17
Jun
2018

Cusco – 2 Tage Akklimatisation in der ehemaligen Hauptstadt des Inkareiches

Zwei Tage Höhenanpassung im 3.400 Meter hoch gelegenen Cusco. Und die zwei Tage waren durchaus abwechslungsreich. Morgen geht es dann in aller früh in den Bus und gegen Mittag endlich auf den Choquequirao Trek und damit auf unseren ersten langen Hike hier in Peru. Wir sind echt gespannt. Bislang setzt uns die Höhenluft und ganz unerwartet auch die Kälte hier in Cusco etwas zu…

Die Fahrt mit dem Nachtbus von Puerto Maldonado nach Cusco war überraschend gut. Wir hatten uns für die zehnstündige Fahrt Tickets beim Unternehmen Excluciva besorgt und der Bus fiel deutlich komfortabler aus als gedacht. Breite Ledersitze, die sich um 160 Grad kippen ließen und obendrein eine Stewardess, die Kissen, Decken und einen Snack brachte. Die Reise im Flixbus nach Köln war da deutlich unkomfortabler und tatsächlich habe ich bei all dem Komfort im Bus auch etwas Schlaf finden können. Das will bei mir schon was heißen. Normalerweise kann ich ja weder im Flugzeug noch im Bus schlafen…

Gegen 7 Uhr erreichten wir am Morgen das von Bergen eingeschlossene Cusco, die ehemalige Hauptstadt des Inkareiches. Ich war gespannt. Das historische Stadtzentrum von Cusco mit seiner spanischen Kolonialarchitektur sollte absolut sehenswert sein und unser Hostel, das Reinbo Hostel, lag mittendrin in der Altstadt, nicht weit entfernt vom Plaza de Armas mit der Kathedrale von Cusco und der goldenen Statue des Inkaherrschers Pachacutec.

Mit dem Taxi fuhren wir in Richtung unseres Hostels. Moment, in Richtung Hostel? Japp, nur in Richtung Hostel. Irgendwie schien sich unser Taxifahrer entweder in Cusco nicht auszukennen oder er hatte keine Lust mehr uns durch den ziemlich trägen Verkehr zu kutschieren. Auf jeden Fall ließ er uns irgendwo in der Innenstadt raus und erzählte uns wir wären bei der Kathedrale von Cusco. Waren wir natürlich nicht. Irgendwie irrten wir daher noch ne knappe Stunde durch Cusco’s Altstadt ehe wir dann am Hostel ankamen.

GoogleMaps funktioniert halt nur online oder mit der entsprechenden Offlinekarte. Die hatten wir natürlich nicht. Ebenso wenig wie eine mobile Datenverbindung. Bislang hatte uns einfach keiner eine Sim-Karte verkaufen wollen 🙂 machte aber nix. So bekamen wir direkt gleich mal einen Großteil des gepflegten historischen Stadtzentrums im Kolonialstil mit seinen vielen Plätzen, Kathedralen, Kirchen und weiteren Bauten mit ihren vielen Säulengängen und geschnitzten Holzbalkonen zu sehen.

Abgesehen von der langen Suche nach unserem Hostel wurde der erste unserer beiden Tage in Cusco auch davon ab etwas zur Odyssee. Sowohl bei der späteren Suche topographischer Karten für die geplanten Treks als auch bei der Besorgung von peruanischen Sim-Karten sind wir doch etwas verzweifelt und haben nach einem guten Frühstück in einem kleinen peruanischen Restaurant direkt mal Kilometer um Kilometer in Cusco abgelaufen. Unterbrochen nur durch etwas Public Viewing am Plaza de Armas. Peru spielte gerade gegen Dänemark und da gesellten wir uns für eine Weile dazu. Die Peruaner scheinen alle ziemlich fußballverrückt 🙂 jeder zweite trägt hier das peruanische Nationaltrikot.

Aber zurück zu unserer Suche und dabei zunächst zur peruanischen Sim-Karte: wenn man eine besorgen möchte, bekommt man durchaus das Gefühl, direkt in einen der Asterix und Obelix-Comics hineinversetzt worden zu sein. All das Hin- und Hergelaufe für eine schnöde Prepaid-Sim-Karte erinnerte mich doch sehr an das Haus der Irren in „Asterix erobert Rom“. Ich wäre nicht verwundert gewesen, wenn uns irgendwann jemand gefragt hätte, ob wir denn den Passierschein A38 hätten, der überhaupt zum Kauf einer peruanischen Sim-Karte berechtigt.

