicht mehr leisten können ohne dass ich fortwährend frieren würde. Und ich, völlig ausgepowert von einem anstrengenden Tag in Schnee und Eis… fühlte mich im Schlafsack richtig wohl und hatte nur in wenigen Momenten der Nacht gefröstelt. Und trotz der extremen Temperaturen war mein Schlaf in der Nacht mit den geringsten Temperaturen der Tour noch immer erholsam.

    Der Schlafsack hat absolut zuverlässig bewiesen, dass er auch bei extrem kalten Bedingungen die Wärme speicherte. Und dabei spürte ich weder eine Kältebrücke noch hatte ich dank solch durchdachter Details wie der Zugbandtasche zum Verstauen des Reißverschlusses mit einem eiskalten Reißverschluss im Gesicht zu kämpfen. Wenn da etwas Kaltes war, dann waren es herabrieselnde Schneekristalle, die aufgrund unseres kondensierenden Atems in der Nacht an der Wand und Decke des Expeditionszeltes entstanden waren. Und hätte ich nicht gegen Mitternacht meine außerhalb des Schlafsacks vergessene und nahezu zu einem Eisblock gefrorene Trinkflasche mit in den Grüezi Bag hineingenommen, hätte ich womöglich nicht mal leicht gefröstelt in der Nacht. Denn wenn ich das mal tat, dann in solchen Momenten, in denen ich mit meinem Körper gegen die kalte Trinkflasche kam und damit eben den gegenteiligen Effekt einer Wärmflasche auslöste.

    Auch die übrigen Probleme, die ich von meinen bisherigen Schlafsäcken kannte, waren im Grüezi Bag gelöst: die drei Bänder aus Anti-Rutsch-Noppen auf der Schlafsackrückseite sorgten wirklich zuverlässig dafür, dass ich nicht wie üblich in der Nacht von der Isomatte glitt. Ich mag das nicht mehr vermissen! Wie häufig bin ich in kalten Witterungsbedingungen wach geworden, weil ich von der eher schmal geschnittenen Isomatte, die ja immerhin die Isolationsfunktion nach unten zu erfüllen hatte, heruntergerutscht war. Diese Zeiten waren also vorbei! Problem: abgehakt!

    Und die Kombination aus Anti-Rutsch-Noppen und weiter Passform des Schlafsacks erlaubte es mir tatsächlich mich in der Nacht im Schlafsack bewegen zu können, ohne dass sich dieser bei jeder Bewegung just mit- und verdrehte. Völlig egal, ob ich mich drehen, auf die Seite legen, die Beine anziehen oder eben auch wieder ausstrecken, ein paar Socken oder ein zu viel getragenes Oberteil ausziehen wollte… der Schlafsack bot mir all die Bewegungsfreiheit, die ich brauchte, ohne sich dabei zu verwursten. Nächstes meiner Probleme: abgehakt!

    Am meisten erstaunte und erfreute mich allerdings der Reißverschluss. Das System mit Rückhalteband und Anti-Snag-Zipper funktionierte während der gesamten Tour einwandfrei, so dass ich den Reißverschluss nicht einmal zum Einklemmen mit dem Schlafsackfutter brachte. Das kannte ich ganz anders und – oh mein Gott – was hatte mich das immer gestört… Problem: abgehakt!

    Auf der Tour hatten wir übrigens fortwährend zwar eiskalte, aber trockene Bedingungen, so dass ich die Funktion der Lage AlmWolle, die als äußerste Schicht des Schlafsacks die Daune vor Feuchtigkeit schützen soll, nicht abschließend testen konnte. Zwischenzeitlich habe ich jedoch auf dem nach der Tour durchgeführten Winterbiwak feuchtere Bedingungen erlebt und kann bestätigen, dass der Schlafsack trotz einer teils nassen Außenseite nichts an seiner Wärmeleistung eingebüßt hat.

    Als zusätzliche Ausstattung, auf die ich bisher nicht eingegangen bin, hat der Grüezi Bag übrigens auf Schulterhöhe neben dem Logo außen eine Außentasche, in der sich ein Handy o.ä. verstauen lässt. Ein Detail, das zwar nicht essentiell ist, aber die Funktion des Schlafsacks noch weiter erhöht. Daneben gibt es weitere durchdachte Details, z.B. sind die Reißverschlüsse durchgängig in weiß gehalten, damit man diese im Dunkeln besser sieht.

    Mein Fazit

    Irre! Was für ein Schlafsack! Mit dem Grüezi Bag Biopod Down Hybrid Ice Extreme haltet ihr einen Schlafsack in den Händen, der nicht am unteren Ende der Preisskala angesiedelt ist und bei dem man es sich dementsprechend sehr gut überlegt, ob man ihn sich leisten soll, aber mir hat er eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass  er jeden Cent wert ist.  Von vorne bis hinten bis ins kleinste Detail durchdacht hat der Schlafsack sämtliche meiner Ansprüche erfüllt bzw. im Bereich der Wärmeleistung sogar übererfüllt. Es ist schlichtweg unglaublich, was der Grüezi Bag an Wärme zu speichern in der Lage ist – und das über die angegebene Komfort-Limit-Temperatur des Schlafsacks hinaus. Das von mir für die Winterquerung ergänzend mitgeführte Thermo-Schlafsack-Inlett, mit welchem ich die Wärmeleistung des Grüezi Bag hätte erweitern können, hatte ich am Ende der Tour nicht einmal gebraucht.

    Kanntet ihr die Probleme, die ich bei meinen bisherigen Schlafsäcken zu verzeichnen hatte, eigentlich auch? Falls ja, dann dürft ihr jetzt in die Vorstellung gehen, dass alle diese Probleme gelöst sind… Was für ein Kopfkino!

    Für mich hat die Suche nach meinem Schlafsack für Extremtouren jedenfalls ein Ende und ehrlich gesagt auch die Suche nach einem Schlafsackhersteller. Und das liegt nicht alleine an dem tollen Produkt, welches ich habe testen dürfen. Es liegt auch daran, mit welchem Anspruch an Qualität wie auch mit welcher Philosophie bei Grüezi Bag Produkte entwickelt und weiterentwickelt werden.

    Euer Nils

    Life begins at the end of your comfort zone, and so it’s just one step away. And now imagine that even there could be some more comfort… how easy would it be to to do that little step.“


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