Aber von vorneweg: unsere Suche nach einer Sim-Karte oder vielmehr zweien – eine für Christian, eine für mich – begann ja bereits in Lima am Flughafen und beschäftigte uns auch in Puerto Maldonado bis hin nun zu Cusco. Shops der peruanischen Anbieter „Claro“ und „Movistar“ gab es überall wie Sand am Meer, nur wollte uns dort niemand eine Prepaid-Sim-Karte verkaufen. Die gäbe es in den Shops halt nicht… Das fanden wir schonmal merkwürdig, machten uns aber keine weiteren Gedanken darüber. In Lima und Puerto Maldonado rechneten wir schließlich noch damit spätestens in Cusco fündig zu werden. In Cusco selbst gab es in verschiedenen Läden allerdings genau dieselben Aussagen, so dass wir uns schon nach einem „Sim-Karten-Schwarzmarkt“ erkundigen wollten.

Letztlich landeten wir am frühen Nachmittag dann in einem Laden des Anbieters „Movistar“, der uns schlussendlich aufklärte, dass Sim-Karten nur im Hauptgeschäft ausgegeben werden (dürfen). Also auf zum Hauptgeschäft. Ein ziemlich großer Laden, in dem wir zunächst an einem ersten Schalter eine Nummer ziehen durften, an einem zweiten Schalter dann bedient wurden und nach Vorzeigen unseres Personalausweises und vierfachen Unterschreibens eines etwa zehnseitigen spanischen Vertragswerkes nebst Abnahme von Fingerabdrücken das Anrecht auf Bezahlung einer Sim-Karte an einem weiteren Schalter bekamen. Also zum nächsten Schalter und die Sim-Karte bezahlt. Damit erwarben wir wiederum das Anrecht auf Herausgabe der bezahlten Sim-Karte an einem weiteren Schalter. Also dorthin, die Sim-Karte in Empfang genommen, mal wieder irgendwas unterschrieben und gedacht, nun könnten wir loslegen. Mit Hilfe von Schalter Sechs mussten wir die Karte aber erst aktivieren. Nun konnten wir aber loslegen… oder auch nicht! Denn das gute Stück, also die SIM, will ja nun auch noch aufgeladen werden. Also gedanklich schon mal zurück zu Schalter Vier. Da hatten wir ja schon mal was bezahlt. Was wir in unserer Unwissenheit natürlich nicht bedacht haben: das Aufladen von Sim-Karten geht natürlich nicht im Hauptgeschäft, weder an Schalter Vier, noch an allen anderen Schaltern von Eins bis Neunzehn. Das geht wiederum nur an Geschäften, die das Aufladen anbieten. Also wieder raus aus der Hauptfiliale und zu einem Kiosk, an dem sich das Guthaben aufladen ließ. Glücklicherweise fand sich ein solcher gleich um die Ecke. Damit sollte nun aber alles funktionieren. Dachten wir zumindest. Tat es aber doch nicht. Über einen weiteren Umweg in eine normale Filiale unseres Anbieters und nochmal zurück zum Kiosk bekamen wir das Ding schlussendlich dann aber doch aufgeladen, so dass wir letzten Endes nun doch mit einer mobilen Datenverbindung hier in Peru versorgt sind. Yippppieeee! Für Zuhause erwarte ich jetzt allerdings noch die Lieferung einer Waschmaschine und einer oder mehrerer Original-George-Foreman-Grilling-Machines. Bei all den Unterschriften und abgenommenen Fingerabdrücken kommt sicher noch irgendwas in der Art 🙂

Die Suche nach topographischen Karten für die Treks, die wir in Peru laufen wollen, gestaltete sich daneben ähnlich schwierig wie die Sim-Karten-Suche und nahm zusammen mit der Sim-Karten-Geschichte doch glatt den halben Tag Anspruch. Ich schätze wir waren aufgrund der vielen Empfehlungen, die wir erhielten, schlussendlich in etwa anderthalb Dutzend Buchgeschäften und Outdoorläden auf der Suche nach Kartenmaterial für den Choquequirao Trek und für den Ausangate Trek. Doch Fehlanzeige. Nirgends gab es ein brauchbares topographisches Kartenmaterial, nur völlig einfache Karten, die oftmals auch ein Sechsjähriger gemalt haben könnte und die im Falle vom Choquequirao Trek mit den Inkaruinen von Machu Picchu am Ende der gemalten Linie doch irgendwie mehr an Schatzkarten als an solche Karten erinnerten, die für einen Trek im Bergland der Anden geeignet sein könnten. Naja, irgendwann am Nachmittag gaben wir die Suche nach Kartenmaterial auf. Den Choquequirao Trek werden wir nun ohne topographisches Kartenmaterial angehen. Für den Ausangate Trek werden wir hoffentlich später fündig.

Heute gab man uns noch den Tipp, dass ein etwas außerhalb der Stadt gelegener Fotokopierladen topographische Karten von der Cordillera Vilcanota und somit vom Ausangate Trek vertreibt. Wir werden das prüfen, wenn wir nach dem Choquequirao Trek wieder in Cusco sind.

Etwas Gutes gab es bei der ganzen Kartensuche übrigens auch: wir können den Namen „Choquequirao“ nun endlich halbwegs vernünftig aussprechen. Übung macht ja bekanntlich den Meister. 😉

Später am Nachmittag erledigten wir noch die Einkäufe für den Choquequirao Trek. Unsere im Amazonasdschungel aufgestellte Einkaufsliste warfen wir dabei mal direkt über den Haufen und planten um. Viele der Lebensmittel von unserer Liste gab es hier in Cusco garnicht und so mussten wir kurzfristig umdenken. Ich denke aber, dass wir mit unseren Einkäufen nun gut aufgestellt sind. Einiges davon wird für mich ein ziemliches Neuseelandrevival: Instantnudeln, Thunfisch, Tortillas bzw. Wraps, Nutella, Käse und Salami usw.

Nach all dem Hin und Her des ersten Tages in Cusco waren wir am Abend übrigens ziemlich platt. Die dünne Luft tat da wohl ihr übriges zu. Auf den vielen Treppen in Cusco’s Altstadt mussten wir uns doch schon deutlich mehr anstrengen also geringerer Höhe und gerieten ungewöhnlich schnell außer Atem. Kalt war es nach Sonnenuntergang zudem auch noch. Es hat hier nach dem Sonnenuntergang nur einige wenige Grad über dem Gefrierpunkt und wir froren beinahe unentwegt. Heute morgen z.B. waren drei Grad. Die kalte Dusche, die ich gegen 7 Uhr genoss, war da irgendwie schon grenzwertig. Immerhin sind in den unisolierten Räumen des Hostels dieselben Temperaturen wie draußen.

Cusco ist bei Nacht übrigens auch sehr schön anzuschauen. Hier mal ein paar Bilder, die ich gerade noch schnell nahe unseres Hostels gemacht habe:

Unser zweiter Tag in Cusco verlief übrigens entspannter als der erste. Erst schauten wir mit einigen weiteren Deutschen, die wir auf der Straße kennengelernt hatten, das erste, im Ergebnis doch ziemlich traurige WM-Spiel Deutschlands ehe wir dann in einer Bar eine Pizza zu Mittag aßen. Anschließend machten wir uns nochmal zum Plaza de Armas auf. Auf diesem wurde ein Festival, eine Art Karneval, gefeiert und daher herrschte hier ein ziemlich buntes Treiben. Ich hab einige Fotos davon geschossen:

Nun haben wir mittlerweile zu Abend gegessen, u.a. Alpaca. Schmeckt irgendwie wie Rindfleisch, nur etwas würziger. Morgen geht es dann los. Um fünf Uhr in der Früh holt uns ein Taxi in unserem Hostel ab und bringt uns zum Busbahnhof. Von dort werden wir mit Bus und Taxi bis zum Trailstart gelangen. Sobald ich Empfang habe, berichte ich euch dann gerne vom Trek 🙂

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